Essen. Jahrelang galt Franz Beckenbauer als einer, dem alles gelingt. Doch die Affäre um die WM 2006 hat ihn nach und nach entzaubert. Ein Kommentar.

Es gab Franz Beckenbauer, den Hochbegabten. Er war ein Ausnahmefußballer, der den Kopf oben hielt, während er den an seinem Fuß klebenden Ball führte. Diese Körperhaltung war nicht, wie Neider nörgelnd urteilten, Ausdruck von Arroganz, sondern von Eleganz.

Es gab Franz Beckenbauer, den Erfolgsmenschen. Den Weltmeister als Spieler und als Trainer. Auch ohne Trainerschein führte er die Nationalmannschaft 1990 als Teamchef zum Titelgewinn. Wenn dieser Mann Blech berührte, wurde es zu Gold.

Es gab Franz Beckenbauer, den Unverwundbaren. Wenn er mal wieder voreilig, unüberlegt oder aufgewühlt drauflos redete, wurde ihm das meistens schnell verziehen. Man wusste, dass er aus dem Bauch redete. Der Franz, der durfte das, der Franz durfte alles. Er schaffte es, Tritte ins Fettnäpfchen galant und charmant zu Lappalien zu degradieren. Wenn sich Beckenbauer um die Kanzlerschaft beworben hätte, er wäre vermutlich gewählt worden. Auf dem Höhepunkt seiner Popularität war er der Sommermärchenmacher. Franz im Glück.

Beckenbauers alter Ruf ist nicht wiederherstellbar

Es gibt Franz Beckenbauer, den Entzauberten. In der Frage, wie die WM 2006 tatsächlich nach Deutschland kam, ist er in Erklärungsnot geraten. Es geht um dubiose Zahlungen und Verschleierungen. Was auch immer die Ermittlungen der Berner Bundesanwaltschaft ergeben werden: Es wird Franz Beckenbauer nicht mehr gelingen können, seinen alten Ruf wiederherzustellen.