Essen. . Nach der Verletzung von Bayerns Jerome Boateng wird deutlich, die Nationalelf braucht neue Innenverteidiger. Zwei bieten sich derzeit in Top-Form an.

Es gibt nicht viele Positionen in der deutschen Nationalmannschaft, auf denen ein Spieler klar gesetzt ist. Die Innenverteidigung gehörte aber mit Sicherheit dazu.

Jerome Boateng vom Rekordmeister FC Bayern München ist auf seiner Position einer der besten Spieler der Welt. Und obwohl Mats Hummels von Borussia Dortmund in dieser Saison schon Kritik einstecken musste, führt an ihm auch kein Weg vorbei. Doch Boateng fällt mehrere Monate aus und muss um seine Rückkehr bis zur Europameisterschaft (10. Juni bis 10. Juli) kämpfen. Sein Ausfall hat offenbart, dass es hinter den beiden gesetzten Verteidigern keinen klaren ersten Ersatzkandidaten gibt.

Fuchs preist Huth bei Löw an

Benedikt Höwedes von Schalke 04 hätte so einer sein können. Doch auch der S04-Kapitän fällt lange aus. Auf einer Ende Januar vom DFB veröffentlichten, vorläufigen Liste mit 31 EM-Kandidaten stehen mit Matthias Ginter, Shkodran Mustafi und Antonio Rüdiger noch drei weitere mögliche Innenverteidiger. Sie könnten aber auch als Außenverteidiger benötigt werden – nach wie vor die größte Problemposition in der DFB-Elf.

Gut, dass sich dem Bundestrainer zwei weitere Spieler nachdrücklich als Alternativen empfehlen. Da wäre zum einen Robert Huth. Der 1,91-Meter-Hüne spielt beim englischen Überraschungs-Tabellenführer Leicester City in einer der stabilsten Defensiven der Premier League. Zum 3:1-Sieg über Manchester City trug er am vergangenen Wochenende sogar zwei Tore bei. Sein Teamkollege Christian Fuchs pries ihn via „kicker“ an: „Joachim Löw könnte an Robert denken. Er hätte es verdient, ich würde es ihm gönnen.“

Wirklich realistisch ist eine Rückkehr des 31-Jährigen in die Nationalelf nicht. Löw bevorzugt weniger rustikale Verteidiger als Huth, der gegenüber „11Freunde“ vor Kurzem über sich selbst sagte: „Auf dem Platz bin ich ein Macho.“ Sein letztes Länderspiel machte er am 2. Juni 2009 gegen die Vereinigten Arabischen Emirate (7:2).

Deutlich wahrscheinlicher als eine Huth-Rückkehr ist die Berufung des Leverkuseners Jonathan Tah. Wer bei Bayer aktuell über ihn redet, gerät ins Schwärmen.

Acht-Millionen-Euro-Mann

„Das ist ein ganz besonderer Spieler, der mit unglaublicher Motivation bei der Sache ist“, lobte Geschäftsführer Michael Schade den 19-Jährigen zuletzt. „Die Verantwortlichen haben sich etwas dabei gedacht, als sie ihn für viel Geld geholt haben“, sagte Tahs Nebenmann Ömer Toprak über den Acht-Millionen-Euro-Mann.

Der Abwehrspieler hat trotz seines jungen Alters schon wichtige Erfahrungen gesammelt. Mit 17 Jahren war Tah beim Hamburger SV bereits Stammspieler. Als die Norddeutschen in Abstiegsgefahr gerieten, setzte Trainer Mirko Slomka auf erfahrene Spieler. Im Sommer 2014 verlieh der HSV Tah zu Fortuna Düsseldorf. Hier fiel er nach starkem Beginn vor allem durch eklatante Fehler auf. Die Leverkusener glaubten aber an Tahs Potenzial und zahlten einen hohen Preis für ihn. Und weil den Rheinländern zum Saisonstart die Abwehrspieler ausgingen, bekam der Neue sofort einen Stammplatz. Den gab Tah nicht mehr her. In allen 31 Pflichtspielen stand er von der ersten bis zur letzten Minute auf dem Platz.

Auch im DFB-Pokalspiel gegen Werder Bremen (Dienstag, 19 Uhr/ live in unserem Ticker) wird Trainer Roger Schmidt wieder auf Tah setzen. Nach seiner starken Leistung beim 0:0 gegen Bayern Münchens Angriff um Robert Lewandowski und Co. gilt es nun vor allem Routinier Claudio Pizarro auszuschalten.

Am 26. März darf sich Tah eventuell an Wayne Rooney versuchen. Dann empfängt die Nationalmannschaft England zum Länderspiel in Berlin.