Mainz/Düsseldorf. Die Innenminister wollen die Polizei beim Einsatz im Stadion entlasten. Nach ihrer Vorstellung sollen bei Hochrisikospielen weniger Karten an Gästefans verkauft werden. Während NRWs Innenminister zufrieden nickt, stellt die Polizei eine Bedingung.

Auf ein Bier im Stadion werden die Fußball-Fans wohl auch künftig nur in Ausnahmefällen verzichten müssen. Dafür droht ihnen bei Hochrisikospielen ihres Lieblingsvereins in der Fremde die Rolle des Zaungastes. Die Innenminister der Länder wollen den zunehmenden personellen Aufwand der Polizei bei brisanten Duellen eindämmen und dazu das Kontingent der Gästekarten reduzieren.

"Damit können wir bei Hochrisikospielen die Sicherheit verbessern. Darüber werden wir schnellstmöglich mit den Vereinen und den Verbänden sprechen", kündigte Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger am Freitag nach der Innenministerkonferenz (IMK) in Mainz an.

Aufwand wie beim Revierderby "nicht mehr vertretbar"

Zwar könne auch das Verhängen von Alkoholverboten ein probates Mittel gegen Gewalt sein, "aber wir setzen mehr auf die Reduzierung der Gästekarten", sagte Jäger. Der personelle Aufwand von bis zu 3000 Beamten bei Hochrisikospielen wie Borussia Dortmund gegen Schalke 04 sei "nicht mehr vertretbar".

Ein kompletter Ausschluss von Gästeanhängern, denen bei Auswärtsspielen derzeit zehn Prozent des gesamten Kartenkontingents zusteht, sei kein Thema. "Wir wollen die Stimmung und die einmalige Fankultur in Deutschland erhalten", stellte Jäger klar.

Dennoch dürfte der Vorstoß auf wenig Gegenliebe stoßen. "Jeder weiß, dass sich in den letzten zwei Jahren vieles gebessert hat. Solche Maßnahmen würden die Bemühungen konterkarieren und den Fans das Vertrauen entziehen", hatte Dirk Middelhof, Repräsentant des internationalen Queer Football Fanclubs, schon vor Beginn der IMK gewarnt.

Innenminister wollen im Dialog bleiben

Auch Michael Gabriel, Leiter der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) in Frankfurt/Main, steht der Initiative skeptisch gegenüber. Die Fans würden die Ticket-Debatte "mit großer Sensibilität" beobachten. "Da kann es schnell passieren, dass die Konflikte zwischen den Vereinen, Verbänden und Behörden und den Fans wieder tiefer werden", sagte er.

Die Innenminister wissen dies, deshalb wollen sie ihre Bedürfnisse keinesfalls mit Verordnungen und Verfügungen durchsetzen. "Wir sind seit zwei Jahren gut beieinander", beschrieb Jäger die Zusammenarbeit mit der Deutschen Fußball Liga, dem Deutschen Fußball-Bund, den Vereinen und den Fanvertretern.

Um diese nicht zu gefährden, setzen er und seine Kollegen auf Kommunikation statt Konfrontation. Fakt sei laut Jäger aber auch: "Der Profifußball kann nicht ohne die Polizei stattfinden." Mittlerweile fielen 30 Prozent der Einsatzzeiten der Beamten auf Fußballspiele. Dieser hohe Anteil ist nach Ansicht der Innenminister nicht angemessen.

Keine generelle Übernahme von Polizeikosten durch den Fußball

Eine finanzielle Beteiligung des Profi-Fußballs an den Polizeikosten, wie sie das Land Bremen anstrebt, schloss Jäger für den Rest der Republik dennoch abermals aus. "Bremen geht einen isolierten Weg", stellte der SPD-Politiker klar.

Die Bremer Polizei hatte der DFL am vergangenen Mittwoch einen Gebührenbescheid in Höhe von 425 000 Euro für den Einsatz beim Bundesligaspiel des SV Werder gegen den Hamburger SV zugestellt. Die DFL hatte dies als "inhaltlich nicht zielführend und rechtlich fragwürdig" bezeichnet und angekündigt, sich mit allen zur Verfügung stehenden juristischen Mitteln dagegen zu wehren.

Nach Ansicht der Gewerkschaft der Polizei (GdP) kann das Konzept der Innenminister nur Erfolg haben, wenn die Eintrittskarten für Auswärtsfans bei Spielen mit hoher Sicherheitsstufe personalisiert werden. "Eine Reduzierung von Gästekarten macht nur dann Sinn, wenn man weiß, wer die verbliebenen Tickets bekommen hat", sagte Arnold Plickert, der stellvertretende Gewerkschaftsvorsitzende, im Gespräch mit der "Rheinischen Post" (Samstag/Düsseldorf). "Bei Hochrisikospielen wäre diese Maßnahme auf jeden Fall sinnvoll." (dpa)