Dortmund/Berlin. Jürgen Klopp beklagt einen zu kritischen Umgang mit Spielern von Borussia Dortmund und wünscht sich auch von Bundestrainer Joachim Löw eine Aufklärung gerade der jüngsten Vorwürfe gegen Mats Hummels.

"Ich glaube nicht, dass Jogi Löw ein Problem mit Borussia Dortmund hat. Aber es ist auch Tatsache: Wenn Fehler Namen kriegen, dann ist es nicht unwahrscheinlich, dass es ein Borussia-Dortmund-Spieler ist", sagte Klopp vor dem BVB-Spiel gegen den Hamburger SV (6:2) dem TV-Sender Sky.

Im ZDF-Interview nach der Partie legte ein sichtlich genervter Klopp dann nach und sah Hummels Leistungen wie auch die anderer Dortmund-Akteure in den Medien nicht fachgerecht beurteilt. "Ich möchte über das Richtige diskutieren und keine Themen aufmachen - nicht: 'Klopp sagt das über Löw'. Das ist Blödsinn. Ich möchte gerne über Fußball sprechen", echauffierte sich Klopp im "ZDF-Sportstudio". "Ihr seid nicht aus der Verantwortung", sagte der Dortmund-Trainer den Kritikern.

Klopps Ärger bezog sich im Kern auf die öffentliche Diskussion um Verteidiger Mats Hummels nach dem Länderspiel gegen Paraguay (3:3). Hummels hatte bei zwei Gegentoren gegen Paraguay schlecht ausgesehen. In den folgenden WM-Qualifikationsspielen gegen Österreich (3:0) und auf den Färöer (3:0) hatte er seinen Platz in der Innenverteidigung an Bayern-Profi Jérôme Boateng verloren. Klopp, einst selbst Experte beim ZDF, monierte auch die Aufarbeitung der Paraguay-Aktionen von Hummels durch seinen Nachfolger als Analytiker, Oliver Kahn.

Zudem sieht er den Vorfall als Glied in einer Kette. Zu dieser gehören auch die Medien-Vorwürfe gegen Hummels nach dem verlorenen EM-Halbfinale 2012 gegen Italien wegen eines verlorenen Zweikampfes vor dem ersten Gegentor. Und auch die kritischen Löw-Aussagen zu Marcel Schmelzer vor dem WM-Qualfikationsspiel in Irland (6:1) im vergangenen Oktober hat Klopp nicht vergessen. "Ich habe mich damals bei Marcel Schmelzer ein wenig gewundert und jetzt bei Mats. Solche Dinge müssen dann auch mal aufgeklärt werden. Die Fehler beim Paraguay-Spiel stehen bis heute so da, als hätte die Mats alleine verbockt", monierte Klopp bei Sky.

Laut Klopp spielt sein Defensivmann eine ordentliche Saison. Gegen den HSV habe Hummels die richtige Reaktion gezeigt. "Er könnte in so einer Situation auch unruhig werden und versuchen, besondere Dinge zu machen. Das hat er nicht gemacht, das spricht für seine Klasse. Ich war sehr zufrieden", sagte der BVB-Trainer.

Auch wenn Klopp mehrfach auf sein "normales Verhältnis" mit Löw hinwies, war zwischen den Zeilen ein Vorwurf an den Bundestrainer zu vernehmen. Er wisse nicht, ob Löw mit Hummels über dessen Leistung gesprochen habe und ob der DFB-Chefcoach Fehler aufarbeite. "Ob das bei anderen Spielern geschehen ist, weiß ich nicht", sagte Klopp.

Der unterschwellige Vorwurf, nur BVB-Profis würden kritisiert, stimmt allerdings nicht. Vor der EM hatte Löw zum Beispiel Bayern-Verteidiger Boateng nach einem publik gewordenen nächtlichen Ausflug sportlich in die Pflicht genommen.

Für seine harschen Worte gegen Schmelzer in Dublin ("Er hat gegen Österreich kein gutes Spiel gemacht. In der Bundesliga gibt es gerade außen links ganz, ganz wenige Alternativen, und ich kann sie mir auch nicht schnitzen.") hatte sich Löw später entschuldigt. Seitdem ist der Dortmunder als linker Verteidiger eine feste Größe im DFB-Team.

Nach dem Paraguay-Spiel hatte Löw generell taktische Fehler moniert, Hummels namentlich aber nicht genannt. Nach dem jüngsten WM-Qualifikationsspiel gegen die Färöer hatte er deutlich gemacht, dass er die Qualitäten des diesmal nicht eingesetzten Dortmunders kennt: "Mats Hummels hat bei der EM überwiegend ein klasse Turnier gespielt. Er kann auf dem ganz hohen Niveau spielen."