Jürgen Tiritt als Umweltbotschafter zurück, rund 300 Mitglieder haben ihren Vereinsaustritt erklärt: Der Wirbel um den neuen Trikotsponsor Wiesenhof bei Werder Bremen wird sich zwar bald legen, zeigt aber auch, dass die Fans immer kritischer werden. Ein Kommentar.

Werder Bremens neuem Trikotsponsor sei Dank: Ohne die Aufregung um den Werbevertrag mit „Wiesenhof“ hätten wir vermutlich nie erfahren, dass es einen Fußball-Bundesligisten gibt, der über einen Umweltbotschafter verfügt. Genauer gesagt: verfügte. Ist Grünen-Politiker Jürgen Trittin doch aus Protest gegen das Sponsoring „durch einen der Marktführer der industriellen Billig-Fleischproduktion“ von seinem Amt zurückgetreten.

Beim Geld hört die Moral bekanntlich auf

Werder-Geschäftsführer Klaus Allofs vermutet – Donnerwetter! – „politische Zwänge“ als Trittins Motiv. Die Bremer Beweggründe für den Deal sind mindestens so leicht durchschaubar: „finanzielle Zwänge“. Und beim Geld hört die Moral bekanntlich nicht nur im Fußball auf. Die Hemmschwelle, auch mit dubiosen Geldgebern Geschäfte zu machen, ist in der Bundesliga spätestens seit dem seinerzeit höchst umstrittenen Gazprom-Deal des FC Schalke 04 extrem niedrig gelegt. Und selbst der Verband geht bekanntlich seit Jahren mit schlechtem Beispiel voran, indem er seine „Keine Macht den Drogen“-Kampagnen regelmäßig mit Bierwerbung konterkariert.

Wird sich die Aufregung auch im aktuellen Fall schon bald legen, so ist der Vereinsaustritt der 300 Werder-Mitglieder doch ein ermutigendes Zeichen. Signalisiert er den Klubs doch: Für wen oder was auf den Trikots geworben wird, ist auch unser Bier.