Essen. Am Freitag muss der Hamburger SV erstmals in der Zweiten Liga ran. Der einstige Bundesliga-Dino wird sich an eine Liga der Leidenschaft gewöhnen müssen. Ein Kommentar.

Die Liste der Lizenzentzüge in der 2. Fußball-Bundesliga ist lang. Mit dem Ausschluss des finanziell klammen Bonner SC ging es 1977 los. Danach erwischte es unter anderem auch Vereine aus dem Revier: Rot-Weiß Oberhausen, zweimal Rot-Weiss Essen und final 2013 den MSV Duisburg, der allerdings zügig den Rückweg in die Zweite Liga fand.

Doch das Schmuddel-Image von einst, ein Sammelbecken für finanziell waghalsig aufgestellte Profivereine zu sein, hat das Bundesliga-Unterhaus seit einigen Jahren abgelegt. Was vor allem an der gemeinsamen Vermarktung der Fernsehrechte durch die Deutsche Fußball-Liga (DFL) und an verdoppelten Zuschauerzahlen im Vergleich mit den 80er- und 90er-Jahren liegt.

In keiner anderen zweiten Fußball-Spielklasse der Welt, auch in der starken englischen Championship nicht, gibt es so viel Fernsehgeld zu verdienen – 23 Millionen Euro in der Spitze für den 1. FC Köln. Der Saisonauftakt mit dem Nord-Vergleich Hamburger SV gegen Holstein Kiel am Freitagabend läuft unter anderem in Großbritannien, den Niederlanden, Polen, Ungarn und Israel live im Fernsehen.

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17 582 Zuschauer im Schnitt bedeuteten in Europa in der vergangenen Saison den achtbesten Wert aller Fußball-Profiligen. Mit Traditionsvereinen wie dem 1. FC Köln, dem Hamburger SV oder auch dem 1. FC Magdeburg könnte die Zahl demnächst sogar an die Schallmauer von 20 000 Fans pro Zweitligaspiel gebracht werden.

Und doch tendiert der Liga-Charakter nicht zum Glamour, sondern zur harten Arbeit. Das ausgeglichene Teilnehmerfeld ließ in der Vergangenheit kaum Alleingänge an der Tabellenspitze zu. Auch bei Hannover 96 und beim VfB Stuttgart vor zwei Jahren nicht.

Das sollte gerade die große Anhängerschar des Hamburger SV wissen, die eine neue Liga erleben wird, die den Kampf, die Laufbereitschaft, kurzum, die Leidenschaft in den Vordergrund stellt. Tugenden, die der HSV als Team offenbar neu erlernen muss.