München. Während 1860 München absteigt und im Chaos versinkt, feiert Heiko Herrlich mit Jahn Regensburg. Torwart Philipp Pentke beweist Galgenhumor.

  • 1860 München steigt ab und versinkt im Chaos
  • Heiko Herrlich feiert mit Jahn Regensburg
  • Torwart Philipp Pentke beweist Galgenhumor

Die Aufstiegsgesänge der rund 7000 Fans von Jahn Regensburg taten allen beim abgestürzten TSV 1860 München richtig weh. "Nie mehr 3. Liga!", riefen die Jahn-Anhänger mit Inbrunst, während vor ihnen die Regensburger Fußball-Profis ausgelassen in roten Aufsteiger-Shirts auf dem Rasen der Münchner Arena tanzten.

Der Außenseiter aus der Oberpfalz hat mit einem eindrucksvollen 2:0 (2:0) im Relegations-Rückspiel den Absturz der "Löwen" in die Drittklassigkeit besiegelt. Das Team von Erfolgstrainer Heiko Herrlich konnte am Dienstagabend vor 62 200 Zuschauern nach einer starken Vorstellung den Durchmarsch von der vierten in die 2. Liga.

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"Ich bin unendlich traurig, dass wir in diesem Stadion, vor dieser Kulisse, ein so schlechtes Spiel abgeliefert haben", kommentierte 1860-Kapitän Kai Bülow. Minutenlang saßen die "Löwen"-Profis wie in Schockstarre auf dem Rasen. Der entzauberte Trainer Vitor Pereira blickte ins Leere. Der Portugiese übernahm die Verantwortung für das sportliche Desaster und deutete an, dass er für einen Neuaufbau in der 3. Liga wohl nicht bereitsteht. "Leider hat es nicht gereicht, die Ziele zu erreichen. Bei mir bleibt ein großer Schmerz, dass das Projekt gescheitert ist", sagte der Portugiese. Sein ambitioniertes Projekt lautete zum Amtsantritt im Winter: Bundesliga-Aufstieg 2018.

Pusch und Lais treffen

Kolja Pusch (30. Minute) und Marc Lais (40.) sorgten nach dem 1:1 im Hinspiel mit ihren Toren für den Jahn-Erfolg. "Das ist ein schönes Gefühl. Diese Freude, dieses Glück", schwärmte Herrlich. Der frühere Bundesliga-Profi von Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund war sichtlich gerührt. "Es war ein sehr emotionaler Moment, hier in der Allianz Arena aufzusteigen. Es erfüllt mich mit Dank und Demut, Teil von Jahn Regensburg sein zu dürfen", sagte Herrlich, der einst auch den VfL Bochum trainierte.

"Wir waren eine kleine rote Armee, die gegen die großen Löwen nicht aufgeben wollte", sagte Torhüter Philipp Pentke, ein ehemaliger Sechziger.

"Das war schon ein bisschen crazy"

"Was da in der Schlussphase abging, das war schon ein bisschen crazy", sagte der Jahn-Kapitän. Schiedsrichter Daniel Siebert (Berlin) musste die Begegnung nach 80 Minuten unterbrechen, weil randalierende Fans aus dem 1860-Block Gegenstände auf den Rasen warfen. Polizeikräfte liefen auf.

Der bei den Fans beliebte Ex-Profi und Nachwuchstrainer Daniel Bierofka lief vor die Nordkurve und versuchte, die Randalierer zu besänftigen. Nach einer knappen Viertelstunde ging es zwar weiter, aber immer wieder flogen gegen Gegenstände vor das Jahn-Tor. Zehn Polizisten wurden nach einer ersten Bilanz leicht verletzt.

Im Gegensatz zum glücklichen Relegationserfolg gegen Holstein Kiel 2015 gelang den Sechzigern diesmal kein Happy End im Rückspiel. Die teure und namhafte Mannschaft agierte fußballerisch ohne Konzept und hielt dem Druck in dem Alles-oder-nichts-Spiel nicht stand. "Jahn Regensburg war die bessere Mannschaft", bestätigte auch Pereira.

Investor Hasan Ismaik am Tiefpunkt

Nach 24 Jahren sind die "Löwen" wieder drittklassig. Das sportliche Debakel stellt die Zukunft des deutschen Meisters von 1966 komplett in Frage. Der Verein ist unter dem jordanischen Investor Hasan Ismaik am Tiefpunkt angelangt. Ein totaler Neuaufbau wird folgen müssen.

Der Geschäftsführer Ian Ayre war beim wichtigsten Spiel der Saison nicht im Stadion. 1860 gab später den Rücktritt des Engländers bekannt, auch der Löwen-Präsident Peter Cassalette trat zurück. Ein neuer Coach dürfte kommen. Durch den Abstieg der Profis muss auch die zweite Mannschaft von 1860 aus der Regionalliga in die Bayernliga absteigen.