München. Der FC Bayern freut sich auf das Starpotenzial von Leroy Sané. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge schwärmt von den Nationalspieler.
Als Leroy Sané am Donnerstagnachmittag mit Karl-Heinz Rummenigge, Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic aufs Podium im Presseraum des FC Bayern stieg, ging es launig zu. „Ich komme mir beinahe vor wie bei der Behörde“, entfuhr es Vorstandschef Rummenigge, als er die Trennscheiben zwischen den Sitzplätzen erblickte. Und auch Sané sorgte für Heiterkeit bei der virtuellen Pressekonferenz anlässlich seiner Präsentation, als er von den neugierigen Nachfragen seiner neuen Mannschaftskollegen während des 14-monatigen Transferpokers mit Manchester City berichtete. „Der Nervigste war Joshua Kimmich. Der hätte mich, glaube ich, am liebsten jeden Tag angerufen und gefragt, was ist“, sagte der Münchner Königstransfer.
Die Beharrlichkeit, mit der die Bayern um ihren Wunschspieler gekämpft hatten, war ein wesentlicher Faktor für den Ex-Schalker gewesen, sich für den Wechsel zu entscheiden. Ein anderer, mindestens ebenso gewichtiger Grund, stellte jenes Konzept dar, dass Salihamidzic dem 24 Jahre alten Flügelspieler während der Verhandlungen vorstellte. „Die wollen mich hier haben als einen der Führungsspieler“, beschrieb Sané nun den Kern der Argumente, die Salihamidzic ihm vorgetragen hatte. Dazu zählten auch die übergeordneten Ziele. „Für mich war klar: Wenn ich einen Wechsel mache, dann muss es ein Verein sein, der die Champions League gewinnen kann“, sagte Sané und fügte hinzu, dass diese Voraussetzung beim FC Bayern absolut gegeben sei. Einen solchen „neuen Reiz“ habe er gesucht, künftig wolle er der Mannschaft helfen, „die Spiele leichter zu gewinnen“. Für die Konkurrenz, vor allem für die ohnehin bereits abgehängte in der Bundesliga, dürfte das nicht gerade erbaulich klingen.
Sané bietet immense Vermarktungsmöglichkeiten
Von Sané versprechen sich die Münchner aber nicht nur, dass er sportlich eine der wichtigsten Säulen in der Mannschaft von Trainer Hansi Flick wird. Sané soll darüber hinaus eines der wesentlichen Gesichter des Vereins werden. Sie sehen in ihm den Kicker in ihrer Belegschaft mit dem größten Starpotenzial. Die Vermarktungsmöglichkeiten des deutschen Nationalspielers erscheinen jedenfalls immens. Nicht allein wegen seiner sportlichen Qualitäten und schon jetzt großen internationalen Bekanntheit durch seine Zeit in der Premier League, sondern auch wegen seines offenen Auftretens und Faibles für einen viel beachteten Lifestyle. Zwischendurch hatte Sané zum Beispiel einmal mit einer extravaganten und kostspieligen weißen Felljacke mit bunten Mustern für Aufsehen gesorgt. Aus Sicht von PR-Strategen sind derartige Auftritte die pure Freude, jedenfalls dann, wenn die sportlichen Leistungen ebenfalls für viel Beachtung sorgen.
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Beim FC Bayern sind sie mächtig stolz auf ihren Transfercoup für 49 Millionen Euro Basisablöse, zumal sie Sané entgegen seines Images als geerdet, unkompliziert und freundlich erleben. Sanés „Schnelligkeit, Dribbelvermögen und Zug zum Tor“ hob Rummenigge hervor, Kahn bezeichnete Sané als Spieler, „der den Unterschied ausmachen kann“ und verwies auf die Vorzüge einer „Blockbildung“ mit deutschen Nationalspielern. Dazu zählen im Kader neben Sané und Kimmich noch Manuel Neuer, Leon Goretzka, Serge Gnabry und Niklas Süle, die mit Ausnahme von Neuer alle Mitte 20 sind und zur sogenannten neuen Generation zählen, die auch das DFB-Team prägen soll.
Salihamidzic lobt Sané für mentale Stärke
Sané geht seine neue Herausforderung mit viel Selbstbewusstsein und ohne Scheu an, was auch daran liegt, dass er offenbar über die Gabe verfügt, die Last der Erwartungen als Bestärkung und Ansporn zu empfinden. Das hob auch Salihamidzic hervor. Sane sei „mental richtig stark“ und könne „unter Druck richtig gute Leistungen bringen“, sagte der Sportvorstand, der den Transfer vorangetrieben hatte. „Ich freue mich riesig über diese Aufgabe“, sagte Sané.
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Von seinem Selbstvertrauen erzählte auch seine Schilderung, wie er zur Trikotnummer 10 gekommen ist, die im Fußball durchaus noch immer als höchste Auszeichnung verstanden wird. „Die 7 war frei und die 10. Ich habe mich für die 10 entschieden“, sagte Sané nonchalant. Die 7 hatte zuletzt Franck Ribéry getragen und die 10 Arjen Robben. Die Flügelspieler waren in der vergangenen Dekade zu Vereinslegenden aufgestiegen. Sané soll ihr Erbe antreten, nachdem sich beide im Sommer 2019 verabschiedet hatten. Und wenn es gut läuft, haben bald auch alle die richtige Aussprache seines Namens verinnerlicht. Dass Bundestrainer Joachim Löw diesen wie „Sahne“ ausspricht, sei nicht schlimm, viele Leute täten das, sagte Sané. Er lächelte, diesmal in einem schneeweißen Pullover.