Barcelona. . Lars Bender will als Bayer-Kapitän vorangehen, damit es beim FC Barcelona nicht erneut eine Lehrstunde wie beim 1:7 vor drei Jahren gibt.
Es war ein gönnerhafter Blick, den Pep Guardiola von der Trainerbank des FC Barcelona damals in Richtung des Kollegen Robin Dutt schickte. „Er hat bei unserem Tor anerkennend genickt.“ Mit einigem Sarkasmus nahm der ehemalige Trainer von Bayer Leverkusen und heutige Sportdirektor des VfB Stuttgart die vielleicht schlimmste Lehrstunde seiner Karriere hin. 7:0 hatte der ruhmreiche FC Barcelona bereits geführt, Lionel Messi den Gast mit fünf Toren bereits in alle Einzelteile zerlegt, als Karim Bellarabi nach Doppelpass mit Simon Rolfes noch der Ehrentreffer glückte.
Der aber machte es nicht besser. Rückblickend ramponierte nicht nur der Werksklub mit der 1:7-Blamage am 7. März 2012 kurzfristig seinen Ruf auf internationaler Bühne, sondern auch der Coach überlebte die schlimme Achtelfinal-Abreibung nicht. Keine vier Wochen später endete Dutts Amtszeit in Leverkusen – später sprach er immer wieder davon, dort „nicht die beste Performance“ erwischt zu haben.
Entwicklung zur Führungskraft
In der ersten Elf von Bayer gibt es nur noch wenige Zeitzeugen, die diese unrühmliche Episode miterlebt haben. Neben dem damaligen Torschützen Bellarabi, Torwart Bernd Leno und Torjäger Stefan Kießling ist Lars Bender dabei der wichtigste. Der 26-Jährige wird die Werkself als Kapitän repräsentieren, wenn sie an diesem Dienstagabend (20.45 Uhr/Sky und in unserem Live-Ticker) in der Champions League erneut im Camp Nou gastiert. Die Brust sei ein bisschen breiter, versichert Bender, und das hat nicht nur damit zu tun, dass bei Barcelonas Ausnahmefußballer Messi das Innenband gerissen ist.
„Barca ist auch ohne ihn noch weltklasse. Wir wissen, was auf uns zukommt – das Spiel wird mit dem 1:7 von damals nicht mehr zu vergleichen sein“, betont der Mittelfeldspieler. Sein Rat an die Kollegen: „Ein solches Spiel muss man auch einfach etwas genießen. Man darf sich nicht nervös machen lassen von der ganz besonderen Atmosphäre.“
Der umtriebige Allrounder liefert nicht allein aufgrund seiner Verletzungshistorie ein gutes Beispiel dafür, wie sehr kurzfristige Rückschläge helfen, um langfristig voranzukommen. So unerfreulich das Königsklassen-Kapitel vor dreieinhalb Jahren war, so wichtig war die Spielzeit 2011/2012 in der Gesamtbetrachtung für ihn. Der Fleißarbeiter aus Rosenheim, dessen Wechsel vom TSV 1860 München nach Leverkusen bereits im Sommer 2009 erfolgt war, schaffte mit einiger Verzögerung den Durchbruch zum Stammspieler. Bei Bayer taten sie (finanziell) viel, um den Leistungsträger bis 2019 zu binden. Seit dieser Saison hat Bender nun die Kapitänsbinde von Simon Rolfes übernommen. Bender ist längst eine Führungskraft unter dem Bayer-Kreuz.
Benders Präsenz und Kramers Laufstärke
Wie er am Samstag beim 3:0 in Bremen im Zusammenspiel mit Christoph Kramer dem Geschehen seinen Stempel aufdrückte, das wirkte gekonnt, durchdacht und zukunftsträchtig. Zwei stille Strategen, die vielleicht auch gegen die Besten der Welt zu Spaßverderbern taugen. Weil die gerne unterschätzte Laufstärke des Weltmeisters Kramer mit der bekannten Präsenz des 19-maligen Nationalspielers Benders zusammenpassen.
Über die Nationalmannschaft will Lars Bender derzeit zwar nicht reden. Aber Bundestrainer Joachim Löw wird sicher hinschauen, wie sich Bayer und Bender in Barcelona wehren. Sie können auch verlieren. Nur nicht wieder 1:7.