Paderborn.

Nur allzu verständlich wäre es, wenn Roger Schmidt am Tag danach jammern würde. Da wirbelt der 44-jährige Trainer mit dem SC Paderborn die 2. Fußball-Bundesliga derart durcheinander, wie es zuvor kaum einer Mannschaft aus dem Klub der grauen Mäuse gelungen ist, da nimmt sogar der zarte Traum vom Aufstieg in die Bundesliga immer stärkere Konturen an - und schwupps, schon fällt wieder ein Eckpfeiler, nein, kein Eckpfeiler, sondern gleich der Star der Truppe aus.

Paderborns Leistungsträger Nick Proschwitz fällt verletzt aus

Die 17. Minute des Auswärtsspiels bei Alemannia Aachen, das Paderborn durch Tore von Matthew Taylor (55./62.) und Enis Alushi (89.) mit 3:0 gewann, lief, als Nick Proschwitz das Spielfeld verließ, verlassen musste. Die Hände vor dem Gesicht, begleitet von der medizinischen Abteilung des SCP, besorgt beäugt von Roger Schmidt. Mit 15 Treffern führt der 25-Jährige die Torschützenliste der 2. Liga an, und dieser Mann, das war abzusehen, würde eine längere Zeit ausfallen.

Doch bereits in dieser Situation verschwendete Schmidt keine Gedanken daran, wie ungerecht das alles vielleicht sei. Schließlich hatte er in den vergangenen Wochen schon die Ausfälle von großen Teilen seiner Defensive zu verkraften. Schmidt vertraute einfach auf seinen Kader, beorderte Taylor auf den Platz - und wechselte damit den Sieg ein.

„Warum sollen wir ‘rumheulen“, fragt der Trainer im Gespräch am Sonntagnachmittag. Nachdem die zwei Sonntagsspiele beendet sind und seine Elf wenigstens bis heute Abend punktgleich mit der zweitplatzierten Eintracht aus Frankfurt auf dem dritten Platz rangiert. „Wir können eh nichts ändern“, erklärt er weiter, „und außerdem ergibt sich so die Gelegenheit für andere Spieler, sich zu zeigen.“ Für Matthew Taylor zum Beispiel, diesen bereits 30-jährigen Amerikaner. „Matt hat das sehr gut gemacht, aber er hat sich im Training auch nie hängen gelassen.“

Beim SC Paderborn passt auch der zweite Anzug

Schmidt spricht damit einen nicht zu unterschätzenden Teil des Paderborner Erfolgsrezepts an: Obwohl es dem kleinen Klub kaum jemand zutraut, derzeit passt auch der zweite Anzug.

„Wir haben mittlerweile eine gewisse Reife“, sagt Roger Schmidt dazu. Ostwestfälisch nüchtern - trotz der „unglaublich schönen Zeit, die wir im Moment erleben“. Jammern? Passt gerade einfach nicht. Und in voraussichtlich zwei bis drei Wochen kehrt Proschwitz, seinen gestern in Aachen operierten Jochbeinbruch durch eine Spezialmaske geschützt, auch schon wieder zurück.