Berlin. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes fordert wegen der Fangewalt für Hansa Rostock ein Heimspiel ohne Zuschauer. Ein solches “Geisterspiel“ würde dem Verein einen erheblichen finanziellen Schaden bereiten. Bis Dienstag muss sich der Verein erklären.

'Geisterspiel' statt Gnade: Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bleibt im Kampf gegen Fangewalt seiner harten Linie treu und fordert für den Wiederholungstäter Hansa Rostock ein Zweitliga-Heimspiel ohne Zuschauer. Bei einem sogenannten 'Geisterspiel' würde dem ohnehin klammen Verein eine sechsstellige Summe entgehen.

Das DFB-Sportgericht war erst vor einer Woche der Empfehlung des Kontrollausschusses gefolgt und hatte den Zweitligisten Dynamo Dresden nach Ausschreitungen aus dem Pokalwettbewerb der kommenden Saison ausgeschlossen.

'Das ist ein hartes Strafmaß. Mehr kann ich dazu erst einmal nicht sagen, wir werden in einer außerordentlichen Vorstandssitzung am Freitag besprechen, wie es weitergeht', sagte Klub-Boss Bernd Hofmann. Hansa hat bis Dienstag Zeit, eine Erklärung abzugeben. Sollte der Klub dem Strafantrag zustimmen, wäre das auf das rechtskräftige Urteil folgende Heimspiel betroffen. Dabei könnte es sich um die brisante Begegnung gegen Dresden am 18. Dezember handeln.

Reaktion auf Krawalle

Mit dem Strafantrag gegen Rostock reagierte der Kontrollausschuss auf die Krawalle im Heimspiel der Mecklenburger gegen den FC St. Pauli (1:3) am 19. November. Während der Begegnung hatten Hansa-Chaoten Feuerwerkskörper in den Gästeblock geschossen und so eine Spielunterbrechung provoziert. Zuvor hatten Pauli-Anhänger Pyrotechnik und Knallkörper gezündet.

Insgesamt wurden rund um das brisante Nord-Derby zehn Personen verletzt, darunter acht Polizisten. Gegen 63 Randalierer wurde mittlerweile ein Strafverfahren eingeleitet.

Maßnahmenkatalog

Nur wenige Stunden nach dem Antrag des Kontrollausschusses gab der Verein einen Maßnahmenkatalog bekannt. Demnach wird die Südtribüne der Rostocker Arena mit sofortiger Wirkung geschlossen. Zudem strebt der Verein ab dem kommenden Jahr einen personifizierten Kartenverkauf für alle Auswärtsspiele an.

'Wir wollen die unbelehrbaren Straftäter, die dem Verein bewusst Schaden zufügen, ausgrenzen und bitten dabei weiterhin um Unterstützung durch die Rechtsordnung', sagte Hofmann.

Auch die Politik will sich an der Suche nach Auswegen aus der Gewaltproblematik beteiligen. 'Ich möchte darauf hinwirken, dass Staatsanwaltschaft und Justiz eine schnellere Abwicklung der Strafanträge und härtere Bestrafung sicherstellen', sagte Mecklenburgs Innenminister Lorenz Caffier nach einem Krisentreffen mit dem Verein und der Polizei am Donnerstag.

Rostock wiederholt aufgefallen

Rostock war in dieser Saison bereits nach dem Spiel bei Eintracht Frankfurt für seine gewalttätigen Fans verurteilt worden. Hansa musste bei zwei Auswärtsspielen auf seine Anhänger verzichten und den betroffenen Vereinen Erzgebirge Aue und Fortuna Düsseldorf je 25.000 Euro Schadenersatz zahlen. 'Deshalb halten wir jetzt eine härtere Sanktion für angebracht', sagte Anton Nachreiner, der Vorsitzende des Ausschusses.

Für St. Pauli fordert das Gremium eine Geldstrafe in Höhe von 20.000 Euro.

In der vergangenen Woche hatte wegen den erneuten Ausschreitungen Hansas Hauptsponsor Veolia bekannt gegeben, sein Engagement spätestens nach Ablauf der Saison zu beenden. Bei weiteren Krawallen, so drohte das Umweltservice-Unternehmen, werde man unmittelbar aus dem Vertrag aussteigen.

Bierbecher-Wurf

Zuletzt hatte das DFB-Sportgericht den FC St. Pauli nach der sogenannten 'Bierbecher-Affäre' zu einem Geisterspiel verurteilt, dann das Urteil aber nach einem Einspruch der Hamburger in eine Platzsperre umgewandelt. Das erste 'Geisterspiel' im deutschen Profifußball gab es im Januar 2004 zwischen den damaligen Zweitligisten Alemannia Aachen und dem 1. FC Nürnberg.

In der Saison 1995/96 war Hansa nach Ausschreitungen - ebenfalls gegen den FC St. Pauli - mit einer Platzsperre belegt worden. Das Spiel wurde am 28. Oktober 1995 gegen Eintracht Frankfurt anstatt im damaligen Ostseestadion im Berliner Olympiastadion vor 58.492 Zuschauern ausgetragen und bedeutet immer noch Zuschauerrekord der Rostocker.