Essen. Zum DFB-Pokal gehören in jedem Jahr peinliche Pleiten. Die Bundesliga-Goliaths verlieren gegen die Kreisliga-Davids auf der deutschen Fußball-Landkarte. Eine Zusammenstellung der schmerzhaftesten Niederlagen.

Zur DFB-Pokal gehören in jedem Jahr peinliche Pleiten, die Bundesliga-Goliaths verlieren gegen die Kreisliga-Davids auf der deutschen Fußball-Landkarte. Wir haben die kuriosesten Pleiten der NRW-Klubs Borussia Dortmund, Schalke 04, VfL Bochum, Borussia Mönchengladbach, 1. FC Köln, MSV Duisburg, RW Oberhausen und Fortuna Düsseldorf sowie von Rekord-Pokalsieger Bayern München rausgesucht.

Borussia Dortmund

Hochmut kommt vor dem Fall. Am 25. August 2001 fügt der BVB seiner beträchtlichen Liste an Pokal-Pleiten die vielleicht peinlichste hinzu. In Wolfsburg, wohlgemerkt bei der Reserve aus der Oberliga Niedersachsen-Bremen, verzichtet Trainer Matthias Sammer unter anderen auf Lehmann, Rosicky, Koller und Amoroso. Die Quittung: Vandreike trifft für die jungen Wölfe – und mitten ins schwarz-gelbe Herz. Raus, ohne Applaus! Allerdings: Am Ende der Spielzeit feiert der BVB mit Jung-Trainer Sammer seine sechste deutsche Meisterschaft. (nil)

Schalke 04

Der FC Schalke 04 ist im Pokal schon oft frühzeitig ausgeschieden. In der Saison 1991/92, die Königsblauen waren gerade wieder in die Bundesliga aufgestiegen, war das Ausscheiden beim Oberligisten Rot-Weiß Erfurt (1:2) besonders bitter. Präsident Günter Eichberg tobte – und Trainer Aleksandar Ristic auch. Schalkes damals 21-jähriger Torwart Jens Lehmann rastete aus, trat vor Wut die Kabinentür ein und knallte nicht nur seine Schuhe gegen die Wand. Die Erfurter verlangten zunächst auf dem zivilrechtlichen Weg Schadenersatz, bis sich beide Vereine nach langem Hin und Her einigten. Vielleicht wurde einfach ein Schüppchen draufgelegt, als es darum ging, von den Erfurtern einen talentierten Spieler zu verpflichten. Das war Thomas Linke, der es auf 43 Länderspiele brachte. (wolf)

VfL Bochum

400 Kilometer hatte sich Trainer Reinhard Saftig über die Autobahnen gequält, um Bochums Zweitrunden-Gegner der Saison 1989/90 persönlich zu betrachten. Und dann musste sich der Bochumer Trainer vorkommen wie ein verirrtes Hänschen im dunklen Walde: kein Mensch da, Stadiontore geschlossen! Das angepeilte Spiel des FC Pforzheim fand erst einen Tag später statt ... „Das Schlimmste an solchen Pokalspielen”, sagte Saftig da noch, „sind diese weiten Reisen.” Ein Irrtum! Schlimmer noch sind weite Reisen plus Totalschaden. Die Pforzheimer, damals Mittelmaß in der Oberliga Baden-Württemberg, besiegten die Profis um Torjäger Uwe Wegmann 1:0. Es war der 23. September 1989, als die damals „Unabsteigbaren” der 1. Liga ihrer Vereinsgeschichte ein trauriges Kapitel hinzufügten: das erste Aus in einer Pokal-Hauptrunde bei einem Amateurklub. (rari)

Borussia Mönchengladbach

Die eine große Mega-Pleite, an die sich jeder Fußball-Fan erinnert, hat Borussia Mönchengladbach im DFB-Pokal nicht wirklich erleben müssen. Trotzdem gab es zahlreiche peinliche Auftritte. 1992 und 2006 scheiterte die Borussia beim VfL Osnabrück, 1999 beim SC Verl, 1998 bei Rot-Weiss Oberhausen, 1991 beim FC Remscheid und schon 1963 beim Altonaer FC. Die vielleicht bitterste Niederlage kassierte die Borussia bislang bei den Bayern, und zwar bei der Zweitvertretung, gegen die man 2004 versagte. Angstgegner bleibt der FC Schalke, der sich schon fünfmal (1967, 1972, 1985, 1988 und 2002) gegen Gladbach durchsetzen konnte. Zuletzt vor sieben Jahren sogar mit 5:0. Eine vergleichbar hohe Niederlage dürfte jetzt in der Partie beim FSV Frankfurt nicht drohen. Doch die Gladbacher müssen vorsichtig sein. Alexander Voigt und Soumaila Coulibaly haben eine Rechnung offen. Die Gladbacher Aufstiegshelden wurmt es, dass Ex-Trainer Hans Meyer nichts mehr mit ihnen anzufangen wusste. (avs)

1. FC Köln

Gegen Werder Bremen kann man ausscheiden, gegen Werder Bremen II sollte das nicht passieren. Vor allem dann nicht, wenn man, wie die Kölner 2007 mit ihrem Trainer Christoph Daum schon 2:0 bei den Werder-Amateuren führen. Die glichen tatsächlich noch aus. In der Verlängerung sah Kölns Tobias Nickenig nach einem Handspiel im Strafraum die Rote Karte. Den folgenden Strafstoß verwandelte Frank Löning zum 3:2 für Bremen. Kenny Schmidt erzielte gar noch das 4:2 für die Amateure. (tosch)

MSV Duisburg

Der MSV Duisburg konnte sich bislang stets genüsslich über peinliche Pokalpleiten der Profi-Konkurrenz amüsieren – denn selbst sind die Zebras bislang nie an Gegnern der Marke Sandhausen oder Weinheim gescheitert. Allerdings wurde es einige Male knapp. Wie in Erstrundenpartien gegen Magdeburg oder Bremens Zweite. Am engsten – und peinlichsten – wurde es allerdings in der Saison 1964/65, als der Meidericher SV als aktueller Deutscher Vizemeister beim Viertligisten SuS Northeim 07 aus der zweiten Amateurklasse Niedersachsens ran musste. Die Northeimer mauerten so konsequent, dass Pitter Danzberg & Co. die 90 Minuten mit einem 0:0 beendeten. In der 114. Minute fiel erst der erlösende Siegtreffer – durch ein Eigentor des Northeimer Kapitäns Raffel. SuS-Keeper Kober hatte zuvor den Ball an Raffels Kopf gefaustet. MSV-Torhüter Manfred Manglitz war stinksauer: „Ich schäme mich, dass ich in so einer Mannschaft spiele. 120 Minuten und kein richtiges Tor.” (the)

Rot-Weiß Oberhausen

Wirklich ruhmreich ist die Pokalgeschichte von Rot-Weiß Oberhausen nicht. Aber in der Saison 98/99 erwischten sie mal einen Zipfel vom großen Glück und spielten sich bis ins Halbfinale vor - gegen Bayern München. es wurde umgezogen ins Gelsenkirchener Parkstadion, und am Abend des 9. März 1999 waren immerhin über 47000 Zuschauer gekommen - RWO-Rekord für ein "Heimspiel". Das Match ging zwar mit 1:3 verloren, aber die Oberhausener glaubten fortan an eine glückliche Zukunft. Und sie träumten erneut von Pokalerfolgen, auch weil die erste Runde am 31. Juli 1999 mit dem badischen Oberligisten FC Singen 04 eine lösbare Aufgabe vorsah. Klappe aber nicht, zumal eine 1:0 Pausenführung die arrogant auftretenden Rot-Weißen zu noch mehr Überheblichkeit veranlasste. Sie wurde bestraft: Es hieß am Ende 3:2 für Singen. RWO-Trainer Aleksandar Ristic nahm das Ausscheiden auf seine Kappe: "Habe ich Fehler mit Aufstellung gemacht." (ntz)

Fortuna Düsseldorf

Erste Runde im DFB-Pokal, da war doch was! Auch bei der Düsseldorfer Fortuna, die am Montagabend Erstligist Hamburger SV empfängt und immerhin 1979 und 1980 jeweils den „Pott” gewann. Am 16. August 1997 blamierten sich die damals gerade in die 2. Bundesliga abgestiegenen Rheinländer durch eine 1:2-Niederlage beim Regionalligisten VfB Lübeck. Was quasi zugleich der Anfang vom ab 1999 zehn Jahre dauernden Absturz in die Dritt- und Viertklassigkeit war. Und dennoch geistert eine andere Niederlage auch heute noch als größte DFB-Pokal-Pleite durch die Vereins-Analen. Am 1. 4. 1987 fand es keiner der tausende mitgereisten Fans als April-Scherz, dass die Düsseldorfer im Stuttgarter Degerloch einen bitterbösen Absturz erlebten. Im Halbfinale als klarer Favorit angetreten verlor die Fortuna bei Zweitligist Stuttgarter Kickers mit 0:3! Vor dem Spiel hatte Trainer Dieter Brei von einer „Kurzkür” seiner Mannschaft auf dem Weg zum Endspiel nach Berlin gesprochen, einen Tag nach der Partie war er seinen Job los (Bt.)

Bayern München

Der Rekordmeister ist auch Rekordpokalsieger und trotzdem nicht vor Pokal-Pleiten gefeit. Die Mutter aller Pleiten gab es im August 1994 in Franken. Die Rekord-Bayern mit Oliver Kahn und Lothar Matthäus unterlagen dem TSV Vestenbergsgreuth 0:1. Trainer Giovanni Trapattoni verhielt sich an diesem Tag ähnlich verhaltensauffällig wie bei seiner „Struuunz-Rede”. Schon die Nennung des Begriffs „Vestenbergsgreuth“ lässt heute noch Bayern-Feinde lächeln. (tosch)