Essen. Das Jahr 2013 brachte dem lange geschmähten Jupp Heynckes die ersehnte Genugtuung. Denn er schaffte mit den Bayern etwas Einmaliges im deutschen Profi-Fußball, etwas für die Geschichtsbücher: Bayern München holte im 50. Jahr der Bundesliga das Triple aus Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League.

Es gibt hin und wieder Geschichten, die viel über einen Menschen verraten. Oder über die, die sie erzählen.

Eine Geschichte, die über Jupp Heynckes erzählt wird, geht so: Als Borussia Mönchengladbach ihn einmal entlassen hat, gab Jupp Heynckes seinen Dienstwagen zurück. Gewaschen und vollgetankt.

Lange Zeit hat der Fußball diese Anekdote mit höhnischem Unterton erzählt. Schau mal, der Heynckes, der Ehrpussel, der Über-Korrekte, der Spießer. Das ist einer der Gründe, warum Jupp Heynckes, der als Fußballer bei Borussia Mönchengladbach zum Star geworden ist und dem deshalb Jahrzehnte später die Entlassung als Trainer besonders weh getan haben muss, über fehlenden Respekt geklagt hat.

Jupp Heynckes – Ein Mann alter Schule

Jupp Heynckes ist ein Mann alter Schule, vielleicht sollte man sagen: zeitloser Schule. Ein ausgesprochen höflicher Mensch, ein korrekter, ein freundlicher Mensch. Niemand wird einem erklären können, warum Eigenschaften wie diese aus der Mode kommen sollten. Aber bis zum Jahr 2013 galt Heynckes als Mann alter Schule. Er war 66 Jahre alt, als er 2011 Trainer des FC Bayern München wurde, und viele fragten sich, ob die Bayern mit ihm gut fahren würden. Er galt als Trainer des Übergangs, bestenfalls. Bis dieses unglaubliche Jahr 2013 kam.

Die Bundesliga wurde 50 und Heynckes, der in dieser Liga vom Jugendlichen zum gesetzten Mann wurde, schaffte mit den Bayern etwas Einmaliges im deutschen Profi-Fußball, etwas für die Geschichtsbücher. Er holte das Triple, gewann die Meisterschaft mit einem geradezu grotesken Vorsprung, holte mit seinem Team den DFB-Pokal und krönte die Saison mit dem Finalsieg in der Champions League, mit diesem 2:1 über Borussia Dortmund im Londoner Fußball-Tempel Wembley. In einem Spiel, das Fußballfreunde in ganz Europa begeisterte.

Der Trainer genießt den Respekt

Was der Coach und die Bayern da geleistet haben, lässt sich vielleicht erst mit größerem zeitlichen Abstand ermessen. Heynckes, als junger Trainer ein Sturkopf mit Hang zur Kontrolle, moderierte in München mit Umsicht und Geschick ein sensibles Gebilde: Sein dreifaches Meisterstück bestand nicht nur darin, das gewaltige Bayern-Potenzial auf den Rasen zu bringen, sondern auch darin, die Launen und Ansprüche einer ganzen Gruppe von Stars auszutarieren. Am Ende gönnte man keinem anderen deutschen Trainer das Triple so sehr wie Heynckes.

Inzwischen ist Jupp Heynckes Pensionär. Er geht spazieren mit seinem Schäferhund Cando. Er genießt den Respekt, den er so lange vermisst hat. Und soll sogar immer wieder seinen Wagen volltanken.