Frankfurt/Main. Die Bilder vom kämpfenden, grätschenden und blutenden Bastian Schweinsteiger im WM-Finale von Rio sind den deutschen Fußballfans noch allgegenwärtig.
"Hier wollte ich mit aller Gewalt so weit wie möglich kommen", sagte der völlig erschöpfte Weltmeister an jenem Abend des 13. Juli 2014 im Maracanã-Stadion. Schweinsteiger wurde mit seinem Einsatz und seiner Leidensfähigkeit gegen Argentinien zum Sinnbild des unbedingten Siegeswillens, im sechsten Anlauf hatte er endlich den ersehnten großen Titel mit dem DFB-Team gewonnen.
Löw bestimmte den 30 Jahre alten Münchner danach zum Nachfolger des zurückgetretenen Kapitäns Philipp Lahm, erst einmal auf Zeit bis zur EM 2016 in Frankreich.
Doch erst jetzt, acht Monate nach dem WM-Triumph, ist Schweinsteiger als offizieller Kapitän erstmals wieder im DFB-Team dabei. Anders als Lahm sowie die weiteren langjährigen Weggefährten Miroslav Klose und Per Mertesacker möchte der Mittelfeld-Antreiber weiter für Deutschland spielen - und hält für sein Land seine Knochen hin.
"Bastian ist unser Kapitän, er hat große Führungsqualitäten. Wir brauchen ihn, auf dem Platz genauso wie außerhalb", sagte Joachim Löw vor dem Länderspiel-Auftakt 2015 am Mittwoch in Kaiserslautern gegen Australien und vier Tage später um EM-Qualifikationspunkte in Tiflis gegen Georgien.
Schweinsteiger musste körperlich Tribut zollen für die WM-Qualen. Wegen einer lädierten Patellasehne am Knie konnte er erst im November 2014 beim FC Bayern wieder in den Spielbetrieb einsteigen, arbeitete sich in seinem Club wieder an ein hohes Niveau heran. "Ich bin fest davon überzeugt, dass er an seine zuletzt starken Leistungen, die er beim FC Bayern in der Bundesliga und der Champions League gezeigt hat, auch bei uns nahtlos anknüpfen wird", meinte Löw.
Es wird ein emotionales Spiel für Schweinsteiger auf dem Betzenberg, nicht nur wegen seines Auswahl-Comebacks. In Kaiserslautern hatte er gemeinsam mit Lukas Podolski am 6. Juni 2004 beim 0:2 gegen Ungarn sein erstes Länderspiel bestritten. Das Debüt ging genauso daneben wie seine erste EM-Teilnahme anschließend in Portugal. Dort war schon nach der Vorrunde Schluss. Unter Jürgen Klinsmann stiegen die Freunde "Poldi" und "Schweini" zu den Lieblingen der schwarz-rot-goldenen Nation auf, sorgten mit für das Sommermärchen bei der Heim-WM 2006.
Während Podolski im Nationalteam nun schon seit längerer Zeit seinen eigenen Ansprüchen hinterherläuft, hat sich Schweinsteiger als Chef behauptet und zurückgekämpft. Als "emotionaler Leader", wie ihn der Bundestrainer bezeichnete, prägte er die gesamte Ära Löw. Und bis mindestens zur EM 2016 in Frankreich soll das so bleiben.