Nach dem Selbstmord von Robert Enke hat Christian Wulff ein Umdenken in der Gesellschaft gefordert. "Wir brauchen keine fehlerfreien Roboter", so Niedersachsens Ministerpräsident.
Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff hat nach dem Selbstmord von Nationaltorwart Robert Enke ein Umdenken in der Gesellschaft gefordert. "Die Welt ist nicht im Lot. Wir brauchen doch keine fehlerfreien Roboter. Wir brauchen Menschen mit Ecken und Kanten und mit allen ihren Schwächen und ihren wunderbaren Eigenschaften", sagte der CDU-Politiker am Sonntag vor rund 35.000 bei der Trauerfeier für Enke in der AWD-Arena in Hannover.
In seiner emotionalen Rede wandte sich Wulff auch persönlich an Enkes mutige Ehefrau Teresa, die am Mittwoch nur 19 Stunden nach dem schrecklichen Selbstmord die Öffentlichkeit über die Krankheit ihres Mannes informiert hatte. "In Ihrer Pressekonferenz am Mittwoch haben Sie sich mutig, stark und eindrucksvoll an die Öffentlichkeit gewandt. Dadurch ist für uns all das erst erkennbar geworden", sagte Wulff.
Zwanziger: "Fußball ist nicht alles"
DFB-Präsident Theo Zwanziger nahm vor dem Hintergrund des immer größer werdenden Leistungsdrucks in der Gesellschaft auch die Eltern potenzieller Fußball-Profis in die Pflicht. Denn nach dem Selbstmord Enkes seien im "System Fußball" nun Werte wie "Maß, Balance, Fair Play und Respekt" gefragt.
"Bei allem Ehrgeiz und Streben für eine gute Zukunft ihres Nachwuchses sollen auch Eltern daran denken: Fußball ist nicht alles. Denkt nicht nur an den Schein, Fußball darf nicht alles sein. Man darf nicht nur wie besessen Höchstleistungen hinterherjagen", sagte der 64-Jährige und appellierte mit Blick auf die Tabuthemen Depression und Homosexualität an die Anhänger: "Die Fans müssen das Kartell der Tabuisierer und Schweiger durchbrechen."
Hannovers Präsident Martin Kind stellte derweil einmal mehr die Frage nach dem "Warum". "Die marternde Frage geht allen durch den Kopf: Warum ist es so gekommen? Auch ich kann keine Antwort geben. Es ist ein Glück und ein Geschenk gewesen, mit einem solchen Menschen zusammenarbeiten zu dürfen. Robert Enke hatte nur Freunde. Und dennoch hat ihm eine heimtückische Krankheit das Herz gebrochen. Unser Entsetzen ist überall zu spüren", sagte Kind und fügte mit Tränen in den Augen hinzu: "Robert, du warst eine Nummer eins im echten Sinne des Wortes."