Nyon. Platini schießt im verbandseigenen Interview gegen FIFA-Chef Blatter. Gegen die umstrittene Katar-WM kann er nicht wettern - und schweigt deshalb.
Klare Verbalattacke gegen Joseph Blatter - aber kein einziges Wort zur umstrittenen Katar-WM: UEFA-Boss Michel Platini hat sich per inszeniertem Video-Interview in bislang nicht gekannter Deutlichkeit in den Wahlkampf um den FIFA-Präsidentenposten eingemischt und einen Abschied von Amtsinhaber Blatter gefordert. "Warten wir auf die Programme der vier Kandidaten. Aber ich denke, es ist wichtig für den Fußball, dass in der FIFA ein Wechsel vollzogen wird", sagte der Franzose am Montag in dem im Internet veröffentlichten Interview des europäischen Kontinentalverbandes, bei dem Fans aus verschiedenen Ländern und Fußball-Protagonisten wie Spaniens Europameister-Torwart Iker Casillas die Fragen stellten.
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Keine Frage musste Platini zur brisantesten Entscheidung dieser Fußball-Woche beantworten. Am Donnerstag und Freitag tagt in Zürich das FIFA-Exekutivkomitee mit Vize-Chef Platini, um den genauen Termin der heftig umstrittenen WM 2022 festzulegen. Im Gegensatz zu Blatter, der für den 18. Dezember als Finaltag ist, will der Franzose das Endspiel noch kürzer vor Weihnachten austragen lassen, um die notwendige Herbst-Pause in der Champions League zu minimieren.
Platini pro Katar
Katar-Fan Platini hat die UEFA durch seine Unterstützung des Turniers am Golf in ein Dilemma manövriert, denn Opposition gegen Blatters FIFA-Apparat ist in diesem Feld nicht möglich. Als einziges Mitglied der FIFA-Exekutive hat sich Platini öffentlich zu seiner Stimme für Katar bei der skandalumwitterten Abstimmung im Dezember 2010 bekannt. Viele Fußball-Fans hätten vom Franzosen in dem UEFA-Video sicherlich auch gerne eine Begründung für die Katar-Unterstützung inklusive der Verlegung in die Monate November/Dezember gehört.
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"Die FIFA braucht neue Ideen und ein neues Programm", forderte Platini nun mit Blick auf die Präsidentschaftswahlen am 29. Mai beim FIFA-Kongress in Zürich. Er selbst hat auf eine Kandidatur gegen Blatter verzichtet. Die drei Gegenkandidaten Luis Figo, Michael van Praag und Prinz Ali bin al-Hussein gelten aber als UEFA-Bewerber. Im Gegensatz zu Blatter haben seine drei Kontrahenten bereits ihre Programme vorgestellt - insofern ist die Aussage Platinis, auf die Programme der vier Kandidaten warten zu wollen, auch eine verbale Spitze gegen seinen Rivalen Blatter.
Platini schließt FIFA-Wahl nicht aus
Platini schloss nicht aus, in Zukunft zur FIFA-Wahl anzutreten. "Ich habe mich nicht gegen die FIFA, sondern für die UEFA entschieden, das ist eine ganz andere Angelegenheit. Und ich bin sehr glücklich, ich bin zufrieden. Vielleicht ist es momentan nicht meine Zeit, um zur FIFA zu gehen. Wir werden sehen, ob ich eines Tages dorthin gehe oder nicht", sagte er. Am Dienstag kommender Woche steht für Platini beim UEFA-Kongress in Wien die Wiederwahl als Chef des europäischen Kontinentalverbandes an, den der frühere Weltklassespieler seit 2007 leitet. Gegenkandidaten hat er nicht.
Die Schlussfrage des Video-Interviews nutzte Platini, um sein Demokratieverständnis - unterschwellig im Gegensatz zu dem von Blatter - zu verdeutlichen. Die größte Fehleinschätzung seiner Person beruhe darin, dass man ihm unterstelle, machtbesessen zu sein. "Ich glaube, dass die Menschen in Europa oder in der ganzen Welt glauben, dass ich meine Entscheidungen alleine treffe. Aber man muss eine Sache verstehen: Ich bin sehr demokratisch und sehr transparent." (dpa)