Frankfurt. Jürgen Klinsmann steht als neuer Trainer von Hertha BSC an diesem Freitag bei Eintracht Frankfurt bereits mächtig unter Druck.
Jürgen Klinsmann hat vermutlich nicht gezählt, wie oft er in seinem bewegten Leben schon am Frankfurter Airport gewesen ist. Der viertgrößte Flughafen Europas diente zeitweise fast als das zweite Wohnzimmer des Weltenbummlers, der einst aus dem kalifornischen Huntington Beach den deutschen Fußball mit grundlegenden Reformen überwölbte. Als der 55-Jährige kürzlich über den großen Teich flog, wollte er eigentlich nur seiner Funktion als einfaches Aufsichtsratsmitglied bei Hertha BSC nachkommen. Doch mit der Beförderung zum Cheftrainer dauert dieser Deutschland-Aufenthalt erst einmal länger.
Es entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie, dass Klinsmann sein erstes Auswärtsspiel an diesem Freitag in Frankfurt bestreitet, wo die Hertha bei der Eintracht (20.30 Uhr/DAZN) antritt.
Klinsmann: „Die Stimmung ist gut“
Der Druck ist nach dem ziemlich schöngeredeten Debüt gegen Borussia Dortmund (1:2) jedenfalls nicht zu leugnen. „Die Stimmung ist gut und zuversichtlich, jetzt fahren wir nach Frankfurt und geben denen einen richtigen Fight“, sagte Klinsmann am Donnerstag: „Da wird es zur Sache gehen, da wird es krachen.“
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In gewisser Weise ist die Eintracht sogar ein Vorbild: Hertha-Geschäftsführer Michael Preetz nannte als Wendepunkt in der Entwicklung des kommenden Gegners den Gewinn des DFB-Pokals vor zwei Jahren. „Ich glaube, dass das eine unfassbare Euphorie ausgelöst hat“, betonte Preetz. „Wir sind ja noch drin im Pokal, ne?“, fragte daraufhin Klinsmann und freute sich diebisch über die zustimmenden Reaktionen.
Ob er auch noch am Freitagabend lachen wird? Viele bewerten dieses Spiel der auf den Relegationsrang abgerutschten Hertha als Lackmustest, ob das System Klinsmann auch im Jahre 2019 noch funktioniert. Sich einen XXL-Staff zuzulegen, während der Chef als eine Art Supervisor das große Ganze begleitet: Diese Herangehensweise war bei seiner Inthronisierung als Teamchef der deutschen Nationalmannschaft 2004 ziemlich neu, anderthalb Jahrzehnte später verbirgt sich dahinter kein Überraschungseffekt mehr. Jeder Verein hat gute Spezialisten, die von der Athletik bis zur Ernährung die Themenfelder beackern. Und die in den Vereinsstrukturen bestens eingebettet sind.
Konzentration aufs Wesentliche
Gefragt ist ohnehin das Wesentliche: die Arbeit mit einem Team, das hinten zu viel zulässt und vorne zu wenig anbietet. Und das offenbar körperlich nicht voll auf der Höhe ist. Selbst der Revolutionär Klinsmann ahnt, dass Realismus angesagt ist.