Serravalle/Mailand. Thomas Müller beschwerte sich nach dem 8:0 gegen San Marino über den bedeutungslosen Abend. Das ist aus Spielersicht nachvollziehbar. Ein Kommentar.

Der Mann für die unangenehmen Wahrheiten ist in der deutschen Nationalmannschaft Thomas Müller. Er räumte schon unverblümt ein, dass es nicht immer so leicht sei, sich als Spieler auf das höchste Niveau zu bringen, wenn es an einem unbedeutenden Abend in einem Testspiel gegen einen mittelprächtigen Gegner geht. Eine Meinung zu Spielen gegen Teams, die selbst gegen mittelprächtige Mannschaften verlieren, hat dieser Müller auch. "Mit professionellem Fußball hat das nichts zu tun", sagt der Profi des FC Bayern nach dem deutschen Sieg in San Marino, einem Fußball-Zwerg, den die Nationalmannschaft im Rahmen der WM-Qualifikation aber zu bereisen verpflichtet ist. Mit anderen Worten: Spiele wie jenes können weg, sind überflüssig!

Auch interessant

Aus der Sicht eines Spielers ist das sehr nachvollziehbar. Der Terminplan jener hoch belasteter Leistungsträger wie Müller einer ist, ist extrem eng. Er wird bestückt von Spielen im DFB-Pokal, in der Bundesliga, in der Champions League, in der Nationalmannschaft in Test- und Turnierspielen. Zeit zum Durchatmen gibt es da nicht. Die Devise lautet: funktionieren! Immer. Mehr Spiele, mehr Unterhaltung, mehr Profiteure. Die Show muss weitergehen.

8:0 gegen San Marino - die Karikatur eines ernsthaften Spiels

Die Folge aber sind manchmal Begegnungen, die wie jene gegen San Marino eher die Karikatur eines ernsthaften Spiels sind. Der Sieger steht vorher fest. Ein Jux-Spiel, in dem die Stars sogar Gefahr laufen, sich wie in Serravalle auf glitschigem Rasen oder aber im Duell mit überforderten Gegenspielern zu verletzen.

Muss das sein? Es muss sicher nicht und die Verbandsbosse sind aufgerufen, die Schraube der Belastung für die Stars der Branche nicht noch weiter zu drehen. Einerseits.

Auch interessant

Andererseits muss Platz für ein bisschen Romantik bleiben in einer durchkalkulierten Welt, die sich ohnehin mehr und mehr von den Menschen zu entfernen scheint. Profi-Fußball ist längst eine Art Paralleluniversum, in dem nicht mehr argumentierbare Gehälter und Ablösesummen gezahlt werden. Die Menschen lieben ihren Klub, verehren ihre Idole, aber Brücken, die die Welten miteinander verbinden, werden mehr und mehr eingerissen. Spiele wie das in San Marino gegen Jungs, die den ganzen Tag lang im Büro sitzen oder im Lager schuften, um abends beim Training ihrer Leidenschaft Fußball nachzugehen, so wie es Millionen von Menschen tun, wirken da wie eine Brücke zu diesen Menschen.

Es sind Spiele, die auch die Profis daran erinnern könnten, wie alles einmal angefangen hat. Ein erdendes Element. Im besten Fall.