Basel/Athen. In Basel und Athen kämpfen die deutschen Trainer Otto Rehhagel und Ottmar Hitzfeld mit ihren Nationalmannschaften um die WM-Qualifikation – gegeneinander.

Es ist ja noch nicht einmal so lange her, da klang der sonst so strenge Ottmar Hitzfeld ganz mild. Die Bayern hatten ihn geschafft, und Hitzfeld sprach von seiner Sehnsucht nach Lebensqualität. Von Überschaubarkeit hat er geschwärmt und davon, sanft in den Trainer-Ruhestand gleiten zu wollen. Was hätte da besser gepasst, als Schweizer Nationalcoach zu werden? Und nun hat es sich was mit Ruhe, Überschaubarkeit und einem Leben ohne den ewigen Druck, gewinnen zu müssen. Heute Abend geht es für Hitzfeld im Spiel gegen Isreal um die direkte WM-Qualifikation. Und vielleicht auch darum, nicht erleben zu müssen, wie ihm Otto Rehhagel diesen letzten Höhepunkt seiner Laufbahn vor der Nase wegschnappt.

Von Stress und Kränkungen

Die Sache ist nämlich die: Der Schweiz reicht gegen Israel schon ein Unentschieden, um den ersten Platz in Gruppe 2 zu behalten. Aber Ottmar Hitzfeld ist, was kaum noch jemand weiß, mit einem 1:2 zuhause gegen Luxemburg in die Qualifikation gestartet. Man weiß also nie, und hätte sich die Schweiz damals nicht so entsetzlich blamiert, könnte Hitzfeld sich heute entspannt auf die Bank setzen und das Spiel tatsächlich genießen.

So wird der Druck doch noch einmal Hitzfelds Wegbegleiter. Man sieht es ihm an, wenn auch nicht mehr so sehr wie in der Bundesliga. Stress und Druck haben sich damals bei Hitzfeld so schnell ins Gesicht gefressen wie bei kaum einem anderen Trainer, und die Belastung hat ihn über die Jahre verbissen und rechthaberisch wirken lassen.

Sollte es also nicht klappen, wäre wohl Otto Rehhagel der große Gewinner. Sein Team spielt gegen Luxemburg und sollten die Schweizer stolpern, hätte Rehhagel seinen WM-Platz in der Tasche. Zu verdanken hat er diese Chance einer tollen Halbzeit beim 5:2-Sieg über Lettland am Wochenende. Nach dem 1:2 zur Pause soll es angeblich heftig gekracht haben zwischen dem Trainer und seinen Profis, und man fragt sich, wie Rehhagels Dolmetscher das hinbekommen haben mag, wenn es denn stimmt.

Duell der Bundesliga

Otto Rehhagel hat danach erklärt, nichts davon stimme. Diese Dementis begleiten ihn durch die Jahre. Das Turnier in Südafrika wäre für ihn – wohl mehr noch als für Hitzfeld – auch die Genugtuung, es wieder einmal allen gezeigt zu haben. Rehhagel ist 71 Jahre alt und der Drang, am Ende Recht behalten zu wollen, ist bei ihm vielleicht noch ausgeprägter. Er reagiert auch auf Verletzungen empfindlicher als Hitzfeld. Mit Griechenland ist Otto Rehhagel vor fünf Jahren überraschend Europameister geworden, damals hat er allen eine Nase gezeigt, die ihn abgeschrieben hatten. Aber es hat Rehhagel fraglos gekränkt, dass nach dem Turnier in allen Nationen, die er düpiert hatte, gespottet und geschimpft wurde: über den antiquierten Fußball der Griechen, über das Tore-Verhindern um jeden Preis.

Es wäre 2010 die erste WM für jeden dieser beiden, die die Bundesliga zu ihrer Zeit geprägt haben, Rehhagel vor allem in den Achtzigern mit Werder Bremen, Hitzfeld in den Neunzigern mit dem BVB und Bayern. Dieses Fernduell, das heute Abend zwischen Basel und Athen ausgetragen wird, ist auch ein Fernduell der Liga. Auf beiden Seiten spielen Profis, die ihr Geld in Deutschland verdienen oder verdient haben. Die Schweizer unter ihnen bereiten ihrem Trainer ein paar Sorgen: Torwart Diego Benaglio hat sich genau so wie der ehemalige Dortmunder Alexander Frei und Benjamin Huggel an einem isotonischen Getränk den Magen verdorben.

Die Beteiligung der Bundesliga reicht übrigens bis zum Frankfurter Vereinsduell zwischen Verteidiger Christoph Spycher und Stürmer Ioannis Amanatidis. So klein ist Fußball-Europa längst geworden. Und so nah und doch so fern werden sich Otto Rehhagel und Ottmar Hitzfeld heute Abend sein.