Köln. Eine späte Pleite und Ärger um Superstar Lukas Podolski haben beim 1. FC Köln mitten im Karneval für Katerstimmung gesorgt.
Das kann mal eine lustige Sitzung werden. Der 1. FC Köln lädt am Montag zur großen Karnevalssause in den Sartory-Saal, doch die Narren tanzen schon vorher um den Dom. Sozusagen in die Bütt stieg am Sonntag Lukas Podolski - allerdings keineswegs als Frohnatur, sondern als Spaßbremse. Der verletzte Torjäger saß beim 0:1 (0:0) gegen den Hamburger SV zwar lachend auf der Tribüne, hatte aber in einem Interview mit der Bild am Sonntag erneut den Kurs des Vereins kritisiert. Zum Entsetzen der FC-Fans deutete er indirekt seinen Abschied zum Saisonende an.
Als Kronzeugen zog Podolski ausgerechnet Christoph Daum heran. „Er hat mal gesagt, dass viel versprochen und wenig gehalten wurde. Ich sehe mich darin bestätigt“, sagte der 26-Jährige und erklärte, ihm seien einst Perspektiven aufgezeigt worden, die weitaus rosiger waren als die heutige Realität. „Das ist enttäuschend. Ich habe mir etwas anderes erhofft, weil die Voraussetzungen viel mehr hergeben“, sagte Podolski. Das späte HSV-Siegtor durch Paolo Guerrero in der 88. Minute drückte zusätzlich aufs kölsche Gemüt.
Der Verein fühlte sich kurz vor Altweiber heftig auf den Schlips getreten. Der Grund: Laut Geschäftsführer Claus Horstmann hat das Management des Spielers die nicht autorisierte Version des Interviews herausgegeben - am Klub vorbei. „Das ist ein Affront gegen den Verein“, sagte Horstmann außerdem dem Kölner Express: „Zeitpunkt und Inhalt dieses Interviews kommen für mich sehr überraschend. Wenn man selbst immer Ruhe einfordert, dann in dieser Situation als verletzter Spieler ein solches Interview zu geben - dieses Selbstverständnis erschließt sich mir nicht.“ Bei Sky fügte er hinzu, auch Podolski müsse sich „an Spielregeln halten, auch wenn es so scheint, als würden für ihn andere Spielregeln gelten“.
Der Geschäftsführer kündigte Sanktionen an, ohne diese genauer zu benennen. Bayern Münchens Kapitän Philipp Lahm hatte in einem vergleichbaren Fall im November 2009 die höchste Geldstrafe der Vereinsgeschichte in Höhe von angeblich 50.000 Euro erhalten. Mit einer Rückkehr zu den Bayern kokettierte Podolski im besagten Interview auch, zudem halten sich Gerüchte über einen Wechsel zu Schalke 04 hartnäckig.
Podolskis Kollegen hatten auf dem Feld schon in der Anfangsphase einige bange Momente zu überstehen. Mladen Petric (7.), gegen den Christian Eichner im letzten Moment rettete, und Marcell Jansen (9.) mit einem knapp verzogenen Schrägschuss hatten früh die Gästeführung auf dem Fuß. Auch in der Folge gab der HSV den Ton an, ließ Ball und Gegner laufen, gegen die meist nur reagierenden Gastgeber aber ein wenig die Zielstrebigkeit vermissen. Die Kölner Chance zur Führung hatte Milivoje Novakovic, dessen Schuss aus zwölf Metern Slobodan Rajkovic zur Ecke klärte (21.).
Nach der Pause war Köln etwas bemühter, was auch am nachlassenden HSV lag. In der 62. Minute bejubelten die FC-Fans schon die vermeintliche Führung, Schütze Martin Lanig hatte aber klar im Abseits gestanden. Nun hatten die Gastgeber zwischenzeitlich richtig Oberwasser. Den Sieg hatten aber die Hamburger auf dem Fuß, als Petric einen Schuss von Jansen kurz vor dem Tor ins Aus verlängerte (69.). Guerrero traf schließlich doch noch. „Die Mannschaft hat sich belohnt“, sagte HSV-Trainer Thorsten Fink, „aber ich weiß, dass wir noch nicht alle Sorgen los sind.“