Piräus. Mit einem Geniestreich beschert der Nationalspieler dem FC Bayern beim 3:0-Sieg bei Olympiakos Piräus einen erfolgreichen Champions-League-Auftakt.
Viel hatten die Spieler des FC Bayern im Champions-League-Auftaktspiel bei Olympiakos Piräus schon probiert, doch im zähen Ringen um ein Tor bedurfte es einer überraschenden Aktion, ehe sich der Erfolg einstellte. Thomas Müller, wer sonst, war dafür zuständig. Oft ist der Münchner Nationalspieler schon für seine ungewöhnlichen Einfälle und Lösungen gerühmt worden. Doch was ihm diesmal unterlief, kam so gewitzt und launig daher wie sonst seine Sprüche.
Vom rechten Flügel schien der gerade 26 Jahre alt gewordene Müller eine Flanke vorzubereiten. Doch der Ball nahm eine Flugbahn, die nicht nur Keeper Roberto überraschte, sondern auch Müllers Kollegen. Nach einer Reise über eine rund 30 Meter lange Diagonale schlug der Ball im Winkel ein. Der übertölpelte Roberto schüttelte den Kopf, Müller feixte, die verdutzten Kollegen gratulierten zu seinem Geniestreich. "Da muss ich erlich sein, der ist mir ein bisschen verrutscht", räumte Müller später ein - und dass er eigentlich auf Stürmer Robert Lewandowski hatte flanken wollen.
Vermutlich hätte Müller bei seinem erstaunlichen Lauf derzeit auch Erfolg mit Hackentricks aus 50 Metern oder Kopfbällen vom eigenen Strafraum. Einfach alles scheint ihm gerade zu gelingen. Sein Tor in der 52. Minute leitete den 3:0 (0:0)-Auswärtssieg des deutschen beim griechischen Rekordmeister entscheidend ein. Die beiden Länderspiele eingerechnet war es bereits sein zehnter Treffer in sieben Partien. Beschert hatte er seiner Mannschaft und Trainer Pep Guardiola damit den zwölften Auftaktsieg in der Champions League in Folge, zu dem der eingewechselte Mario Götze in der 89. Minute und Müller selbst per Elfmeter (90.+2) den Endstand beitrug. Das Unternehmen Finale, das die Münchner nach zwei klaren Halbfinalniederlagen zuletzt diesmal mindestens erreichen wollen, lässt sich gut an.
Hohe Ballbesitzwerte für Guardiolas Mannschaft
Es war ein Spiel gewesen, das die Münchner nach einer Drangphase der Gastgeber kontrollierten. Hohe Ballbesitzwerte an die 70 Prozent und ein bedachter Aufbau zeichneten das Spiel von Guardiolas Mannschaft aus. Mit welch großem Respekt der Trainer des FC Bayern der Elf seines Pendants Marco Silva begegnete, war dabei aber erkennbar. Im 4-1-4-1-System hatte der Katalane seine Münchner angeordnet. Und oft, wenn Olympiakos Angriffe aufzog, erweiterte Xabi Alonso die Abwehrreihe zu einer Fünferkette, indem er sich aus dem Mittelfeld nach hinten zurückzog.
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Auch deshalb kam Piräus mit seinen flinken Offensivkräften nur selten zu gefährlichen Offensivszenen. Und wenn sich doch einmal die Lücke zum Abschluss auftat, gerieten die Versuche zu ungefährlich, um Torwart Manuel Neuer in seinem 50. Champions-League-Spiel zu überraschen. Das galt für alle drei nennenswerten Szenen des ersten Durchgangs, in denen Pajtim Kasami, Ideye Brown und Manuel da Costa jeweils eher harmlose Kopfbälle unplatziert aufs Tor brachten. Nur bei Browns Distanzschuss in der zweiten Hälfte war Neuer wirklich gefordert. Zudem vergab Leandro Salino kurz vor Schluss freistehend den Ausgleich.
Bayern beherrschte das Geschehen
Abgesehen davon bestimmten die Münchner das Geschehen jedoch klar, mit einer weitgehend konzentrierten und sehr ballsicheren Vorstellung, die Mario Götze erneut überwiegend von der Bank aus beobachtete. „Es ist wichtig, dass man sie nicht unterschätzt, dass man seriös und konzentriert spielt“, hatte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ja wie Guardiola an die Heimstärke erinnert, durch die in Piräus „ein paar große Mannschaften ihr blaues Wunder erlebt haben.“
Blaue oder eher rot-weiß-gestreifte Wunder blieben aber aus, zumal die Bayern nicht nur klar überlegen, sondern auch bei den Abschlüssen deutlich gefährlicher agierten. Allein bis zur Pause hatten sie mehrere gute Chancen angehäuft, wie nach Alonso Freistoßflanke und Robert Lewandowskis Kopfball, den Stürmer Brown für den geschlagenen Roberto von der Linie schlug.
Zusammenstöße zwischen Bayern-Fans und Polizei
Lewandowski hatte auch die zweitbeste Gelegenheit der Partie bis zur Pause, als er nach Douglas Costas scharfer Hereingabe direkt abschloss, Roberto aber parierte. Auch Costa, Thiago Alcántara und Juan Bernat kamen zu Abschlüssen. In der zweiten Halbzeit machten die zunächst unveränderten Münchner so weiter. Arturo Vidal versuchte es sofort einmal aus der Distanz, Müller nach Vidals Kopfballablage bald darauf ebenso. Und dann heckte Müller seinen Geniestreich aus.
Bevor das Spiel begonnen hatte, war es im Block der Bayern-Fans zu Zusammenstößen mit der Polizei gekommen. Die Sicherheitskräfte gingen dabei mit Schlagstöcken hart gegen die Münchner Zuschauer vor, nachdem einige teils vermummte Anhänger griechische Zuschauer mit Worten und Gesten provoziert hatten. Bei dem Polizeieinsatz wurde mindestens ein Fan verletzt. „Unsere Ultras haben sich aus dem Stadion zurückgezogen und erwägen, vor dem Spiel abzureisen“, teilte der FC Bayern noch vor dem Anpfiff mit, gekommen sei es zu den Zusammenstößen „wegen unnötiger Pöbeleien unsererseits und unverhältnismäßigem Schlagstockeinsatz der Polizei“. Später legte der Klub offiziell Beschwerde gegen die Polizeiaktionen ein, auch deshalb, weil einige Polizisten auf völlig unbeteiligte Anhänger einschlugen. Später beruhigte sich die Lage.
Müller führt Bayern zum Sieg
