Karim Matmour war erleichtert, als er Kairo verlassen hatte. „Wir haben noch nicht alles verloren”, sagte der algerische Mittelfeldspieler von Borussia Mönchengladbach am Sonntag, dabei hätte er eigentlich allen Grund gehabt, sich zu grämen.
Wenige Sekunden hatten gefehlt, bis zur Erfüllung eines großen Traumes. Erst in der fünften Minute der Nachspielzeit hatten die Ägypter das dringend benötigte 2:0 gegen Algerien erzielt, eigentlich ein Stich ins Herz für Matmour und seine Landsleute, doch der Mittelfeldspieler hatte Schlimmeres befürchtet. „Gerade noch der Falle von Kairo entkommen”, titelte auch die algerische Zeitung Liberation. Nun stehen Ägypten und Algerien punkt- und torgleich an der Tabellenspitze der WM-Qualifikationsgruppe C, am Mittwoch entscheidet ein Entscheidungsspiel in Sudans Hauptstadt Khartum.
Für Freunde des friedlichen Sports ist das eine gute Lösung, denn in Afrika gibt es derzeit wohl kein brisanteres Duell als das zwischen diesen beiden Maghreb-Staaten. „Denkt an 1989!”, stand auf zahlreichen Coca-Cola-Plakaten überall in Kairo, 1989 ist das Geburtsjahr der erbitterten Rivalität. Damals besiegten die Ägypter Algerien im entscheidenden Spiel um die Teilnahme an der WM 1990. Nach dem Schlusspfiff gab es Tumulte, in deren Verlauf Algeriens Star Lakhdar Belloumi dem Mannschaftsarzt der Ägypter eine schwere Augenverletzung mit einem Flaschenhals zugefügt haben soll.
Seither herrscht ein beispielloses Chaos, wenn die Rivalen aufeinandertreffen. Schon am Mittwoch wurde der Bus der Algerier auf dem Weg vom Flughafen zum Hotel mit Steinen beworfen. Im Inneren des Busses hat jemand Filmaufnahmen gemacht, Männer in weißen Trainingsanzügen sitzen zusammengekauert vor zerborstenen Scheiben, auch Fußballer mit blutüberströmten Gesichtern sind zu sehen. „Wir fürchteten um unser Leben”, erzählte Antar Yahia vom VfL Bochum.
In Algerien wiederum wurde nach der Attacke auf den Bus eine überwiegend von Ägyptern bewohnte Siedlung verwüstet. Von der Nacht nach dem Spiel berichteten Augenzeugen, dass die Polizei in Kairo nicht einschritt, als Busse mit algerischen Fans von mit Wurfgeschossen attackiert worden sind. Kaum jemand glaubt, dass es am Mittwoch ruhig bleiben wird in Khartum, Algier oder Kairo.