Uli Hoeneß hat ordentlich Dampf abgelassen. Philipp Lahm, dessen Berater Roman Grill, Michael Rensing, Piotr Trochowski, der FC Barcelona oder Arsenal: Alle bekommen ihr Fett weg.
Uli Hoeneß hat sich nach der Aufregung um die kritischen Äußerungen von Philipp Lahm offensichtlich noch längst nicht beruhigt. In gleich zwei Interviews stellte der Manager von Bayern München nun den Sachverstand des Nationalspielers in Frage und griff außerdem dessen Berater scharf an. Nachdem er bereits am Mittwoch in der Zeitung Die Welt die Kritik des stellvertretenden Kapitäns gekontert hatte, legte er jetzt in der Wochenzeitung Die Zeit nach und betonte: "Lahm hat in fast allen Punkten unrecht."
Bei seiner ersten öffentlichen Auseinandersetzung mit den inhaltlichen Vorwürfen von Lahm wies Hoeneß unter anderem dessen Wunsch nach einer einheitlichen Philosophie zurück. "Lächerlich!" sei dies, polterte der 57 Jahre alte Vorstand und erklärte: "Franz Beckenbauer hat die einzig richtige Antwort gegeben: Das System ist überhaupt nicht entscheidend, denn eine gute Fußballmannschaft muss verschiedene Systeme spielen können." Die Spielphilosophie, sagte Hoeneß, bestimme der Trainer.
"400 Millionen Euro Schulden: super Philosophie"
Fast schon ins Lächerliche zog Hoeneß Klubs, die über Jahre hinweg eine Spielphilosophie entwickelt haben. "400 Millionen Euro Schulden: super Philosophie", lästerte er beispielsweise über den FC Barcelona. Auch am FC Arsenal und dessen Trainer Arsene Wenger ließ der Münchner Manager kein gutes Haar: "Können sie mir sagen, wann die zuletzt einen internationalen Titel gewonnen haben? Arsene Wenger hat, soviel ich weiß, noch nie einen internationalen Titel gewonnen. Tolles Beispiel."
Offenbar höchst erregt arbeitet sich Hoeneß weiter auch an Lahms Berater ab. "Lahm liegt zu 90 Prozent falsch, und jetzt sage ich Ihnen, wer dahintersteckt: Roman Grill, sein Berater, der ja auch mal hier gearbeitet hat, will seinen Mandanten positionieren - als Kapitän, als Führungsfigur." Grill war früher Spieler beim FC Bayern und arbeitete zudem in der Pressestelle des Vereins. Vor kurzem hatte er sich erfolglos um den Posten des Sportdirektors beim Hamburger SV beworben.
Auch Trochowski und Rensing in der Schusslinie
Auch zwei andere Klienten von Grill bekamen gehörig ihr Fett weg. Über Piotr Trochowski vom Hamburger SV lästerte Hoeneß: "Der kann normalerweise keine zwei Sätze geradeaus sprechen, und jetzt spricht er über Fußball-Politik." Zweites Opfer: Michael Rensing, Torhüter bei den Bayern. Seit Grill dessen Berater sei, gebe der plötzlich "jede Woche ein Interview - und was für ein Schmarren er erzählt hat! Die letzten Chancen, hier erster Torwart zu werden, hat er sich durch die Interviews genommen."
Nüchtern bewertet Hoeneß die weitere Zukunft von Trainer Louis van Gaal. "Wir werden sehen, ob das am Ende funktioniert. Ich habe Hoffnung, dass sich alle Beteiligten der Situation anpassen. Wenn sie sich nicht anpassen, dann wird es ein Problem geben, keine Frage." Heutzutage sei es aber unmöglich, über mehrere Jahre an einem Trainer festzuhalten - vor allem beim FC Bayern und der dort herrschenden Drucksituation.
"Louis van Gaal sagt, so etwas habe er noch nie erlebt", berichtete Hoeneß, gab aber auch den Medien, und da vor allem dem Internet Schuld an der Aufregung um den FC Bayern. "98 Prozent der Leute schauen den ganzen Tag in ihre Blackberrys, in ihre Computer und werden befeuert und aufgefordert: Bitte machen Sie diese oder jene Umfrage: 'Hat Lahm recht oder nicht? Würden Sie van der Vaart kaufen oder nicht?' Da werden die Leute doch kirre."