Mönchengladbach/Paderborn. Der Protest der Bundesliga-Profis nach dem Tod von George Floyd geht um die Welt. DFB-Präsident Fritz Keller stützt die Protestierenden.

Die große Geste wollte Jadon Sancho nach dem Schlusspfiff noch mit Worten untermauern. Deswegen tippte der 20 Jahre alte Engländer von Borussia Dortmund eine Nachricht in sein Smartphone, um sie über die Sozialen Medien in der Welt zu verbreiten. „Wir dürfen keine Angst haben, uns für das einzusetzen, was richtig ist“, schrieb Sancho. Und veröffentlichte zudem das Bild, das weltweit viele große Zeitungen abdruckten, das zahlreiche Menschen bei Facebook und Instagram teilten.

Es zeigt Sancho, wie er sich nach seinem ersten von drei Treffern beim 6:1 des BVB über den SC Paderborn das Trikot ausgezogen hat und ein gelbes T-Shirt präsentiert, auf dem in schwarzer Schrift steht: „Justice for George Floyd“. Auf Deutsch: „Gerechtigkeit für George Floyd.“

Dortmunds Sancho nutzt die große Bühne

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Sancho nutzte damit die große Fußball-Bühne, um nach dem gewaltsamen Tod des schwarzen US-Bürgers George Floyd bei einem Polizei-Einsatz in Minneapolis gegen Rassismus und Polizeigewalt zu protestieren. So wie derzeit zahlreiche Menschen auf der Welt ihre Stimme erheben. Die USA befinden sich durch den Fall in einem heiklen Zustand.

In der Bundesliga setzten neben Sancho weitere Profis ein deutliches Zeichen. Dortmunds Achraf Hakimi präsentierte das gleiche T-Shirt wie sein Mitspieler, er ballte außerdem die Hände zu Fäusten und kreuzte seine Arme. Schalkes Weston McKennie trug eine Armbinde mit der Aufschrift „Justice für George“. Gladbachs Marcus Thuram sank nach seinem ersten Tor gegen Union Berlin (4:1) zu Boden, kniete nieder. In Anlehnung an den früheren NFL-Quarterback Colin Kaepernick, der zur Symbolfigur der Proteste gegen Polizeigewalt vor allem gegenüber dunkelhäutigen US-Bürgern geworden war.

Einzige Top-Liga, die spielt

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Der Protest der vier Fußballer verbreitete sich auch deswegen so rasant, weil die höchste deutsche Spielklasse derzeit als einzige Top-Liga während der Corona-Krise den Spielbetrieb wagt. Zehntausende teilten die Botschaften. Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball-Liga (DFL) eigentlich keine politischen Symbole während der 90 Minuten dulden. Der DFB-Kon­trollausschuss könnte daher Ermittlungen einleiten, der Sachverhalt wird geprüft. Jedoch zeigte DFB-Präsident Fritz Keller bereits am Montag Verständnis für den Protest: „Wenn Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe diskriminiert werden, dann ist dies unerträglich. Ich habe großen Respekt vor Spielerinnen und Spielern, die Haltung haben und ihre Solidarität zeigen.“

Der DFB, der Anti-Rassismus-Kampagnen initiiert, weiß, dass eine Strafe dem Ansehen des Verbandes erheblich schaden würde. 2014 beließ er es deswegen zum Beispiel bei einer Ermahnung. Da zeigte der damalige Kölner Anthony Ujah (mittlerweile bei Union Berlin unter Vertrag) ein T-Shirt mit der Aufschrift „I can’t breathe“ (Ich kann nicht atmen), weil vor sechs Jahren Eric Garner auf ähnliche Weise getötet wurde wie George Floyd.

Michael Jordan und Lewis Hamilton äußern sich

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Die Klubs positionieren sich deutlich hinter ihren Spielern. „Jeder, der Herz und Verstand hat, versteht, was er gemacht hat“, sagte BVB-Sportdirektor Michael Zorc gegenüber dieser Redaktion zu Sanchos Geste. Gladbach-Trainer Marco Rose unterstützte seinen Spieler Thuram: „Wir alle tragen den gleichen Gedanken. Er hat ein Zeichen gegen Rassismus gesetzt, das wir alle komplett unterstützen.“

Zudem äußerten sich noch andere Sport-Stars. „Ich stehe zu denen, die auf den tief verwurzelten Rassismus und die Gewalt gegen farbige Menschen in unserem Land aufmerksam machten“, erklärte Basketball-Ikone Michael Jordan. Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton kritisierte die Zurückhaltung anderer Sportler: „Ihr, die schweigt, ich sehe euch. Einige von euch sind die größten Stars, und doch bleibt ihr inmitten der Ungerechtigkeit still“, schrieb er in den Sozialen Medien.

Versöhnlicher endete Jadon Sanchos Botschaft. „Wir müssen helfen, einen Wandel einzuleiten“, meinte er. „Gemeinsam sind wir stärker.“