Köln. . Nach der Kritik des Stars am 1. FC Köln ist eine Trennung im Sommer wahrscheinlich. Kölns Geschäftsführer Claus Horstmann sagt zwar, dass die Verfehlung des Nationalspielers keinen Einfluss auf das Bestreben habe, den Vertrag mit ihm zu verlängern, ein Verkauf des Stars im Sommer ist trotzdem wahrscheinlicher geworden.
Deutschlands Fußballprotagonisten haben eine neue Strategie entwickelt, ihre Interessen durchzusetzen. In heiklen Situationen werden Interviews an den Pressestellen der Klubs vorbei in Zeitungen platziert. Philipp Lahm zum Beispiel musste vor zwei Jahren eine Rekordgeldstrafe bezahlen, weil er sich über die „fehlende Philosophie“ beim FC Bayern beklagte, doch am Ende haben die Münchner sich die Worte des Kapitäns zu Herzen genommen.
Am Sonntag ist nun Lukas Podolski hervorgetreten und hat der Bild am Sonntag eine Interviewversion übermittelt, die nicht vom Klub freigegeben war. Der Fall weist allerdings einen entscheidenden Unterschied zu Lahm auf. Podolskis Kritik ist nicht konstruktiv. Bei seiner Rückkehr nach Köln 2009 habe die Ex-Klubführung ihm versprochen, dass um ihn herum eine Mannschaft aufgebaut werde, die „sich unter den Top acht und später unter den Top sechs der Liga etablieren soll“. Das hat er schon mehrfach erzählt. Dann moniert er, dass es „keine Kontinuität“ in der Klubführung gebe. Auch diesen Umstand hat Podolski schon oft bemängelt.
Interview von Podolski ist von Verachtung gegenüber dem 1. FC Köln geprägt
Brisant ist das Interview nicht wegen einzelner Aussagen, sondern, weil es von Verachtung dem Klub gegenüber geprägt ist. Und dieser Eindruck wird verstärkt, weil das Gespräch am Tag eines wichtigen Spiels im Abstiegskampf erschien, das prompt verloren ging. Als Konsequenz bat der Klub, der von einem „Affront“ sprach, Podolski und Berater Kon Schramm gestern zum Rapport. An dessen Ende verbreitete der FC die Mitteilung, Podolski sei auferlegt worden, ein soziales Projekt in Köln zu unterstützen. Im übrigen seien „alle relevanten Themen angesprochen und geklärt“ worden. Dennoch ist das Kind im Brunnen.
Auf den ersten Blick wirkt das wie ein neues Kapitel der alten Geschichte vom Chaosverein, doch aus Sicht des Klubs könnte der Vorfall sogar positive Effekte haben. Denn die Allmacht des Lukas Podolski scheint zu schwinden. Der Kölner Stadtanzeiger vermutet, dass der 26-Jährige die Bodenhaftung verloren habe und angesichts seines Superheldenstatus glaubt, dass er „größer ist als der 1. FC Köln“.
Ablösefreier Wechsel von Podolski im Sommer 2013 wäre für 1. FC Köln der Super-Gau
Horstmann sagt zwar, dass Podolskis Verfehlung keinen Einfluss auf das Bestreben habe, den Vertrag mit ihm zu verlängern, ein Verkauf des Stars im Sommer ist trotzdem wahrscheinlicher geworden. Denn beim Projekt Verlängerung geht es vor allem darum, zu verhindern, dass der Spieler im Sommer 2013 ablösefrei wechselt. Dann hätte der FC seinen wichtigsten Spieler verloren, keine Einnahmen erzielt – und müsste mehrere Millionen an die Investoren zurückzahlen, die den Transfer einst mitfinanzierten. Sollte Podolski etwas am 1. FC Köln liegen, dann wird er mithelfen, das zu verhindern.