Essen. Der Leverkusener Trainer ist nach dem Ablauf seiner Sperre gegen den Hamburger SV zum Siegen verdammt. Roger Schmidts jüngste Analyse verwundert.

Am Sonntag hat Roger Schmidt wieder einen kürzeren Weg zu seinem Platz. Bayer Leverkusens Trainer darf vor der Bundesligapartie gegen den Hamburger SV (15.30 Uhr, live in unserem Ticker) durch die Katakomben in den Stadion-Innenraum gehen und sich während der 90 Minuten in der Coaching-Zone aufhalten.

Beim vergangenen Heimspiel der Rheinländer musste Schmidt noch auf der Tribüne Platz nehmen. Der Deutsche Fußball-Bund hatte ihn dorthin nach dem Eklat in der Partie gegen Borussia Dortmund verbannt.

Erinnerungen an Dutt und Hyypiä

Schmidts Drei-Spiele-Sperre ist nun beendet. Eine Frage bleibt: Wird er auch in den kommenden Wochen in der Coaching-Zone stehen? Denn aktuell durchlebt der Trainer seine schwerste Zeit als Bayer-Trainer. Ein Punkt aus vier Ligaspielen, Tabellenplatz acht – das sind Zahlen, die eines Champions-League-Aspiranten nicht würdig sind.

Wenn Leverkusen in der Vergangenheit ins Mittelmaß abrutschte, mussten Trainer gehen. Das Schicksal seiner Vorgänger Robin Dutt oder Sami Hyypiä droht nun auch Roger Schmidt. Rudi Völler stellte dem 48-Jährigen während dieser Woche zwar noch eine Art Jobgarantie aus. „Tatsache ist, dass wir einen erstklassigen Trainer haben“, sagte Leverkusens Sportchef.

Doch dann folgte die Europa-League-Partie beim FC Villarreal. Bayer verlor das Achtelfinal-Hinspiel nach einer desolaten Leistung mit 0:2. „Wir brauchen nicht um den heißen Brei herumzureden“, wetterte Völler, „was wir gezeigt haben, war zu wenig. Im Moment fällt es schwer, noch ans Weiterkommen zu glauben. Das ist ein negatives Pfund.“ Schmidt hatte stattdessen in Spanien „ein ausgeglichenes Spiel gesehen“, er fand „viele Dinge sehr positiv“. Es war eine Analyse, über die sich Völler mit Sicherheit gewundert haben wird.

Foul-Festival im November 2014

Mit seiner Schönfärberei hat sich Schmidt automatisch unter Druck gesetzt. Dieser dürfte größer werden, wenn es nicht mit einem Sieg gegen den Hamburger SV klappt. Einfach wird es gegen die Norddeutschen nicht. Die Duelle zwischen den beiden Mannschaften waren in der Vergangenheit besonders hitzig. Ein Spiel im November 2014 ist den Fußball-Fans als große Treterei in Erinnerung geblieben. Es war die Zeit, als das Verhältnis zwischen den beiden Klubs vergiftet war. Das lag am vorangegangenen Transfertheater um Hakan Calhanoglu, der nach wochenlangem Hickhack für 14,5 Millionen Euro von Hamburg nach Leverkusen wechselte.

Der Türke trägt bei Bayer mittlerweile die Kapitänsbinde. Das ist einerseits Zeichen von Calhanoglus Reifeprozess, andererseits Ausdruck der Personalsorgen. Die Führungsspieler Lars Bender und Ömer Toprak fehlen schon seit mehreren Wochen. „Wir stoßen an die Grenzen der Belastbarkeit“, klagte Schmidt am Freitag und schraubte gleichzeitig die Erwartungen runter: „Wir müssen nicht immer Champions League spielen. Auch wenn alle Spieler fit sind.“

Dass der Klub seit Schmidts Amtsantritt rund 95 Millionen Euro für neues Personal ausgegeben hat und trotzdem in der Tabelle hinter Mainz 05 liegt, verschwieg der Trainer. Sollte Bayer die Königsklasse verpassen, wird im Sommer wohl weniger investiert. Bayer könnte dann verstärkt auf Spieler aus der eigenen Jugend wie Benjamin Henrichs oder Marlon Frey setzen. Ob Schmidt sie fördern darf, ist fraglicher denn je.