Essen. . Nach 129 Länderspielen hört Fanliebling Lukas Podolski als Nationalspieler auf. Der 31-Jährige spielte in der DFB-Auswahl zuletzt nur eine Nebenrolle.

Der Anfang war Murks. Das Länderspiel in Kaiserslautern gegen Ungarn war längst gelaufen, als die Leute in einer Mischung aus Verzweiflung und Hoffnung nach Lukas Podolski verlangten. Teamchef Rudi Völler erhörte sie und beschenkte den Kölner Jungen zwei Tage nach dem 19. Geburtstag nachträglich mit dem Nationalelf-Debüt. In der 73. Minute wurde der unbekümmerte Draufgänger für Fredi Bobic eingewechselt, doch diese Partie ließ sich nicht mehr drehen. Die Generalprobe vor der EM 2004 wurde mit 0:2 gründlich verpatzt. Nach dem ersten Länderspiel biss Lukas Podolski frustriert in sein neues weißes Trikot.

48 Tore in 129 Länderspielen

Noch weitere 128-mal spielte der gebürtige Pole für die DFB-Auswahl. Bei der EM in diesem Sommer in Frankreich wurde er nur noch als Gruppendynamiker gebraucht, als Hüter der guten Laune und der positiven Haltung – Teile der Medien verunglimpften ihn respektlos als „Maskottchen der Nationalelf“. Auf dem Platz durfte Podolski nur noch in der Schlussviertelstunde des Achtelfinales gegen die Slowakei mitwirken, da stand es bereits 3:0.

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Mit 31 Jahren hat er es nun selbst eingesehen, dass er keine Zukunft mehr in dieser Mannschaft gehabt hätte: Gut zwei Wochen nach seinem Kumpel Bastian Schweinsteiger, der ebenfalls 2004 gegen Ungarn debütiert hatte, erklärte am Montag auch Podolski seinen Rücktritt. „Danke, Fans!“, schrieb er in den sozialen Netzwerken. „129 Spiele, 12 Jahre. Es war gigantisch, es war großartig. Und es war mir eine Ehre!“

Das darf man ihm abnehmen. Er hat Länderspiele nie als lästige Pflicht empfunden, er war immer mit dem Herzen dabei. Deshalb fiel es ja auch Joachim Löw so schwer, den langjährigen Leistungsträger, der mit 48 Länderspieltoren starke Argumente für seine Nominierungen geliefert hatte, nach und nach wegen zu starker Konkurrenz zum Reservisten zu degradieren.

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Der Bundestrainer lobte und dankte Podolski: „Auf ihn war und ist Verlass. Bei aller Lockerheit und Leichtigkeit, für die er steht, ist er ein Vorbild an Professionalität und Einstellung. Dem Erfolg hat er immer alles untergeordnet.“ Auch Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff verneigte sich: „Mit Poldi verliert die Nationalmannschaft einen leidenschaftlichen Fußballer und riesigen Sympathieträger.“

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Das ist wahr: Podolski ist ja nicht nur der Typ Straßenfußballer, dessen stramme Schüsse mit dem starken linken Fuß das Netz ausbeulen, er ist eben auch Poldi, der feine Kerl, Poldi, der Spaßvogel, Poldi, der Fanliebling. Auch im Umfeld der Nationalmannschaft gab er sich nie als abgehobener Star, im Gegenteil: DFB-Mitarbeiter schwärmen vom lockeren, freundlichen und unkomplizierten Umgang mit ihm.

Aber alles hat seine Zeit. Podolski, der noch beim türkischen Pokalsieger Galatasaray unter Vertrag steht, will sich mehr seiner Familie widmen, kurz vor der EM war er zum zweiten Mal Vater geworden. Für den deutschen Fußball endet mit dem Nationalelf-Rücktritt von Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski eine Ära: die der Sommermärchen-Fußballer.