Hamburg. Steigt der Hamburger SV ab, herrscht im Volkspark Markttreiben. Im Angebot: hanseatische Fußball-Profis. Wer kauft, kann Schnäppchen machen. Der HSV ist zum Gesundschrumpfen verdammt. Schließlich würde der Etat von derzeit rund 135 Millionen Euro in der 2. Fußball-Bundesliga drastisch sinken.

Zudem müssen Finanzauflagen der Deutschen Fußball Liga in Höhe von 20 Millionen Euro für die Lizenzerteilung erfüllt werden. Am Samstag kann eine wahrscheinliche Niederlage gegen Bayern München die prekäre Lage noch verschärfen. Die Hamburger brauchen dringend Geld. Verkaufsschlager finden sich derzeit aber kaum im Sortiment.

13-Millionen-Euro-Mann Rafael van der Vaart ist kein Renner mehr. Käme - wie kolportiert - der interessierte türkische Erstligist Fenerbahce Istanbul und öffnete das Portemonnaie, der HSV sagte nicht nein. Schließlich hängt van der Vaart schon zu lange im Leistungsloch und bläht den Gehaltsetat mit einem Jahresverdienst von rund 3,5 Millionen Euro ungesund auf. "Ich habe mir über die 2. Liga noch keine Gedanken gemacht", behauptet der Niederländer.

Das Tafelsilber beim HSV ist übersichtlich. Noch vor den Nationalspielern Marcell Jansen, der den Verein für fünf Millionen Euro verlassen darf, und Torhüter René Adler steht Hakan Calhanoglu. Der 20 Jahre alte Mittelfeldakteur ist gegenwärtig der wohl einzige heiß begehrte Profi. Zehn bis zwölf Millionen Euro könnten für das Talent herausspringen. 2,5 Million Euro hat der HSV einst dem Karlsruher SC überwiesen. "Wir planen mit Hakan. Wir wollen ihn nicht verkaufen", sagt Sportchef Oliver Kreuzer trotzig. Aber auch er weiß, dass in acht Tagen schon alles anders sein kann.

Zwar gilt Calhanoglus Vertrag auch für die 2. Liga, aber was heißt das schon. Erst im Februar hat er seinen bis 2016 laufenden Kontrakt um zwei Jahre bis 2018 verlängert. "Ich wollte ein Zeichen setzen", betont der Deutsch-Türke. Gut für den HSV, denn das treibt den Preis nach oben. Mit dem Zweitligisten KSC war Calhanoglu einst abgestiegen. "Das wollte ich nie mehr erleben", bekennt der gebürtige Mannheimer. "Hamburg gefällt mir. Ich würde gern hierbleiben." Aber er sagt auch: "Ich würde gern mal Champions League spielen."

Auf den Stadiontribünen herrscht bei Heimspielen reges Treiben, wenn Calhanoglu spielt. Beobachter von Top-Teams wie FC Liverpool, Manchester City, FC Chelsea, Manchester United, Atlético Madrid, Juventus Turin oder AS Rom eilten schon nach Hamburg.

Aber Ausland ist Calhanoglus Sache derzeit nicht. Die besten Karten hat Bayer Leverkusen. Auch Manager Michael Reschke soll den türkischen Nationalspieler bereits beobachtet haben. "Der Schritt ins Ausland würde zu früh kommen. Leverkusen ist ein Top-Verein", meint Calhanoglus Berater Bektas Demirtas. "Wenn sich der HSV zu einem Transfer entschließen sollte, wäre das eine interessante Lösung."

Mit zehn Toren in seiner ersten Bundesliga-Saison ist Calhanoglu der zweitbeste HSV-Torschütze hinter Stürmer Pierre-Michel Lasogga (12). "Hakan hat für sein Alter ein erstaunliches Spielverständnis", lobt Trainer Mirko Slomka seinen Hoffnungsträger. Auch der Coach möchte den gläubigen Moslem, der fünfmal am Tag betet, als zentrale Figur im Team halten. "Hakan hat eine große Bedeutung für die Mannschaft." Vielleicht muss auch er komplett neu planen.