Karlsruhe. Der Bundesgerichtshof in Karlsruhe erklärte die Urteile gegen den Wettpaten Ante Sapina und dessen Komplizen Marijo C. für nicht rechtskräftig. Jetzt muss vor dem Landgericht Bochum neu verhandelt werden. Am Strafmaß wird sich wohl aber nichts ändern.

Der wichtigste Prozess im größten Manipulationsskandal der europäischen Fußball-Geschichte wird zur Dauerbelastung für die deutsche Justiz. Der Bundesgerichtshof in Karlsruhe erklärte die Urteile gegen den Wettpaten Ante Sapina sowie dessen Komplizen Marijo C. am Donnerstag für nicht rechtskräftig. Die Strafsache muss erneut vor dem Landgericht Bochum verhandelt werden - eine Verschärfung oder Minderung des Strafmaßes wird es aber wohl nicht geben.

"Ich vermute, dass der Urteilsspruch so ähnlich ausfallen wird, wie der erste", sagte Oberstaatsanwalt Peter Ernst am Donnerstag: "Das war zu erwarten. Es gab Fehler zu Gunsten und zu Ungunsten der Angeklagten, sodass das Landgericht nochmal ran muss. Es geht ja nur noch um ergänzende Feststellungen."

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Haftstrafe von fünfeinhalb Jahren wurde ausgesprochen

Der vierte Senat des BGH bemängelte am Urteil der 12. Strafkammer des Landgerichts Bochum vom 19. Mai 2011, dass sich im Falle Sapinas dessen Geständnis nicht ausreichend auf eine Strafmilderung ausgewirkt habe. Sapina und C. waren zu einer Haftstrafe von fünfeinhalb Jahren verurteilt worden. Jedoch sei in mehreren Fällen auch nur von einem versuchten Betrug ausgegangen worden, nicht von einem vollendeten. Zudem sei ein möglicher bandenmäßiger Betrug nicht ausreichend geklärt worden. Diese Punkte würden "sich ausgleichen", sagte Ernst mit Blick auf die kommende Verhandlung, die von einer anderen Kammer als 2011 in Bochum entschieden wird. Auch der Prozess gegen den Mitläufer Ivan P. (zwei Jahre Haft auf Bewährung) wird laut BGH-Urteil neu aufgerollt.

Das Landgericht soll in der Verhandlung auch die Höhe des Schadens beziffern, was sich aufgrund der Gegebenheiten an den betroffenen asiatischen Wettmärkten allerdings als schwierig herausstellen könnte. "Ich möchte nicht am Landgericht tätig sein, um das aufzudröseln", sagte Ernst: "Da braucht man wirtschaftlichen und fußballerischen Sachverstand."

Keine Überraschung erwartet

Auch Michael Ried, Anwalt von C., rechnet nicht mit einer Überraschung beim Urteilsspruch: "Der Schaden ist juristisch eigentlich nicht festzustellen", sagte er: "An der Verurteilung wird sich wahrscheinlich nichts ändern. Aber ich spreche nur für meinen Mandanten." Die Anwälte von Sapina hatten der Verkündung in Karlsruhe nicht beigewohnt.

Sapina und C. hatten gestanden, Spieler, Schiedsrichter und Funktionäre bestochen zu haben. 51 Spiele, darunter auch Begegnungen in der Champions League und der WM-Qualifikation, sollen manipuliert worden sein. Im Anschluss an das Bochumer Urteil waren sowohl die Verteidigung als auch die Staatsanwaltschaft in Revision gegangen. Die damalige Verhandlung habe sich "in einer grauenhaften Grauzone" bewegt, hatte Sapinas Anwalt Ralf Neuhaus gesagt. Sapina, der 2005 wegen seine Verwicklung in den Wettskandal um den damaligen Schiedsrichter Robert Hoyzer bereits zu zwei Jahren und elf Monaten verurteilt worden war, und C. befinden sich momentan "auf freiem Fuß" - von einer Fluchtgefahr wird nicht ausgegangen. (sid)