Stuttgart. . Hannes Wolf verlässt die Jugendabteilung von Borussia Dortmund und wird Cheftrainer beim VfB Stuttgart. BVB-Boss Watzke beobachtet ihn genau.

  • Hannes Wolf verlässt die Jugendabteilung von Borussia Dortmund
  • Wolf wird nun Cheftrainer beim Zweitligisten VfB Stuttgart
  • BVB-Boss Hans-Joachim Watzke beobachtet ihn genau

Der Presseraum im Roten Haus in Cannstatt ist eigentlich viel zu klein für den medialen Andrang. Doch Hannes Wolf, den der Fußball-Zweitligist VfB Stuttgart am Mittwoch als Nachfolger von Jos Luhukay präsentiert, benötigt keine große Bühne, um sich zu entfalten. Er hat turbulente Tage hinter sich nach seinem schnellen Abgang als Jugendtrainer bei Borussia Dortmund. Seine Jungs verabschiedete er nur per Videobotschaft.

Zwischen Blitzlichtgewitter und nicht enden wollenden Fragen legt der Neuling einen bemerkenswerten Auftritt hin. Und wenn man seinen fußballphilosophisch fundierten Worten lauscht, hört man schon ein wenig von Thomas Tuchel heraus. Als Stuttgarts Sportvorstand Jan Schindelmeiser gefragt wird, welche Qualitäten ihn an Wolf überzeugen, schiebt dieser schlagfertig ein: „Soll ich rausgehen?“ Und dann könnte man wieder meinen, Jürgen Klopp ist hier – der Mann, der ihn einst zum BVB holte. „Ohne Jürgen Klopp wäre ich nicht hier“, sagt Wolf – doch eine Kopie will er nicht sein.

„Da sind sicher unglaubliche Einflüsse. Lehrer wie Klopp und Tuchel gehabt zu haben, ist großartig“, sagt Wolf. Der 35-Jährige ist Wunschkandidat von Sportvorstand Jan Schindelmeiser, der ihn mit einem Zweijahresvertrag ausgestattet hat.

Wolf bringt einen hohen sportlichen Anspruch mit zum VfB

Der VfB wagt nach Thomas Schneider, Alexander Zorniger und Jürgen Kramny wieder das Experiment mit einem Coach, der über keine Bundesliga-Erfahrung verfügt. Das ist riskant – doch Wolf wurde dreimal mit Jugendmannschaften des BVB deutscher Meister, gilt in Fachkreisen als kompetenter Trainer, ausgestattet mit Überzeugungskraft, der mit viel Liebe zum Detail arbeitet. „Ich habe einen sehr hohen sportlichen Anspruch. Klappt das nicht so, wie ich möchte, kann ich anstrengend werden“, sagt Wolf.

Aus Dortmund hat er seinen Co-Trainer Miguel Moreira mitgebracht. Anders als seine Vorgänger macht er nicht den Fehler, den Fans zu viel zu versprechen. „Wenn wir nur über den Aufstieg reden, werden wir nicht scharf genug für die tägliche Arbeit sein“, sagt Wolf.

Erste Station auf dem Weg zurück in der Beletage ist am Freitag das Spiel beim VfL Bochum. Dort ist Wolf geboren, hat Sport studiert. Sentimentalitäten sind aber verboten. Da kokettiert er lieber mit seinem neuen Arbeitgeber: Auf die Frage, ob er eine Kindheitserinnerung an den VfB hat, sagt Wolf: „Bei Bundesliga-Manager Professional war das Wappen vom VfB immer mein Lieblingswappen.“ Jetzt trägt er das Logo auf seinem grauen Poloshirt.

Eine Rückkehr zum BVB aber scheint nicht ausgeschlossen: „Wir werden seinen Weg aufmerksam verfolgen“, sagt Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke vielsagend.