Hamburg. Der Auto-Fan gibt Vollgas, seine Spieler auch: Die Hamburger überraschen unter ihrem neuen Trainer Joe Zinnbauer mit einem 0:0 gegen den FC Bayern München. „Das ganze Stadion hat gebrannt“, sagt Abwehrchef Heiko Westermann
Sie nannten ihn „Ferrari-Joe“. Das war vor zwei Jahrzehnten, als Josef Zinnbauer sich beim Karlsruher SC und bei Mainz 05 als Fußballprofi versuchte. Damals fuhr Jungprofi Zinnbauer mit teuren Boliden am Trainingsplatz vor, die Porsches und Ferraris hatte er allerdings finanziert als Chef einer Versicherungsagentur. Am Samstagnachmittag raste er nun als Trainer des Hamburger SV mit Karacho in die Bundesliga. Heraus kam bei seinem Debüt als Bundesliga-Coach ein erstaunliches 0:0-Remis gegen den FC Bayern München.
Es schien, als wollten die HSV-Profis in diesen 90 Minuten dem Image des neuen Coaches unbedingt entsprechen. Spieler, die vor zwei Wochen gegen Paderborn noch lethargisch zuschauten, liefen die Bayern-Stars nun mit Vollgas an. „Wir haben viele Meter gemacht“, sagte Zinnbauer. Bei der Pressekonferenz schien über sich selbst zu staunen, weil er plötzlich neben Pep Guardiola sitzen durfte.
"Das ganze Stadion hat gebrannt"
„Das ganze Stadion hat gebrannt. Das war eines der besten Spiele überhaupt, seitdem ich hier bin“, sagte Heiko Westermann. Ein bemerkenswertes Urteil, spielt Westermann doch immerhin schon seit 2010 in Hamburg. „Das hat Spaß gemacht“, fand HSV-Profi Lewis Holtby, der aber zugleich mahnte: „Wir dürfen jetzt nicht denken, dass wir die besten Fußballer der Welt sind. Wir brauchen Demut. Dieses Spiel darf keine Eintagsfliege sein.“
Nach der Partie berichteten die Profis, dass Autofan Zinnbauer auch als Rhetoriker kein Freund des tuckernden Diesels ist. Vielmehr klang seine Rede vor seinem Bundesligadebüt wie der Sound eines röhrenden Sportwagens. Es wurde lauter in der Kabine. „Er hat gesagt, wir sollen mutig angreifen, den Bayern keine Luft zum Atmen geben“, erzählte Außenverteidiger Matthias Ostrzolek.
Der Versuchung, sich als neuer Magier des Fußballs zu präsentieren, widerstand Zinnbauer jedoch. Dass Raserei kein Dauerzustand im Fußball ist, ist ihm bewusst. Mittwoch in Gladbach wartet der nächste schwere Gegner. Der Ferrari von damals, sagt Zinnbauer, steht seit neun Jahren in der Garage.