München.. Pep Guardiola, Trainer des FC Bayern München, spielte in Katar, ist WM-Botschafter Katars und reist mit seinem Klub zum Training in Katar. Ethische Fragen, etwa nach massiven Menschenrechtsverletzungen oder den Arbeitsstandards im Stadionbau im Wüstenstaat, blendet er aus.

Josep Guardiola war gerade erst da, am Persischen Golf. Kurz vor Silvester nahm der Trainer der Bayern an einer Podiumsdiskussion teil, bei der fünften Auflage der sogenannten Globe Soccer Conference in Dubai. Es sollte um große Themen gehen, um die Globalisierung der Milliardenbranche Fußball und die Zukunft der Stadionarchitektur. Neben integren Fachleuten wie Diego Maradona durfte da der weltweit wohl am meisten geschätzte Trainer vom umjubelten Allesgewinner FC Bayern nicht fehlen. Zumal auf den 42-Jährigen Verlass ist.

Sein Wille zur Innovation beschränkt sich auf das Spiel, dessen Erträge man auch in der Arabischen Welt sehr schätzt. Auf die Frage, was er im Fußball ändern würde, wenn er könnte, ist Guardiolas Wunsch aus Dubai überliefert, künftig mehr als drei Spielerwechsel pro Partie vornehmen zu dürfen. Von Denkanstößen zu den Geschäftsbedingungen des globalen Kicks, etwa in Sachen Arbeitsstandards im Stadionbau, war nichts vernehmbar.

An diesem Sonntag bricht Guardiola mit den Bayern ins Trainingslager nach Katar auf. Sein bereits zweiter Besuch am Persischen Golf in dieser Winterpause wirft auch ein Schlaglicht auf seine Beziehungen zu jener Region, die im globalen Sport immer mehr Einfluss ausübt. 2022 soll Katar die Fußball-WM ausrichten. Auch Guardiola hat sich dafür eingesetzt.

Massive Menschenrechtsverstöße

Der Katalane ist ebenso wie zum Beispiel Ex-Weltfußballer Zinedine Zidane WM-Botschafter des Emirats, das abgesehen von Investments im weltweiten Sport kaum an diesen angebunden ist. Die Elf des im WM-Sommer brütend-heiße Wüstenstaats wird in der Weltrangliste der Fifa gerade auf Platz 103 geführt. Aber Geld gibt es reichlich.

Es werden also auch die alten Fragen nach dem Warum mitreisen, wenn Guardiola in die Maschine nach Doha steigt. Warum er für die WM in Katar geworben und sich auf Geschäftsbeziehungen mit jenem Emirat eingelassen hat, das wegen massiver Menschenrechtsverstöße – auch beim Thema Stadionbau – immer wieder in die Schlagzeilen gerät? Warum Guardiola jene Werte ausblendet, die er andernorts propagiert und auf denen sein Image als feinsinniger Ehrenmann basiert? „Man muss den Mut haben, Werte zu haben“, dieses Guardiola-Motto zierte 2011 sogar Leibchen des FC Barcelona. Antworten zum Fleck auf Guardiolas Maßanzug sind nun in Katar eher nicht zu erwarten.

Der Philosoph Wolfram Eilenberger hat die unerwünschten Fragen dafür jüngst gegenüber der „Zeit“ für sich beantwortet. „Es ist Zeit, dass wir uns von unserem Guardiola-Bild verabschieden“, sagte er. „Ethisches Versagen“ warf Eilenberger Guardiola vor. Zum Beispiel, weil dieser sich nach einem auch an ihn adressierten Offenen Brief des Fußballers Zahir Belounis, der in Katar festgehalten worden war, vom FC Bayern abwiegelnd zitieren ließ, er „kenne die Fakten nicht“.

Üppig entlohnte Rolle als WM-Botschafter

Beim FC Bayern war man nicht erbaut über diese Majestätsbeleidigung. Allerdings weiß man im Verein auch, dass Guardiola sein Gesicht gerne für die umstrittenen Freunde hergegeben hat, bei denen er von 2003 bis 2005 beim Al-Ahli SC seine Spielerkarriere üppig entlohnt ausklingen ließ. Mit ihnen hatte er später auch einen Trikotdeal für den FC Barcelona eingefädelt. 170 Millionen Euro soll der Stiftung „Qatar Foundation“ die Trikotwerbung wert gewesen sein. Angeblich brachte Guardiola seine Rolle als WM-Botschafter derweil einen hohen einstelligen Millionenbetrag in Euro ein, laut „France Football“ sogar mehr.

An dieser WM klebt Blut, sagen Kritiker, und sauber kann sie offensichtlich nicht vergeben worden sein. Die Frage, ob Geld alles ist, muss sich der allseits hofierte Guardiola nun gefallen lassen. Ein echter Ehrenmann, der das Spiel liebt, hätte auf das Geld verzichten und ein seltenes Zeichen des Anstands in seiner Branche setzen müssen, so sehen es zumindest diese Kritiker.