Hamburg. Die Vorbereitung auf das WM-Qualifikationsspiel gegen Tschechien läuft. In Hamburg soll am Samstag der Torabschluss besser gelingen als bei der EM.

Hamburg zeigte sich von seiner schönsten Seite, als der ICE 906 aus Berlin mit Joachim Löw an Bord mit 25-minütiger Verspätung um 11.50 Uhr am Hauptbahnhof einrollte. Die Sonne strahlte, der Himmel hätte nicht blauer sein können, und auch die plötzliche Eiseskälte machte Löw nicht zu schaffen. „Schön ist’s hier“, sagte der Bundestrainer, als er sich gut gelaunt um Punkt 12 Uhr am Teamhotel Le Meridien an der Außenalster vorfahren ließ und von einem guten Duzend Autogrammjägern mit einem ehrlichen „Moin“ empfangen wurde.

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Die freundliche Begrüßung vor dem WM-Qualifikationsspiel am Samstag (20.45 Uhr/RTL) im Volksparkstadion gegen Tschechien dürfte gut getan haben. „Ich glaube, dass dieses Spiel das Interesse der Hamburger wecken wird“, antwortete Löw diplomatisch, als er nach der in der Vergangenheit nicht immer einfachen Verbindung des DFB zur Hansestadt gefragt wurde. „Es gab in Hamburg hier und da ja mal Pfiffe. Insofern liegt es an uns, die Zuschauer nun von Anfang an mitzunehmen“, sagte auch DFB-Manager Oliver Bierhoff. „Vielleicht hilft uns ja, dass die Hamburger nicht so verwöhnt sind vom HSV und sie sich nun an guten Leistungen erfreuen können.“

Mario Gomez musste Löw absagen

So absurd der Vergleich mit dem Bundesliga-Schlusslicht auch klingen mag – die Nationalmannschaft hat ein echtes HSV-Problem: Sie trifft einfach viel zu selten das Tor. „Wir sind nicht effizient genug“, räumte Löw bei seiner Ankunft unumwunden ein. Der Bundestrainer und sein Trainerstab hatten zu Beginn der vergangenen Woche in Düsseldorf die EM in Frankreich noch einmal ausführlich analysiert. „Die Analyse war ein wenig kurios“, verriet Löw nach dem dreitägigen Workshop. So hätten sie herausgefunden, „dass wir uns in fast allen Bereichen, die uns wichtig sind, im Vergleich zur WM 2014 verbessert haben“, sagte Löw. Und trotzdem: „Wir benötigen zu viele Schüsse für ein Tor.“

Die Erkenntnis des Problems ist das eine, die Behebung des Problems das andere. Und die wird gegen Tschechien und drei Tage später in Hannover gegen Nordirland nicht unbedingt einfacher, nachdem mit Mario Gomez ausgerechnet der einzige nominelle Mittelstürmer im Löwschen Kader wegen Problemen in der Gesäßmuskulatur abgesagt hat. Salopp gesagt: Gomez hat Popo.

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Bundestrainer Joachim Löw
Von Jörn Meyn, Kai Schiller und Daniel Berg

„Am Ende ist es doch ganz egal, wer da vorne drin steht“, sagte Kevin Volland, der sich eine Viertelstunde nach Löw im Mannschaftshotel an der Alster vorfahren ließ und von Gomez‘ Absage noch gar nichts wusste. „Echt?“, fragte Leverkusens Offensiv-Allrounder zunächst ungläubig, um dann Alternativen aufzuzählen. Auch Thomas Müller könnte im Sturm spielen, auch Mario Götze – und bei aller Bescheidenheit selbstverständlich auch er selbst.

Nationalspieler können sich nur drei Tage lang empfehlen

Drei Tage lang haben die Spieler nun Zeit, um sich für die Startelf zu empfehlen. Löw hätte sie schon am Dienstag versammeln können, doch darauf verzichtete er. „Sie hatten zuletzt viele englische Wochen. Deshalb habe ich gedacht, ich gebe den Spielern einen Tag mehr Regenerationszeit. In dieser Woche reichen mir drei Trainingseinheiten.“

Zwar hat Löws Weltmeister-Team den Anspruch, Tschechien und Nordirland notfalls auch ohne eine gemeinsame Trainingseinheit zu schlagen. Aber so würde es der meistens um Höflichkeit bemühte Löw nie ausdrücken. Er sagte: „Tschechien ist unser härtester Konkurrent in der Gruppe.“