Hamburg. Harte Arbeit und viel Spaß hat St. Paulis neuer Trainer Thomas Meggle zum Einstand versprochen. Der bisherige U23-Coach folgt bei den zuletzt erfolglosen Kiez-Kickern auf Roland Vrabec. Eine Glatze wie seine Vorgänger will sich Meggle aber nicht rasieren.
Fußball-Zweitligist FC St. Pauli hat sich von Trainer Roland Vrabec getrennt und Thomas Meggle als neuen Chefcoach vorgestellt. Die Entscheidung sei nach intensiven Diskussionen und mehrstündiger Analyse gefallen, sagte Präsident Stefan Orth auf einer Pressekonferenz am Mittwoch in Hamburg. Zwei Tage zuvor hatten die Kiez-Kicker mit 0:3 bei Greuther Fürth verloren. Damit war der Saisonstart mit nur vier Punkten aus vier Partien völlig missglückt.
"Die Auftritte der Mannschaft in den letzten Spielen haben uns gar nicht mehr gefallen", sagte Orth. "Deshalb mussten wir die Reißleine ziehen." Sportdirektor Rachid Azzouzi ergänzte: "Die Hebel, die wir angesetzt haben, haben alle nicht gefruchtet."
Der bisherige U23-Coach Meggle warb bei seiner Präsentation um Geduld. "Wir wollen auch ein paar Erfolge feiern, aber jetzt gilt es, kurzfristig zu agieren und von Tag zu Tag zu schauen." Bereits am Donnerstag fährt Meggle mit der Mannschaft zum Testspiel bei Bayer Leverkusen. Bis zum nächsten Heimspiel gegen 1860 München hat er fast zwei Wochen Zeit.
"Harte Arbeit, gepaart mit viel Freude, kann der Schlüssel zum Erfolg sein", sagte der 39-Jährige. "Fußball ist ein Spiel, und ein Spiel soll an erster Stelle Spaß machen. Wenn man als Basis dafür die harte Arbeit sieht, wird man Erfolg haben - kurz- oder langfristig."
Mit Blick auf seine bisherigen Stationen als Co-Trainer sagte Meggle: "Es fahren viele Züge an einem vorbei. Es kann aber auch sein, dass die Züge zu oft an einem vorbeifahren. Deshalb sage ich: Spring rein ins kalte Wasser, arbeite wie ein Verrückter und versuche, das Beste aus jedem Tag zu machen."
Kurz zuvor war Vrabec noch einmal zum Trainingsgelände an der Kollaustraße gefahren, um sich von der Mannschaft zu verabschieden. Der 40-Jährige hatte bereits seit Wochen in der Kritik gestanden. In der Mannschaft soll er kein hohes Ansehen mehr genossen haben - unter anderem, weil er Urgestein und Kapitän Fabian Boll zum Ende der vergangenen Saison ausbootete.
Am Mittwoch leiteten die Co-Trainer Timo Schultz und Mathias Hain, beobachtet von mehreren Kamerateams, die Übungen der Mannschaft. Die beiden ehemaligen Profis sollen ihre Posten behalten.
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Meggle hatte bereits 2012 als Interimstrainer die Verantwortung bei St. Pauli übernommen. Erst am Sonntag verlängerte er seinen bis 2015 datierten Vertrag um zwei Jahre. "Er bringt Stallgeruch mit und hat unter Holger Stanislawski, André Schubert und Michael Frontzeck assistiert. Auch in der U23 erkennt man, dass sich etwas entwickelt", sagte Azzouzi.
Einige im Präsidium, das selbst nur noch zwei Monate im Amt ist, wollten den beliebten Ex-Trainer Holger Stanislawski angeblich zu einer Rückkehr bewegen. Auch Mike Büskens, zuletzt bei Fortuna Düsseldorf, sei im Gespräch gewesen. Azzouzi dementierte das: "Wir haben mit keinem anderen Kandidaten gesprochen."
Auf die Glatzen seiner Vorgänger Stanislawski, Schubert, Frontzeck und Vrabec angesprochen, konnte sich Meggle ein Schmunzeln nicht verkneifen: "Heute ist nicht der Tag für Witze - deshalb bin ich auch nicht mit einer Badekappe gekommen." (dpa)