Essen. Claudio Pizarro ist der Dauerbrenner der Fußball-Bundesliga. In unserer Kolumne “Freistoß“ geht Peter Müller der Frage nach, wie das möglich ist.
Vor zweieinhalb Jahren trafen wir ihn zum Interview. Wir saßen in einem Raum des Bremer Weserstadions, und Claudio Pizarro machte zuerst mal das, was er fast immer macht: Er lächelte freundlich, er nahm uns sofort für sich ein. Als wir in unserer Redaktion erzählt hatten, dass wir ihn treffen konnten, schwankten die Reaktionen zwischen „Super Typ!“ und „Da wäre ich auch gerne dabei“.
Frage also an Claudio Pizarro: Wie schafft man das bloß, sich so einen Ruf zu erwerben? Wieso ist er bei Fans, Spielern, Trainern und Journalisten gleichermaßen beliebt? „Hilf mir bitte!“, rief er laut in den Raum und wendete sich mit seinem Pizarro-Lächeln an die nette Frau aus der Medien-Abteilung des Vereins. Und dann antwortete er doch selbst: „Na ja, vielleicht ist es meine Ausstrahlung. Ich versuche immer, positiv zu sein. Und respektvoll, das ist auch wichtig.“
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Damit ist ein Teil des Phänomens Claudio Pizarro schon mal erklärt: seine enorme Popularität. Für den anderen Teil, seine unglaubliche Beständigkeit, gibt es auch Erklärungen. Und doch sind sie nicht so eindeutig, dass sie als Vorlage dienen könnten für andere Fußball-Profis, die ihre Karrieren auch gerne ewig weit ausdehnen würden.
Der Peruaner Claudio Pizarro ist 40 Jahre alt. Und noch immer am Ball, mittlerweile wieder für Werder Bremen. Vor 20 Jahren kam er aus Lima in die Hansestadt. Am 12. September 1999 schoss der junge Stürmer sein erstes Bundesligator – als Werder den 1. FC Kaiserslautern am vierten Spieltag mit 5:0 zurück in die Pfalz schickte. Inzwischen sind es schon 197 Bundesligatore, auf 475 Spiele brachte es kein anderer ausländischer Profi.
Um veranschaulichen zu können, über welchen Zeitraum wir hier reden: Im September 1999 verlegte der Deutsche Bundestag seinen Sitz endgültig von Bonn ins Reichstagsgebäude nach Berlin; strahlte RTL erstmals „Wer wird Millionär“ aus; gewann der amerikanische Tennis-Star Andre Agassi die US Open; verstarb der Kölner Kultschauspieler Willy Millowitsch; erhielt der deutsche Schriftsteller Günter Grass den Nobelpreis für Literatur.
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In der sich immer schneller drehenden Fußballwelt veränderte sich auch Claudio Pizarro. Er wechselte zuerst zum FC Bayern München, dann zum FC Chelsea. Er kehrte nach Bremen zurück. Er wechselte noch einmal zum FC Bayern – und kehrte noch einmal nach Bremen zurück. 2017 holte ihn der 1. FC Köln. Und 2018, doch, tatsächlich, nahm ihn Werder Bremen zum vierten Mal unter Vertrag.
Wie es möglich ist, so lange auf höchstem Niveau Fußball zu spielen? Er war bei einem Spezialisten in Italien, hat mit dessen Hilfe genau herausgefunden, was für seinen Körper gut ist. Er hat seine Ernährung umgestellt. Und natürlich hat er auch das Glück, weitgehend gesund geblieben zu sein.
Seinen Trainern kann er inzwischen das Du anbieten. Als er am vergangenen Sonntag beim 3:2-Sieg gegen Augsburg in der 82. Minute eingewechselt wurde, kam er für den Amerikaner Josh Sargent. Der ist 19. Und war noch nicht geboren, als Claudio Pizarro sein erstes Bundesligator erzielte.