Essen. Der 1. FC Köln ist in der 2. Bundesliga auf Platz drei abgerutscht. Der Aufstieg ist in Gefahr, weil es zu viele Problemzonen gibt. Die Übersicht

Wenn man die Fakten nimmt, kann es eigentlich keine Zweifel geben. Der 1. FC Köln muss den Wiederaufstieg schaffen. Allein ein Blick auf die Marktwerte in Liga zwei verdeutlicht dies. Dort ist Kölns Kader beim Portal Transfermarkt.de mit einem Wert von 81.70 Millionen Euro gelistet. Es folgt der HSV mit 56,25 Millionen Euro. Union Berlin, an diesem Wochenende am FC vorbeigezogen, kommt auf 21,90 Millionen Euro.

Köln hat in dieser Saison bereits 14,90 Millionen Euro für Transfers ausgegeben, zudem kam Anthony Modeste im Winter zurück - ablösefrei. Dies alles zeigt, es muss etwas falsch laufen in Köln. Denn 28 Gegentore und bereits sechs Niederlagen nach 21 Begegnungen sind für diesen Kader zu viel. Daher schlägt nicht nur Sportdirektor Armin Veh Alarm, auch die Fans machen sich Sorgen.

Die Baustellen der Kölner:

Standards: Man fühlt sich in die Stöger-Ära zurückversetzt. Auch dort kassierte der FC permanent Gegentreffer nach ruhenden Bällen - damals ging die Raumordnung nicht auf. Auch zuletzt klingelte es regelmäßig nach Standards. Hier muss sich schnell was verbessern.

Abwehrverhalten: 28 Gegentore sind eigentlich nicht akzeptabel für diesen Kader, doch Trainer Markus Anfang schafft es nicht, seiner Mannschaft bei der grundsätzlich offensiven Ausrichtung die nötige Balance zu verpassen, damit kommen wir zum nächsten Problem.

Anfangs Festhalten an seiner Taktik: Der Trainer bleibt immer in seinem System. Auch bei den heimstarken Paderbornern blieb er trotz einer 2:0-Führung bis zum Schluss bei seiner Ausrichtung mit zwei Stürmern, anstatt die Defensive zu stärken, um ein Ergebnis mal nach Hause zu bringen. Immer wieder passiert es seiner Mannschaft, dass auf eine Führung zu schnell der Ausgleich fällt.

Jonas Hector: Der Leader, der erste Spieler, der nach dem Abstieg sein Bleiben verkündete. Als Nationalspieler. In die DFB-Elf wurde er aufgrund seiner Leistungen als Linksverteidiger berufen. Im Zentrum wäre das sicher niemals passiert. Hier ist er nicht zuhause, hier reibt er sich zwar auf, aber meistens ohne Ertrag. Anfang macht links eine Baustelle auf, stopft mit Hector in der Zentrale aber keine. Hier fällt der Linksfuß durch viel mehr Fouls auf als in der Vergangenheit, zudem schafft auch er es nicht, dem Team die nötige Stabilität zu verpassen. Bestes Beispiel: Siehe Paderborn.

Die Sechs: Im Kölner System gibt es einen echten Sechser. Der sollte bei der offensiven Taktik von Anfang im Bestfall schnell und außerordentlich Zweikampfstark sein - Attribute, die weder auf Marco Höger noch auf Winterzugang Johannes Geis passen. Geis ist ein toller Techniker, er schießt starke Standards, aber er ist weder schnell noch außerordentlich zweikampfstark. Daher laufen die Gegner viel zu oft problemlos ohne Gegenwehr auf die Dreierkette der Kölner los. Höger ist zwar stark im Zweikampf, aber durch seine Verletzungshistorie nicht schnell genug, um die Position alleine zu bekleiden.

Frederik Sörensen: Es ehrt den Dänen, dass er trotz seiner Dauerreservistenrolle schweigt. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass er sich derzeit gut selber einschätzen kann. Denn wenn er gebraucht wurde, war er nicht da. Wie in Paderborn, als er von der ersten Sekunde an ein Sicherheitsrisiko war, das nicht nur den Freistoß vor dem 1:2 verschuldete. Klar, ihm fehlt die Praxis, aber so wie er beim SCP aufgetreten ist, hat er derzeit kein Zweitliganiveau.

Individuelle Aussetzer: Hier kommt man mit dem Zählen kaum nach. Ob Jorge Meré in Kiel, Salih Özcan und Rafael Czichos gegen Bochum, Sörensen in Paderborn, Matthias Bader gegen den MSV. Immer wieder kommt es zu Patzern, die den FC in Bedrängnis bringen. Auch hier. Bei der Qualität im Kader darf das nicht passieren. Alleine zwei Gegentore in Minute eins (gegen Bochum und in Berlin) sind nicht zu verstehen.

Timo Horn: Auch er wurde gefeiert, als er sein Bleiben verkündete. Doch der Torwart spielt allenfalls eine durchwachsene Saison. Immer wieder hatte man das Gefühl, als wären Bälle nicht unhaltbar. Den Unterschied, den man sich erhofft hatte, hat er bisher zu selten ausgemacht.

Fazit: Der FC kann sich im Prinzip nur selber schlagen, er ist bei acht Baustellen drauf und dran, genau das zu tun. Der Vorteil: Die Fans sind noch ruhig, doch der Druck wird größer. Noch hat Köln alles in der eigenen Hand. Vier Punkte reichen schon gegen Sandhausen und beim Nachholspiel in Aue und Köln wäre aufgrund des besseren Torverhältnisses wieder Zweiter. Doch der Anspruch ist ein anderer - das hat auch nichts mit Arroganz zu tun. Einfach mit der Tatsache, dass die Kölner auf dem Papier den besten Kader der Liga haben. Noch haben sie 13 Spiele Zeit, das auch mal auf dem Platz zu zeigen.