Frankfurt. Die Bundesligavereine rechnen nach den Ergebnissen einer Studie mit sinkenden Einnahmen. Erstmals nach fünf Jahren sei eine Verschlechterung der Situation feststellbar.

Die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise setzt den deutschen Profifußball zunehmend unter Druck: Nach einer Studie der Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young rechnen die Klubs der 1. und 2. Bundesliga wenige Tage vor Saisonbeginn mehrheitlich mit deutlich sinkenden Einnahmen und einer generellen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage im deutschen Profifußball.

"Die Fußballbranche kann sich der Finanz- und Wirtschaftskrise nicht entziehen. Zwar gehen die Fußball-Fans weiter ins Stadion und sorgen damit für stabile Einnahmen aus dem Spielbetrieb, aber die Marketingbudgets der Unternehmen wurden im Zuge der Krise massiv zusammengestrichen - mit Folgen auch für die Sport-Sponsorings", erklärte Christoph Erhardt, Leiter der Sport-Unit Score von Ernst & Young, bei der Präsentation der insgesamt 6. Bundesliga-Studie in Frankfurt.

Bruchhagen: "Finanzkrise trifft uns viel stärker"

Nach fünf Jahren der stetigen Verbesserung ist 2009 erstmals eine Verschlechterung der finanziellen Situation der deutschen Klubs festzustellen. So stieg der Anteil der Erst- und Zweitligisten, die rote Zahlen schreiben, im Vergleich zum Vorjahr markant von 7 auf 35 Prozent. Zudem erwarten 56 Prozent der Bundesliga-Manager, dass sich die wirtschaftliche Lage der Vereine in der kommenden Saison weiter verschlechtern wird.

So musste auch Frankfurts Vorstandsboss Heribert Bruchhagen zuletzt feststellen, dass vor allem die hessische Bankenmetropole von den Auswirkungen der Finanzkrise betroffen ist. "Die Finanzkrise trifft uns viel stärker als Vereine in anderen Regionen", sagte Bruchhagen, der noch händeringend Käufer für die noch nicht vollständig gebuchten VIP-Logen sucht.

In einem anderen Bereich der Studie konnte die Bundesliga dagegen punkten. Die deutsche Eliteliga ist neben der französischen Ligue 1 die ausgeglichenste und spannendste der fünf europäischen Top-Ligen und verweist die italienische Serie A, die spanische Primera Division und die englische Premier League auf die Plätze. In keiner anderen Liga ging es in den vergangenen 15 Jahren beim Rennen um die Spitzenplätze so abwechslungsreich zu wie in der Bundesliga.

Bundesliga-Manager: Premier League vor schweren Zeiten

"Ein entscheidender Grund für das positive Abschneiden der Bundesliga und der französischen Ligue 1 ist die zentrale Vermarktung der Medienrechte und die anschließende relativ gleichmäßige Verteilung der Einnahmen unter den Klubs. So wird verhindert, dass die Kluft zwischen den armen und reichen Vereinen zu groß wird", sagte Arnd Hovemann, der Autor der Studie.

Nach Auffassung der deutschen Bundesliga-Manager wird vor allem die Premier League unter den Auswirkungen der Krise leiden. 79 Prozent der Befragten sehen schwere Zeiten auf Englands Top-Liga zukommen. Unter anderem auch deshalb, weil der Wettbewerb in der Premier League immer uninteressanter wird. Die Dominanz von Meister Manchester United und den Jahr für Jahr an der Champions League teilnehmenden Teams des FC Chelsea, FC Arsenal und FC Liverpool langweilt vor allem die Fans der übrigen Klubs.

"Die erfolgreichen Klubs vereinnahmen immer höhere Prämien, können somit ihre sportliche Qualität weiter steigern und die Wahrscheinlichkeit des erneuten sportlichen Erfolgs erhöhen", sagte Erhardt und warnte: "Wenn die Schere zwischen arm und reich noch weiter auseinandergeht, bleibt die Spannung auf der Strecke und der Zuschauer zu Hause." (sid)