Essen.. Um 12 Uhr trifft die deutsche U19-Auswahl bei der EM in Baden-Württemberg auf Italien. Auch fünf Talente aus dem Revier hoffen auf einen Einsatz.
Dominik Reimann, Janni Serra (beide Borussia Dortmund), Gökhan Gül (VfL Bochum), Phil Neumann und Fabian Reese (beide FC Schalke 04) hat Bundestrainer Guido Streichsbier für das Turnier im eigenen Land nominiert. Vor allem für Serra und Gül kam die Berufung ein wenig überraschend. Sie sind die einzigen Jungjahrgänge im Kader und haben bisher noch kein einziges Spiel im Trikot der U19-Nationalmannschaft absolviert.
Turniererfahrung hilft Bochums Gül
Gül wurde sogar erst auf den letzten Drücker in der Kader berufen. Ursprünglich war der Bochumer überhaupt nicht für die EM vorgesehen. Doch weil der Kader auf der Innenverteidigerposition "ein bisschen dünn besetzt" war, holte Trainer Guido Streichsbier Gül für den letzten Lehrgang noch dazu. Außerdem erklärte der Nationaltrainer: "Gökhan hat einige Turniererfahrung, da er letztes Jahr mit der U17 eine EM und eine WM gespielt hat." Als Kapitän. Mit erst 18 Jahren ist Gül als Innenverteidiger schon sehr weit. Vor allem bei hohen Bällen ist er kaum zu überwinden. Während er neben dem Platz ein eher ruhiger Vertreter ist, "legt er einen Hebel um, wenn er über die weiße Linie tritt", erklärt Alexander Richter, Leiter NLZ beim VfL Bochum. Das weiß auch Trainer Gertjan Verbeek zu würdigen. Der Coach der ersten Mannschaft setzt auf Gül, der in der neuen Saison komplett bei den Profis spielen wird. In der letzten Saison stand er noch ein wenig zwischen den Stühlen, trainierte zwar bei den Profis mit, kam aber nur bei der U19 zum Einsatz. Obwohl er noch ein Jahr in der A-Jugend spielen könnte, gehört er nun aber fest zum Zweitliga-Kader. Deshalb sagt Richter auch: "Ich traue Gökhan einen Startelf-Einsatz bei der EM definitiv zu."
Innenverteidiger war auch mal die Position von Janni Serra vom Deutschen U19-Meister Borussia Dortmund. Beim BVB wurde er aber zum Stürmer umfunktioniert. Mit Erfolg. Insgesamt 17 Tore hat er zum Titelgewinn beigesteuert - die ihn dann auch zur U19-EM gebracht haben. Im gegnerischen Strafraum ist der 18-Jährige eiskalt. Aufgrund seiner 1,93 Meter hat Serra eine große körperliche Präsenz. Er kann sich durchsetzen, den Ball behaupten. Hat er das Spielgerät erst einmal, dann ist Serra nur schwer davon zu trennen. Sein Trainer Hannes Wolf sagt: "In Deutschland gibt es im Moment diese Stürmer-Diskussion, er wäre ein echter Stürmer". Hinzu kommt, dass er sich nicht zu schade ist, auch mal weite Wege zu gehen und mit nach hinten zu arbeiten. Er war eben auch mal Verteidiger. Deswegen muss er auch noch an seiner Technik arbeiten. Wenn Serra das gelingt, dann dürfte ihm eine große Zukunft bevorstehen. Er ist ja noch jung. Deswegen ist es auch "eine große Anerkennung seiner Leistung", sagt Wolf, "dass er für die EM nominiert wurde. Er hat eine tolle Mentalität."
Dortmunder dürfte das Tor hüten
Dominik Reimann gehört ebenfalls zur Meister-Elf der Dortmunder und hat mit starken Leistungen zum Titelgewinn beigetragen. In 25 Partien kassierte er nur 23 Gegentreffer, davon ging in gerade einmal vier Spielen mehr als ein Ball rein. Zwölf Mal kassierte er gar kein Tor. Aber auch beim DFB hat er mit guten Leistungen auf sich aufmerksam gemacht. In der U18 hat Bundestrainer Guido Streichsbier schon auf den Borussen gesetzt. Deswegen deutet vieles darauf hin, dass der 19-jährige Reimann auch bei der EM zwischen den Pfosten stehen und sich im Turnier gegen Konkurrent Florian Müller (Mainz 95) durchsetzen wird.
Auch wenn Reimann mit 1,86 Metern nicht der größte Torhüter ist, die mangelnden Körpergröße macht er mit seinem Können und seiner Qualität wett. "Dominik ist als Torhüter schon sehr komplett", sagt sein Trainer. Seine absolute Stärke liegt im Spiel mit dem Ball. Mit dem Spielgerät am Fuß macht Reimann niemand etwas vor. "Einen besseren Spielaufbau kann man nicht machen", sagt Wolf. "Das ist absolutes Topniveau." Wächst da etwa die zukünftige Nummer eins des BVB heran? Abwarten. Reimann wird zunächst einmal mit der zweiten Mannschaft in der Regionalliga West erste Erfahrungen bei den Senioren sammeln.
Bleibt noch der Schalker Nachwuchs. Von den Königsblauen hat es unter anderem Abwehrspieler Phil Neumann in den Kader geschafft. Die große Stärke des gerade 19 Jahre alt gewordenen Schalkers: Seine Variabilität. So ist er zwar überwiegend auf der Rechtsverteidigerposition zu Hause, kann aber auch als Innenverteidiger oder im defensiven Mittelfeld aufgestellt werden. Wohl auch deshalb setzt der Bundestrainer auf Neumann, dessen Flexibilität im Laufe des Turniers hilfreich werden könnte. Und auch sein Heimtrainer Norbert Elgert wusste diese Qualitäten in der letzten Saison zu schätzen: Neumann verpasste keine einzige Minute in der A-Junioren-Bundesliga West. "Phil hat einen riesigen Sprung gemacht", sagt Elgert, dessen Schützling nach der EM für die Schalker U23 auflaufen wird. "Er ist unglaublich schnellkräftig und verfügt über eine gute Ausdauer." Neumann war bei S04 die Überraschung der Saison. Dem "Spätentwickler", so Elgert, hatte wohl niemand den großen Durchbruch in der Knappenschmiede zugetraut. Doch er hat sich gut entwickelt, ist ein nahezu kompletter Spieler geworden, der von der Zweikampfstärke und Ballsicherheit lebt.
Fabian Reese könnte eine große Zukunft bevorstehen. Der 19-Jährige ist nach einigen Jahren wieder ein Angreifer aus der Knappenschmiede, der sich auf Schalke durchsetzen könnte. Felix Platte und Donis Avdijaj ist dies in den letzten beiden Spielzeiten nicht gelungen. S04 stattete ihn im Februar mit einem Profi-Vertrag aus. Schon als Jungjahrgang vor zwei Jahren kam Reese bei den A-Junioren in 20 Partien (6 Tore) zum Einsatz. In der vergangenen Spielzeit fehlte er dann nur ein einziges Mal - weil er bei den Profis spielen durfte und gegen den FC Bayern München für drei Minuten eingewechselt wurde. Reese verfügt über einen guten Torabschluss. 14 Tore und 18 Vorlagen zeugen von einer sehr guten Torquote. Der Stürmer verfügt über die nötige Übersicht, läuft gut in die Schnittstellen rein. "Fabian ist sehr torgefährlich", sagt Elgert. "Ich traue ihm und Phil durchaus zu, sich bei der EM durchzusetzen. Sie werden ihre Rolle im Team spielen." Reese hat bereits mit dem Doppelpack im Test gegen die U19 von Greuther Fürth gezeigt, dass Bundestrainer Streichsier auf ihn zählen kann.
Der Spielplan der DFB-U19:
Montag, 11. Juli, 12 Uhr
Deutschland - Italien
Donnerstag, 14. Juli, 19.30 Uhr
Deutschland - Portugal
Sonntag, 17. Juli, 19.30 Uhr
Österreich - Deutschland
Hier geht es zum kompletten Kader der U19