Wolfsburg. . Zwei Wochen nach seinem Abschied von Schalke entscheidet Draxler das erste Spiel für seinen neuen Klub. Vor allem das Zusammenspiel mit Kruse klappt.

Es ist ja immer hilfreich, eine kräftige Schulter zum Anlehnen zu haben. Insofern hatte es der nun einmal nicht mit einem breiten Kreuz gesegnete Julian Draxler gut getroffen, als er am späten Dienstagabend mit den Kollegen des VfL Wolfsburg in einer Reihe vor die singenden und hüpfenden Fans trat.

Links an der Seite des Siegtorschützen zum 1:0 gegen ZSKA Moskau hakte sich der hünenhafte Naldo ein. Der Abwehrchef lächelte nach dem geglückten Champions-League-Auftakt selig, der eingebürgerte Brasilianer dient ja längst als Identitätsstifter beim VfL Wolfsburg.

Der Familienmensch schätzt die Standortvorteile im östlichen Niedersachsen: Das Privatleben verläuft weitgehend ungestört, im Berufsleben bieten sich prima Perspektiven, und die monatlichen Gehaltsüberweisungen sollen auch nicht so schlecht sein. Es gibt also für einige Profis gute Gründe, hier einen Vertrag zu unterschreiben. So wie es auch der beim FC Schalke 04 nicht mehr glückliche Draxler tat.

Kulisse als Gegensatz zu Schalke

Um sich in neuer Umgebung schnell zurechtzufinden, hätte der 21-Jährige kein besseres Heimdebüt geben können. Ein Dutzend gescheiter Pässe, etliche Tempowechsel und durchdachte Spielverlagerungen waren zu besichtigen. „Und dann habe ich selber noch ein Tor gemacht. Viel zu Meckern gibt es nicht“, meinte der Offensivmann. Nur die mangelhafte Kulisse mit fast zehntausend leeren Plätzen hatte auch ihn erschreckt – so etwas hätte es auf Schalke ja nie und nimmer gegeben.

Der 35-Millionen-Euro-Einkauf soll in Wolfsburg eine kreative Lücke füllen, die nach dem Abgang von Kevin De Bruyne entstanden war. Trainer Dieter Hecking entschloss sich gegen Moskau dazu, Draxler nicht als Eins-zu-Eins-Ersatz für De Bruyne aufzubieten, sondern er stellte ihm Max Kruse zur Seite.

Neues System mit Doppel-Zehn

Erstaunlich, dass Hecking sein Überraschungssystem mit einer Art Doppel-Zehn nicht geprobt hatte. „Der Trainer hatte volles Vertrauen in Max und mich“, erzählte Draxler, und Hecking erklärte, warum: „Julian hat ein riesiges Potenzial. Er hat gezeigt, warum wir uns so sehr um ihn bemüht haben. Davon hat er schon etwas zurückgegeben. Er ist ein ganz geerdeter Junge, der einfach nur Fußball spielen will.“ Und wenn ihn danach noch einer in den Arm nimmt, umso besser.