Kairo. In Kairo prallen am Rande eines Fußballspiels Ultras und Polizisten aufeinander. Erst wenige Wochen zuvor war ein zweijähriges Stadionverbot für Fans wieder gelockert worden.

Bei schweren Zusammenstößen zwischen Fußballfans und Sicherheitskräften sind am Rande der ägyptischen Hauptstadt Kairo nach offiziellen Angaben mindestens 22 Menschen ums Leben gekommen. Die Zahl der Toten beruhe auf vorläufigen Angaben, hieß es in einer Mitteilung des ägyptischen Obersten Staatsanwalts, Hescham Barakat. Die Online-Ausgabe der staatlichen Zeitung "Al-Ahram" berichtete von 30 Toten. Ein Sprecher eines lokalen Krankenhauses sagte der Deutschen Presse-Agentur am Sonntagabend, mehr als 30 Menschen seien verletzt worden.

Es sind die schwersten Ausschreitungen bei einem Fußballspiel in Ägypten seit Februar 2012. Damals waren nach einem Spiel in Port Said 74 Menschen gestorben.

Nach Angaben des Innenministeriums kam es am Sonntagabend vor dem Erstligaspiel der beiden Kairoer Clubs Zamalek und ENPPI zu den Konfrontationen. Zamalek-Fans, die keine Tickets besaßen, wollten sich demnach Zugang zu dem Stadion verschaffen; Sicherheitskräfte hinderten sie daran. Anschließend kam es Medienberichten zufolge zu einer Massenpanik.

Wie die unabhängige Zeitung "Al-Youm Al-Saba" berichtete, beschlossen der nationale Fußballverband und das für die Sicherheit in dem Land zuständige Innenministerium, den Ligabetrieb auszusetzen. Von offizieller Stelle war dazu keine Stellungnahme zu erhalten.

Fans blockierten Straßen

Die Polizei teilte mit, sie habe Tausende ticketlose Zamalek-Ultras, bekannt unter dem Namen "White Knights" (Weiße Ritter), davon abgehalten, das Stadion zu stürmen. Sicherheitskräfte hätten die Menge auseinandergetrieben. Anschließend hätten die Fans nahegelegene Straßen blockiert und versucht, den Bus mit den Zamalek-Spielern an der Fahrt zum Stadion zu hindern. Laut der Online-Ausgabe der "Al-Ahram" griffen Ordnungskräfte die Zamalek-Fans mit Tränengas und Gummigeschossen an. Insgesamt handelte es sich demnach um rund 6000 Fans.

Juan Carlos Garrido, Trainer des ägyptischen Erstligisten Al-Ahly Kairo, schrieb beim Kurznachrichtendienst Twitter: "Sehr große Tragödie für Ägypten, für unseren Fußball. Für alle. Das ist nicht möglich, schrecklich."

Schon 2012 schwere Ausschreitungen

Nach den Auseinandersetzungen 2012 hatten ägyptische Behörden allen Zuschauern ein Stadionverbot für Erstliga-Spiele erteilt - die Clubs spielten seitdem vor leeren Rängen. Erst vor einem Monat war der Fan-Bann aufgehoben worden. Das Verhältnis zwischen Ultra-Gruppen und den Sicherheitskräften in dem Land ist seit Jahren angespannt. (dpa)