Essen. . Fußball-Verband sieht die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2018 in Russland nach zwei schmerzhaften Niederlagen gegen Mexiko und Costa Rica gefährdet.
„Es ist doch ein gutes Zeichen, wenn Kritik geübt wird oder sogar Panik aufkommt“, hatte Jürgen Klinsmann gesagt. „Das zeigt doch nur, dass der Fußball bei uns einen enormen Schub bekommen hat.“ Im April war das, die von ihm trainierte Nationalmannschaft der USA hatte sich kurz zuvor eine peinliche 0:2-Niederlage in Guatemala erlaubt. Klinsmann empfand die Aufregung als Fortschritt: Denn früher wäre den Amerikanern eine Niederlage im Fußball egal gewesen.
Nun aber war der 52-Jährige nicht mehr zu retten: Die 1:2-Heimniederlage gegen den Erzrivalen Mexiko und die deftige 0:4-Schlappe in Costa Rica hatten in den amerikanischen Medien einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. „Es ist Zeit zu gehen“, hatte Sports Illustrated gefordert – am Montag kam der US-Fußballverband dieser Forderung wie erwartet nach. Verbands-Chef Sunil Gulati verkündete die Trennung von dem früheren Bundestrainer.
Der Verband befürchtet, dass das US-Team nach sieben WM-Teilnahmen in Serie die Weltmeisterschaft 2018 in Russland verpassen könnte. Diese Sorge ist nicht unbegründet: Das Team steht ohne Punkt auf dem letzten Tabellenplatz der Qualifikationsgruppe – nur die ersten beiden Teams schaffen direkt den Sprung zur WM, das dritte erhält noch eine Playoff-Chance. „Wir sind davon überzeugt, dass wir jetzt eine andere Richtung einschlagen müssen“, sagte deshalb Verbands-Präsident Gulati, der den ehemaligen Bundestrainer aber auch lobte: „Er hat jeden in unserem Verband dazu aufgefordert, neue Wege zu gehen. Dank ihm sind wir als Organisation gewachsen.“
Er krempelte den US-Fußball um
Wie schon bei seinem Engagement als Trainer der deutschen Nationalmannschaft zwischen 2004 und 2006 hatte Klinsmann auch bei den Amerikanern keinen Stein auf dem anderen gelassen. Er berief Spieler mit Migrationshintergrund ins Nationalteam, und er riet den besten amerikanischen Fußballern stets, ihr Glück in den großen europäischen Ligen zu suchen – was bei der amerikanischen Öffentlichkeit nicht gut ankam.
Klinsmann hatte es nicht leicht in seinem Job: Da die Amerikaner es gewohnt sind, in den für sie wichtigsten Mannschaftssportarten um WM-Titel zu spielen, erwarteten sie auch im Fußball Gigantisches. Klinsmann, Typ ewiger Optimist, mahnte zwar zur Geduld, nährte aber auch die Hoffnungen. „Wir wollen bei der WM in Russland nicht nur die Gruppe überstehen, sondern auch mal das Viertel- oder gar Halbfinale erreichen“, hatte er gesagt. Als er noch nicht wusste, dass schon die Qualifikation zur Qual werden würde.