Bremen. . Borussia Dortmund und Werder Bremen eröffnen nicht nur am Freitag die 50. Saison der Fußball-Bundesliga, sie trafen sich auch vor 50 Jahren in der Geburtsstunde der Liga mit dem besseren Ende für die Norddeutschen.
Die Erinnerungen leben mehr oder minder gut fort. Der Bremer „Pico“ Schütz weiß immerhin noch, dass es „ruck-zuck“ gegangen ist. Und sein Mitspieler Max Lorenz glaubt, dass es „patsch-patsch“ gemacht hat, als sich die Dortmunder Stürmer Lothar Emmerich und Reinhold Wosab über außen den Ball zupassten, ehe mittig ein gewisser Friedhelm „Timo“ Konietzka „nur den Fuß hinhalten“ musste.
So hat es der Schütze des ersten Bundesliga-Tores jedenfalls einmal in einer Fernsehdokumentation erzählt. Unaufgeregt. So wie alle damaligen Protagonisten nicht viel Aufhebens machen um diesen historischen Moment, diesen ersten Liga-Spieltag am 24. August 1963, als der amtierende Meister Borussia Dortmund sich mit dem Eröffnungstor im Geschichtsbuch der neu geschaffenen Eliteklasse verewigte.
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Hans Tilkowski, Dortmunds Torwart, weiß noch, „dass uns das schnelle 1:0 nicht geholfen hat, am Ende haben wir uns wegen der 2:3-Niederlage sehr geärgert“. Bremen brachte durch Willi Soya, Schütz und Theo Klöckner drei Treffer gegen den späteren Vizeweltmeister Tilkowski an, ehe Konietzka in der Schlussminute noch einmal traf. Sachdienliche Hinweise zu diesem Ereignis kann der ehemalige BVB-Torjäger selbst nicht mehr geben; er setzte im März diesen Jahres mit Hilfe einer Schweizer Sterbeorganisation seinem Leben 73-jährig ein Ende, nachdem ein unheilbares Krebsleiden diagnostiziert worden war.
Alte Legenden im Rahmenprogramm
Weil sich die von den Marketingstrategen der Deutschen Fußball-Liga (DFL) als Auftaktspiel der 50. Bundesliga-Saison auserkorene Begegnung zwischen Dortmund und Bremen am Freitag aus eben diesen Reminiszenzen speist, dürfen die alten Legenden im Rahmenprogramm nicht fehlen. Die heute 77-jährigen Schütz und Tilkowski sind auserwählt, um in der Eröffnungszeremonie mit DFL- und BVB-Präsident Reinhard Rauball die Meisterschale zu bringen. Die Zeitzeugen freuen sich vor allem auf die direkte Begegnung, „dem Hans werde ich noch mal sagen, dass er als Trainer ein harter Hund war“, verrät Schütz. Der Nationaltorwart war auf seiner ersten Trainerstation 1970 beim SV Werder gelandet, Tilkowski rechtfertigt sich rückblickend, weil er doch „die Pappenheimer und die Gepflogenheiten“ gut gekannt habe.
Professionell ausgeprägt waren schließlich die gewachsenen Kameradschaftsrituale bei Speis und Trank in der sogenannten dritten Halbzeit. „Und da war ja keiner, der in der Kneipe neben uns mit einem Handy saß“, erzählt Schütz mit einem Schmunzeln. Tilkowski möchte anmerken, dass auch deshalb Neidgefühle gegenüber den Nachfolgegenerationen „nie aufgekommen“ seien, obwohl er ob der jetzigen Verdienst- und Vermarktungsmöglichkeiten schon staune.
Maximal 1200 Mark Gehalt
„Für unsere Zeit gab es aber auch gutes Geld“, insistiert Schütz. Eine Lehre aus der sehr unerfreulich verlaufenen WM 1962 in Chile war, dass der DFB-Bundestag am 28. Juli 1962 in der Dortmunder Westfalenhalle die Bundesliga-Gründung absegnete und auch gleich die ersten Spielregeln bezüglich der Einkünfte erließ: Das monatliche Grundgehalt durfte maximal 1200 Mark betragen, langjährige Nationalspieler wie Hans Schäfer oder Uwe Seeler konnten bis zu 2000 Mark verdienen.
Von den Höhepunkten der Spiele erfuhr der Fußball-Konsument seinerzeit übrigens eher zufällig, wenn er nicht gerade im Stadion weilte. Nur je eine einzige Kamera stand in den Stadien, unmöglich ließen sich alle wichtigen Szenen einfangen. Oft genug erhielten die Regisseure im Fernsehstudio eine Filmspule, auf der Tore fehlten. Am ersten Spieltag in Bremen war der Kameramann nach dem pünktlichen Anstoß um 17 Uhr schlicht zu spät dran. Kann alles heute Abend nicht passieren. Aber es klingt eben auch romantisch, wenn ein Tor von vor fast einem halben Jahrhundert nur nacherzählt werden kann.