Essen. An diesem Wochenende startet die Bundesliga in die neue Saison. In unserer Kolumne Freistoss berichtet Peter Müller von seinen Highlights.

Irgendwo auf der A3 zwischen Würzburg und Aschaffenburg begann ich zu fluchen. Stau, schon wieder. Auf der Rückreise aus dem Italien-Urlaub. Und ich hatte an jenem Freitag im Jahr 2004 doch fest eingeplant, am Abend das Auftaktspiel der Bundesliga im Fernsehen zu schauen. Werder Bremen, der Deutsche Meister (!), gegen Schalke 04 – das war ein Muss.

Stau also. Nerven bewahren. Und hoffen, wenigstens noch den Anstoß der zweiten Halbzeit miterleben zu können. Auf der A45 im Sauerland änderte sich die Stimmung. Im Radio war zu hören: Stromausfall im Weserstadion. Nichts ging. Eine durchgebrannte Starkstrommuffe (klingt schon so destruktiv) hatte alles verdunkelt. Die Reparaturarbeiten dauerten 65 Minuten, die Zuschauer im Stadion und die Kollegen in sämtlichen deutschen Sportredaktionen waren bereits extrem genervt. Dann wurde die Partie doch noch angepfiffen, ich sah sie komplett. Der Siegtreffer für Werder fiel in der 84. Minute, mittlerweile war es 23.15 Uhr. Das Tor von Nelson Valdez war das späteste der Bundesliga-Geschichte.

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Das bis heute schnellste Tor fiel ebenfalls an einem ersten Spieltag, Karim Bellarabi brauchte 2014 nur neun Sekunden, um für Bayer Leverkusen bei Borussia Dortmund zu treffen. Kevin Volland von der TSG Hoffenheim schaffte das ein Jahr später gegen den FC Bayern auch, allerdings am zweiten Spieltag.

Überhaupt: die Bayern. Gab es zum Saisonstart Kuriositäten, waren sie häufig betroffen. Ein 6:0 ist für sie ja mittlerweile kein ungewöhnliches Ergebnis mehr, ein 0:6 aber war schon früher eine Sensation. 1974 blamierten sich die Weltmeister Beckenbauer, Maier, Müller, Schwarzenbeck und Hoeneß auf dem Bieberer Berg – bei den Offenbacher Kickers! Zu den Offenbacher Torschützen zählten der frühere Dortmunder Sigi Held und der spätere Dortmunder Erwin Kostedde. Und das Tor der Kickers hielt der ehemalige Essener Fred Bockholt sauber.

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Den ersten Spieltag 1997 werden die Münchener auch nie vergessen. Der Aufsteiger Kaiserslautern war zu Gast, klare Sache also. Dachte man. Dann fiel Michael Schjönbergs 1:0-Siegtreffer in der 80. Minute. Wer Kaiserslauterns Coup mit der Lebenserwartung einer Eintagsfliege verglich, lag ebenfalls falsch: Der von Otto Rehhagel trainierte Aufsteiger wurde am Ende der Saison sensationell Deutscher Meister. Kann sich jemand vorstellen, dass aktuell der SC Paderborn zum Titel durchstartet?

Und dann war da noch Jean-Marie Pfaff. Zum Saisonauftakt 1982 bei Werder Bremen kassierte der belgische Star-Torwart in seinem ersten Spiel für den FC Bayern eines der kuriosesten Tore der Liga-Geschichte: Aus 35 Metern warf Uwe Reinders den Ball ein – direkt in Richtung Tor. Pfaff war so baff, dass er dem Ball entgegenging, sich nach ihm reckte – und ihn kurz berührte. Das war fatal, denn nur deshalb entschied dieser Torwurf das Spiel. Und nicht einmal ein Stromausfall in Bremen hätte Pfaff vor dieser Blamage bewahren können. Das Spiel fand an einem Samstagnachmittag statt.