Paderborn. Das Zweitligaspiel zwischen Paderborn und dem HSV entscheidet am Sonntag über die Erstklassigkeit. Der SCP ist bereit für das nächste Märchen.

Wenn sich am Sonntag um 15.30 Uhr in der 2. Bundesliga der SC Paderborn und Hamburger SV duellieren, prallen Welten aufeinander. Auf der einen Seite Paderborn, eine Art gallisches Fußball-Dorf in Ostwestfalen. Der SC war vor zwei Jahren eigentlich schon in die Viertklassigkeit und in die Insolvenz abgestürzt, konnte vergangenen Sommer nur wegen des Lizenzentzugs von 1860 München überhaupt erst aus der 3. Liga aufsteigen. Auf der anderen Seite der einstige Bundesliga-Dino, der bis vor einem Jahr immer zum Erstliga-Establishment gehört hatte.

Am vorletzten Spieltag stehen sich beide Mannschaften nun auf Augenhöhe gegenüber. Hier der SC Paderborn, 54 Punkte, für den ein Aufstieg „ein Bonus“ wäre, wie Manager Markus Krösche betont. Dort die Millionen-Mannschaft des HSV, 53 Punkte, nach eigenem Selbstbild gezwungen, dorthin zurückzukehren, wo Hamburg hingehört: in die Beletage des deutschen Fußballs.

Das „Endspiel“ um den Aufstieg, wie HSV-Sportvorstand Ralf Becker es nennt, ist zu einer Nervenschlacht geworden. Den Spielern des SC Paderborn zitterten schon im Derby gegen Arminia Bielefeld vergangenen Freitag die Knie (0:2), sie ließen die Chance zur Vorentscheidung liegen. Die Hamburger unterlagen derweil 0:3 gegen das Kellerteam Ingolstadt und sind seit Wochen außer Form. Doch obwohl der Hinrundenprimus (16. der Rückrundentabelle) nur zwei Punkte aus den letzten fünf Spielen holte, darf Trainer Hannes Wolf weitermachen – vorerst.

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Eine weitere Pleite könnte bei einer gleichzeitigen Niederlage des Tabellendritten Union Berlin (53 Punkte) gegen Magdeburg die Paderborner jedoch bereits zum sicheren Aufsteiger machen – und Wolf doch noch den Job kosten.

HSV-Hoffnungsträger ist Aaron Hunt

Beim HSV wird dringend ein Retter gesucht, vor allem nach der Hiobsbotschaft, dass Mittelfeldspieler und Leistungsträger Orel Mangala ausfallen wird. Alle Hoffnungen ruhen nun auf Kapitän Aaron Hunt, der verletzungsbedingt in der Rückrunde kein einziges Mal mehr als zwei Partien am Stück bestreiten konnte. Mit dem 32-Jährigen holte der HSV 2,1 Punkte im Schnitt pro Spiel, ohne den Defensiv-Stabilisator nur 0,9 Zähler. „Ich arbeite zusätzlich vor und nach jedem Training noch verstärkter an meinem Körper, um die letzten Spiele auf dem Platz stehen zu können“, hofft Hunt auf ein Comeback. „Ich muss es irgendwie schaffen, in diesen Partien dabei zu sein.“

Beim 1:0-Hinspielerfolg der Hanseaten stand der Ex-Bremer in der Startelf und glänzte als Strippenzieher. Beim Pokalviertelfinale Anfang April, wo Paderborn und Hamburg erneut aufeinandertrafen, zeigten die Norddeutschen jedoch, dass sie auch ohne ihren Spielführer bestehen können: Stürmer Pierre-Michel Lasogga schoss Paderborn mit einem Doppelpack im Alleingang ab.

Obwohl dem Team aus Nordrhein-Westfalen in dieser Spielzeit noch kein Treffer gegen Hamburg gelang und es in Bielefeld die Chance zum Matchball vergab, gibt sich der auf Schalke als Sportdirektor gehandelte Krösche „entspannt“. „Wir haben am Freitag ein Spiel verloren. Ja und? Deshalb bleiben wir trotzdem unserem Fußball treu und werden sehen, was dabei herumkommt. Wir haben doch nichts zu verlieren.“

SC Paderborn peilt das zweite Aufstiegsmärchen an

Auch Trainer Steffen Baumgart versucht, den Druck von seinem Team zu nehmen. Egal, wie der Krimi am Sonntag ausgehe: „Wir spielen eine überragende Saison. Unser Gegner nicht.“ Für den Fall der Fälle eines zweiten Aufstiegsmärchens nach 2014 ist man in Paderborn vorbereitet. „Wenn es am Sonntag passieren sollte, würden wir mit den Fans feiern“, verspricht Geschäftsführer Martin Hornberger. Die große, offizielle Sause vor dem Rathaus würde aber erst nach dem letzten Spiel steigen. „Wir sind schließlich keine Kirmestruppe.“