Manchester. Nach dem Express-Gruppensieg müssen sich die Bayern in Manchester neue Ziele stecken. Sechs Siege in der Gruppenphase - diese Bestmarke soll die Männer um Geburtstagskind Alonso anspornen. Guardiola hat beim Personal die freie Auswahl.
Der große Druck ist raus, trotzdem betrachten die Fußball-Profis des FC Bayern ihren Kurz-Trip auf die Insel keineswegs als lustigen Betriebsausflug. "Wir können den ersten Platz nicht mehr verlieren. Aber wir fahren dahin, um guten Fußball zu spielen", verkündete Weltmeister Thomas Müller, bevor er am Montag in München den Charterflieger nach Manchester bestieg.
Xabi Alonso möchte nach den 90 Minuten an diesem Dienstag (20.45 Uhr/Sky) an seinem 33. Geburtstag auf einen Erfolg anstoßen können, wie er nach der Ankunft in England sagte: "Wir sind hier, um unseren Job als Profis zu erledigen. Natürlich wollen wir gewinnen", sagte der Spanier. "Champions League ist immer toll", betonte auch Torhüter Manuel Neuer.
Bayern-Coach Pep Guardiola hat nach dem im Express-Tempo gesicherten Gruppensieg und dem schon gelösten Achtelfinalticket im Etihad Stadium beim Personal allerdings die freie Auswahl. Er könnte die Luxussituation nutzen, einige Stars schonen und dafür Akteuren aus der zweiten Reihe wie Sebastian Rode, Xherdan Shaqiri oder Pierre-Emile Hojbjerg eine Chance geben.
Es geht ums Prestige
Das Gerüst um Geburtstagskind Xabi Alonso dürfte dennoch erhalten bleiben. "Die Champions League ist ein Wettbewerb mit großem Prestige. Und jedes Spiel ist eine gute Gelegenheit, uns zu verbessern", sagte Guardiola. "Der Trainer wird nicht abschenken, das ist sicher", erklärte auch Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge, der die Reise dennoch entspannter als gewöhnlich antreten konnte: "Es gab sicher Spiele, da ist man mit etwas zittrigen Knien hingefahren. Das ist jetzt etwas anderes." Um eine Million Euro Siegprämie und wertvolle Punkte im UEFA-Ranking geht es in erster Linie - und um eine reizvolle Bestmarke. "Unser Trainer ist sehr ehrgeizig", sagte Rummenigge zur Aussicht, als erster deutscher Club eine Gruppenphase mit dem Optimum von sechs Siegen zu absolvieren. Dieses Kunststück gelang überhaupt erst fünf Vereinen in der Champions-League-Historie.
Guardiola dürfte - anders als beim 4:0 gegen Hoffenheim - eine etwas defensivere Aufstellung wählen. Der angeschlagene Abwehrspieler Jérôme Boateng (Oberschenkelprellung) meldete sich nach dem Abschlusstraining, das noch in München stattfand, einsatzbereit: "Bei mir ist alles gut."
Eine Total-Rotation scheidet wegen der vielen verletzten Stars wie Lahm, Thiago, Martínez, Alaba oder Badstuber aus. Rummenigge kommt die Überlegenheit des FC Bayern in der Liga und Europa unter den Umständen "fast einem Wunder gleich". Glücklich sind darum alle, dass Bastian Schweinsteiger zurück ist, auch wenn ein Einsatz von Anfang an wohl noch zu früh kommt. "Er muss langsam herangeführt werden", erklärte Sportvorstand Matthias Sammer.
Schweinsteiger erst "am Anfang"
"Ich bin erst am Anfang", hatte Schweinsteiger nach seinem Kurz-Comeback gegen Hoffenheim betont. Weitere wertvolle Minuten sollen aber in Manchester dazukommen, wo der 30-Jährige vor knapp acht Monaten sein letztes Champions-League-Tor erzielte: Beim 1:1 der Bayern im Viertelfinale gegen Citys Lokalrivalen Manchester United. Dessen neuer Trainer Louis van Gaal tauchte am Montagabend als Überraschungsgast im Teamhotel seines Ex-Vereins auf. Nach rund 45 Minuten verschwand der Holländer wieder.
Für ManCity ist die Partie ein Endspiel. Mit nur zwei Punkten ist das Millionärs-Ensemble Letzter in Gruppe E und muss gewinnen, um den AS Rom oder ZSKA Moskau (beide 4) doch noch im Kampf um das zweite Achtelfinal-Ticket überflügeln zu können. "Sie stehen mit dem Rücken zur Wand", bemerkte Rummenigge.
Im Mittelfeld muss Trainer Manuel Pellegrini auf die gesperrten Yaya Touré und Fernandinho verzichten, ein Handicap. Dennoch warnte Boateng, der vor seinem Wechsel nach München für ManCity spielte: "Das ist trotzdem noch der englische Meister!" (dpa)