Paderborn. Seit zwölf Spielen hat der SC Paderborn unter Stefan Effenberg nicht mehr gewonnen - zu häufig. Der Verein hat sich vom seinem Trainer getrennt.

Nach nicht einmal fünf Monaten ist das erste Trainer-Abenteuer für Stefan Effenberg beim Fußball-Zweitligisten SC Paderborn 07 schon wieder beendet. Klub-Präsident Wilfried Finke habe den 47-jährigen Chefcoach im Gespräch über das Ende der Zusammenarbeit informiert, teilte der vom Abstieg bedrohte Verein am späten Mittwochabend mit. Für Donnerstagnachmittag wurde eine Pressekonferenz in der Benteler-Arena anberaumt. Effenberg hatte erst Mitte Oktober seinen glücklosen Vorgänger Markus Gellhaus abgelöst und einen Vertrag bis Juni 2017 unterschrieben.

Das ist "Tiger" Effenberg

19 Jahre, blonde Mähne, erster Profivertrag: Borussia Mönchengladbach verpflichtete Stefan Effenberg zur Saison 1987/88 vom SC Viktoria Hamburg. Der Mittelfeldspieler erkämpfte sich schnell einen Stammplatz und wurde erstmals für den FC Bayern München interessant, der ihn 1990 für umgerechnet zwei Millionen Euro kaufte. Bereits zwei Jahre später zo Effenberg weiter und wechselte zum AC Florenz.
19 Jahre, blonde Mähne, erster Profivertrag: Borussia Mönchengladbach verpflichtete Stefan Effenberg zur Saison 1987/88 vom SC Viktoria Hamburg. Der Mittelfeldspieler erkämpfte sich schnell einen Stammplatz und wurde erstmals für den FC Bayern München interessant, der ihn 1990 für umgerechnet zwei Millionen Euro kaufte. Bereits zwei Jahre später zo Effenberg weiter und wechselte zum AC Florenz. © WAZ
Auch in Italien hielt es Effenberg nur zwei Spielzeiten. Im Sommer 1994 kehrte er zunächst als Leihspieler zum Bökelberg zurück, ein Jahr später verpflichtete Borussia Mönchengladbach ihn fest. Am Niederrhein erhielt Effenberg auch seinen Spitznamen
Auch in Italien hielt es Effenberg nur zwei Spielzeiten. Im Sommer 1994 kehrte er zunächst als Leihspieler zum Bökelberg zurück, ein Jahr später verpflichtete Borussia Mönchengladbach ihn fest. Am Niederrhein erhielt Effenberg auch seinen Spitznamen "Tiger": Den an seinem Hinterkopf einrasierten Tigerkopf verdankt "Effe" einer Wette, die er 1994 in der Late-Night-Show von Thomas Gottschalk verlor. © WAZ
Mit Borussia Mönchengladbach feierte Stefan Effenberg seinen ersten Titel. Mit langen Schritten und präzisen Pässen führte der die Fohlenelf ins DFB-Pokalfinale nach Berlin, wo der Favorit den damaligen Zweitligisten VfL Wolfsburg mit 3:0 besiegte. Effenberg erzielte das vorentscheidende 2:0.
Mit Borussia Mönchengladbach feierte Stefan Effenberg seinen ersten Titel. Mit langen Schritten und präzisen Pässen führte der die Fohlenelf ins DFB-Pokalfinale nach Berlin, wo der Favorit den damaligen Zweitligisten VfL Wolfsburg mit 3:0 besiegte. Effenberg erzielte das vorentscheidende 2:0. © WAZ
Effenberg war ein streitbarer Charakterkopf, der selten einen Konflikt scheute. Im Derby gegen den 1. FC Köln geriet er mit Torjäger Toni Polster aneinander.
Effenberg war ein streitbarer Charakterkopf, der selten einen Konflikt scheute. Im Derby gegen den 1. FC Köln geriet er mit Torjäger Toni Polster aneinander. © imago sportfotodienst
Nur der Zeigefinger: Effenbergs Gestik war immer ausgeprägt, doch bei der Weltmeisterschaft 1994 in den USA brachte sie ihn in echte Schwierigkeiten. Nach dem 3:2-Sieg gegen Südkorea zeigte Effenberg den unzufriedenen deutschen Fans auf der Tribüne den Mittelfinger. Nationaltrainer Berti Vogts schickte ihn daraufhin nach Hause.
Nur der Zeigefinger: Effenbergs Gestik war immer ausgeprägt, doch bei der Weltmeisterschaft 1994 in den USA brachte sie ihn in echte Schwierigkeiten. Nach dem 3:2-Sieg gegen Südkorea zeigte Effenberg den unzufriedenen deutschen Fans auf der Tribüne den Mittelfinger. Nationaltrainer Berti Vogts schickte ihn daraufhin nach Hause. © WAZ
Vogts holte Effenberg 1998 noch einmal für zwei Spiele in die DFB-Elf zurück. Doch Effenbergs Karriere in der Nationalmannschaft blieb letztlich unvollendet: Ohne Titel und mit nur 35 Länderspielen.
Vogts holte Effenberg 1998 noch einmal für zwei Spiele in die DFB-Elf zurück. Doch Effenbergs Karriere in der Nationalmannschaft blieb letztlich unvollendet: Ohne Titel und mit nur 35 Länderspielen. © WAZ
Deutlich erfolgreicher verlief Effenbergs Vereinslaufbahn. Nach 118 Bundesligaspielen und 23 Toren in seiner zweiten Mönchengladbacher Zeit kehrte die Nummer Zehn 1998 auch zum FC Bayern München ein zweites Mal zurück. Zusammen mit Torwart Oliver Kahn bildete er ein explosives Duo.
Deutlich erfolgreicher verlief Effenbergs Vereinslaufbahn. Nach 118 Bundesligaspielen und 23 Toren in seiner zweiten Mönchengladbacher Zeit kehrte die Nummer Zehn 1998 auch zum FC Bayern München ein zweites Mal zurück. Zusammen mit Torwart Oliver Kahn bildete er ein explosives Duo. © WAZ
In München wurde Effenberg zum Titelsammler: Der größte Erfolg gelang ihm am 23. Mai 2001, als die Bayern das Finale der Champions League mit 5:4 im Elfmeterschießen gegen den FC Valencia gewannen. Drei Meistertitel, ein Weltpokalsieg und ein Erfolg im DFB stehen zudem in
In München wurde Effenberg zum Titelsammler: Der größte Erfolg gelang ihm am 23. Mai 2001, als die Bayern das Finale der Champions League mit 5:4 im Elfmeterschießen gegen den FC Valencia gewannen. Drei Meistertitel, ein Weltpokalsieg und ein Erfolg im DFB stehen zudem in "Effes" Vita. © WAZ
Den Champions-League-Triumph feierte Effenberg noch mit seiner Ehefrau Martina. Ein Jahr später trennte sich das Paar. Der
Den Champions-League-Triumph feierte Effenberg noch mit seiner Ehefrau Martina. Ein Jahr später trennte sich das Paar. Der "Tiger" kam mit Claudia Strunz zusammen, der Frau seines Mitspielers Thomas Strunz. © WAZ
Seinen sportlichen Zenit hatte Effenberg 2002 bereits überschritten, als er ablösefrei zum VfL Wolfsburg wechselte. Nach einer Saison bei den Niedersachsen ließ er seine Karriere bei al-Arabi in Katar ausklingen.
Seinen sportlichen Zenit hatte Effenberg 2002 bereits überschritten, als er ablösefrei zum VfL Wolfsburg wechselte. Nach einer Saison bei den Niedersachsen ließ er seine Karriere bei al-Arabi in Katar ausklingen. © WAZ
Extravaganz: Stefan Effenberg fiel nicht nur auf dem Platz als lautstarker Führungsspieler auf, sondern versuchte auch modisch Akzente zu setzen. Der Mantel, den er vor einem Champions-League-Spiel des FC Bayern im Oktober 2002 im Gespräch mit Uli Hoeneß trug, machte ihn bei Tierschützern nicht unbedingt beliebter.
Extravaganz: Stefan Effenberg fiel nicht nur auf dem Platz als lautstarker Führungsspieler auf, sondern versuchte auch modisch Akzente zu setzen. Der Mantel, den er vor einem Champions-League-Spiel des FC Bayern im Oktober 2002 im Gespräch mit Uli Hoeneß trug, machte ihn bei Tierschützern nicht unbedingt beliebter. © WAZ
"Ich habe es allen gezeigt": Stefan Effenbergs Autobiographie, die er im Mai 2003 vorstellte, gewährte Einblicke in das Leben des "Tigers". © WAZ
Für sein Abschiedsspiel kehrte Effenberg im Juli 2005 nach Mönchengladbach zurück. Der Mittelfeldspieler blickte auf 370 Bundesligaspiele zurück, in denen er 71 Tore erzielte.
Für sein Abschiedsspiel kehrte Effenberg im Juli 2005 nach Mönchengladbach zurück. Der Mittelfeldspieler blickte auf 370 Bundesligaspiele zurück, in denen er 71 Tore erzielte. © WAZ
Nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn blieb Effenberg dem Fußball erhalten. Als Experte und Co-Kommentator begleitete er fortan für den Pay-TV-Sender Sky nationale und internationale Partien und erarbeitete sich mit präzisen Analysen Respekt.
Nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn blieb Effenberg dem Fußball erhalten. Als Experte und Co-Kommentator begleitete er fortan für den Pay-TV-Sender Sky nationale und internationale Partien und erarbeitete sich mit präzisen Analysen Respekt. © imago sportfotodienst
2011 plante Effenberg, das Präsidium bei Borussia Mönchengladbach zu stürzen und mit seiner
2011 plante Effenberg, das Präsidium bei Borussia Mönchengladbach zu stürzen und mit seiner "Initiative Borussia" die Macht zu übernehmen. Bei einer turbulenten Mitgliederversammlung verpasste der "Tiger" die erforderliche Zweidrittelmehrheit jedoch deutlich. Die Gladbacher Fans hatten sich früh gegen die Gruppe um Effenberg positioniert. © imago sportfotodienst
Lizenz zum Trainieren: Im März 2012 beendete Stefan Effenberg erfolgreich den Fußballlehrer-Lehrgang. Der damalige DFB-Sportdirektor Matthias Sammer begleitete seinen ehemaligen Nationalmannschaftskollegen zur Pressekonferenz.
Lizenz zum Trainieren: Im März 2012 beendete Stefan Effenberg erfolgreich den Fußballlehrer-Lehrgang. Der damalige DFB-Sportdirektor Matthias Sammer begleitete seinen ehemaligen Nationalmannschaftskollegen zur Pressekonferenz. © imago sportfotodienst
Mit seiner zweiten Ehefrau Claudia ist Effenberg Stammgast beim Münchener Oktoberfest. Im September geriet er in die Schlagzeilen, weil er nach einem Wiesn-Besuch betrunken am Steuer von der Polizei erwischt wurde.
Mit seiner zweiten Ehefrau Claudia ist Effenberg Stammgast beim Münchener Oktoberfest. Im September geriet er in die Schlagzeilen, weil er nach einem Wiesn-Besuch betrunken am Steuer von der Polizei erwischt wurde. © imago/Weißfuß
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Der "Tiger" wandert nach Ostwestfalen: Am 13. Oktober verkündete der Zweitligist SC Paderborn die Einigung mit Stefan Effenberg. Für den 47-Jährigen ist das Engagement beim Bundesliga-Absteiger die erste Trainerstation. © imago/Sven Simon
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Nach einem guten Start mit zwei Siegen geriet der Trainer-Novize durch die sportliche Talfahrt des Bundesliga-Absteigers und negative Schlagzeilen abseits des Platzes immer mehr unter Druck. Inzwischen stehen die Ostwestfalen nach 24 Spieltagen mit 19 Punkten auf dem 17. Tabellenrang, der Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz beträgt fünf Punkte. Seit Ende Oktober gelang dem Team zudem in zwölf Partien kein Sieg mehr. Der Verein droht von der ersten in die dritte Liga durchzurutschen.

Effenberg gab sich noch optimistisch

Erst vor knapp drei Wochen hatten sich Präsidium und Aufsichtsrat nach langer Beratung für einen Verbleib des einstigen Weltklasse-Profis und Champions-League-Siegers ausgesprochen. "Es gilt meine Zusage, dass Stefan Effenberg im Februar unser Chef-Trainer bleibt", sagte Präsident Finke daraufhin. Effenberg selbst gab sich vor dem jüngsten Gastspiel beim Karlsruher SC am Dienstag noch optimistisch: "Wenn wir so weiterspielen und zusammenhalten, werden die Punkte kommen." Beim KSC wurde es letztlich nur einer - das Spiel endete 0:0.

Doch nicht nur die schlechten Resultate unter seiner Führung setzten Effenberg zu. Im vergangenen Dezember hagelte es Kritik nach der Suspendierung mehrerer Spieler, später folgte der Trainingslager-Eklat von Belek um den hüftabwärts entblößten Stürmer Nick Proschwitz. Im Februar akzeptierte Effenberg dann einen Strafbefehl wegen Trunkenheit am Steuer nach einem Oktoberfestbesuch. Zuletzt wurde bekannt, dass der Übungsleiter eine vorgeschriebene Fortbildung zur Verlängerung seiner Trainerlizenz im Herbst nicht besucht hatte.

Bei der Vorstellung Effenbergs als Trainer hatte sich Finke noch enthusiastisch über den prominenten Neuzugang an der Seitenlinie geäußert. "Die Chemie passt!", verkündete der Vereinspräsident im Oktober. "Er wird unserer Mannschaft neues Selbstbewusstsein einhauchen und auch die Fans begeistern." Doch schon in der Winterpause schlug der Klub-Boss härtere Töne an und forderte Effenberg auf, "zu liefern. Denn wenn er nicht liefert, steigen wir ab." Wer die Mannschaft nach der Demission des einstigen Hoffnungsträgers nun zum Klassenerhalt führen soll, blieb zunächst offen.