Berlin. Joseph Blatter betont erneut, bis zum Wahlkongress im Februar an der Fifa-Spitze zu bleiben. Bundesinnenminister de Mazìere sieht Handlungsbedarf.
Der umstrittene Präsident Joseph Blatter hat wieder einmal jede Schuld an den Skandalen beim Fußball-Weltverband Fifa von sich gewiesen und seine öffentliche Vorverurteilung beklagt. "Die Lage ist nicht erfreulich. Man verurteilt mich vor, ohne Beweise für irgendein Fehlverhalten meinerseits. Eigentlich ist das ungeheuerlich", sagte er in der am Donnerstag erscheinenden Ausgabe der Zeitschrift "Bunte". Er wolle bis zum außerordentlichen Kongress am 26. Februar im Amt bleiben, versicherte der Schweizer zugleich.
Ende September hatte die Schweizer Bundesanwaltschaft ein Strafverfahren gegen den Fifa-Chef wegen des Verdachts der "ungetreuen Geschäftsbesorgung sowie - eventualiter - wegen Veruntreuung" eingeleitet.
Blatter lehnt Rücktritt erneut ab
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Bundesinnenminister Thomas de Maizière forderte schnelle Konsequenzen aus den Vorgängen bei der Fifa. "Als Politiker bin ich zurückhaltend, mich zu Interna bei internationalen Verbänden zu äußern. Hier ist aber ein Zustand erreicht, wo nicht mehr die Zeit da ist, bis Februar zu warten", sagte de Maizière der Deutschen Presse-Agentur. Die Not sei so groß, dass "jetzt hoffentlich entschlossen" Reformen geschehen. Der CDU-Politiker sieht dringenden Handlungsbedarf. "Die Strukturen waren für mich seit längerem ein Problem", sagte de Maizière. Nur diese Strukturen hätten Blatter im Amt gehalten.
Der 79 Jahre alte Blatter lehnte in der Illustrierten "Bunte" indes erneut einen sofortigen Rücktritt ab. "Ich versichere Ihnen, dass ich am 26. Februar 2016 aufhören werde. Dann ist definitiv Schluss. Aber keinen Tag früher", sagte er. Bis dahin werde er kämpfen: "Für mich. Für die Fifa." Er sei der Überzeugung, "dass ich die nötigen Reformen zum Wohle der Fifa einleiten kann. Man muss mich nur endlich arbeiten lassen. Und nicht ewig diese Attacken."
Fifa-Kandidat Chung will Blatter verklagen
Blatter muss nun aber auch noch mit einer Klage durch den Präsidentschaftskandidaten Chung Mong Joon rechnen. Er wolle "Herrn Blatter wegen Veruntreuung vor Gericht verklagen", sagte der Südkoreaner am Mittwoch in London. "Die Fifa hat sich zu einer korrupten Organisation entwickelt, die den Interessen von einigen wenigen dient", kritisierte er und bezeichnete Blatter als "Heuchler und Lügner".
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Chung hatte tags zuvor bei einer Pressekonferenz in Seoul mitgeteilt, dass er mit einer 19-jährigen Sperre durch die Ethikkommission der Fifa rechne. Damit würde er aus dem Rennen um die Nachfolge von Amtsinhaber Blatter ausscheiden. Chung werden Verstöße im Zusammenhang mit Südkoreas gescheiterter Bewerbung für die WM 2022 vorgeworfen. Laut Chung sei der Fall 2010 zu den Akten gelegt und erst nach seiner Kandidatur für das Fifa-Spitzenamt neu aufgerollt worden. Er war bis 2011 auch Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees.
Sexwale, Chung, Al-Hussein und Platini als Kandidaten
Blatter äußerte sich indes zum südafrikanischen Politiker Tokyo Sexwale als weiteren möglichen Präsidentschafts-Kandidaten. "Er macht einen guten Job. Er ist ein guter Mann", sagte er. Sexwale war zuletzt von Franz Beckenbauer in die Diskussion gebracht worden.
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Der 62-Jährige hat sich zu seinen möglichen Ambitionen noch nicht klar geäußert. Bislang arbeitet er bei der Fifa als Vorsitzender der Kommission zur Verbesserung der Fußball-Beziehungen zwischen Israel und Palästina. Er gilt als unbelastet in der Fifa-Korruptionsaffäre.
Bis zum 26. Oktober müssen Kandidaten ihre Bewerbung einreichen und die Unterstützung von mindestens fünf nationalen Verbänden vorlegen. Neben Chung haben bislang der ebenfalls belastete Uefa-Präsident Michel Platini aus Frankreich und Prinz Ali bin al-Hussein aus Jordanien ihren Hut in den Ring geworfen. (dpa)