Köln. Achim Beierlorzer geht beim 1. FC Köln das Projekt Bundesliga an. Der neue Trainer verbreitet Optimismus. Den kann der Klub dringend gebrauchen.

Achim Beierlorzer steht bereit. Ein Fernsehteam ist zu Gast am Geißbockheim, um einen Beitrag über den 1. FC Köln zu drehen. Zunächst spricht Angreifer Simon Terodde ins Mikrofon. Anschließend soll Beierlorzer vor die Kamera treten. Als der Trainer des Fußball-Bundesligisten erkennt, dass sein Spieler noch eine Weile reden wird, beschließt er, die Wartezeit zu überbrücken. „Ich gehe nochmal kurz rüber zu den Fans“, ruft Beierlorzer und schreitet zu den Zuschauern. Er posiert dann für Selfies, schreibt Autogramme und schwatzt über die anstehende Saison. Danach geht es schnurstracks zurück zum Fernsehteam.

Diese Szene passt zu Beierlorzers bisherigem Auftreten in Köln. Er vergeudet keine Zeit mit Rumstehen. Der 51-Jährige sucht den ständigen Dialog – auch mit den Spielern. Als Fanliebling Anthony Modeste bei einer Trainingsübung nicht zurechtkommt, nimmt ihn Beierlorzer für ein Gespräch zur Seite. Der Profi dreht danach lachend ab. Beierlorzer ist es offenbar gelungen, eine gute Atmosphäre zu schaffen.

Köln erlebt trotz Aufstieg chaotische Saison

Vor drei Monaten herrschte im Klub noch eine merkwürdige Stimmung. Die Mannschaft hatte zwar den direkten Wiederaufstieg geschafft, aber die Anhänger feierten den Erfolg für kölsche Verhältnisse reserviert. Zu chaotisch verlief die Zweitliga-Saison. Erst tobte ein Machtkampf auf der Führungsebene, der zum Rücktritt des Präsidenten Werner Spinner führte. Ende April musste dann Trainer Markus Anfang gehen – als souveräner Tabellenführer. Zudem machte das Team in der Rückwärtsbewegung keinen erstligatauglichen Eindruck. Der Zweitliga-Meister kassierte 47 Gegentreffer.

Deshalb hat Sportdirektor Armin Veh in der Defensive nachgebessert. Er verpflichtete den Niederländer Kingsley Ehizibue als Rechtsverteidiger. Ellyes Skhiri aus Tunesien und Birger Verstraete aus Belgien sollen das defensive Mittelfeld verstärken. Ein Innenverteidiger wird noch gesucht. Viel kosten darf der neue Spieler nicht, denn Veh hat zwölf Millionen Euro an Transfersummen gezahlt. Das Budget ist fast ausgereizt.

Auch für seinen neuen Trainer gab der Sportdirektor Geld aus. 700.000 Euro kassierte Beierlorzers Ex-Verein Jahn Regensburg dem Vernehmen nach. Köln bekam dafür einen Jahrgangsbesten. 2014 beendete Beierlorzer den DFB-Trainerlehrgang mit der Abschlussnote 1,0. Das Zeugnis war aber nicht entscheidend für seine Verpflichtung. Veh überzeugte die Einstellung des Trainers. „Es gibt keine Alternative zum Optimismus“, lautet Beierlorzers Motto.

Diesen Optimismus kann der Klub in den kommenden Wochen gut gebrauchen. Das Auftaktprogramm hat es in sich: Auswärtspartien beim VfL Wolfsburg, dem SC Freiburg und Bayern München. Schwierige Heimspiele gegen Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach. Der Fehlstart droht. Auch im DFB-Pokal haben die Kölner eine komplizierte Aufgabe erwischt: Es geht am Sonntag (18.30 Uhr, Sky) zum Zweitligisten SV Wehen Wiesbaden.

50.000 Fans bei der Saisoneröffnung

Eine Woche vor dem ersten Pflichtspiel steht Beierlorzer auf einer Bühne. Vor ihm auf der Wiese haben sich mehr als 50.000 Fans versammelt, der Klub feiert seine Saisoneröffnung. Beierlorzer stimmt mit den Besuchern die Vereinshymne an. Dann spricht er über seine Gefühle. „Ich habe so etwas noch nie erlebt, und es ist einmalig in Köln“, sagt der Franke. „Es spornt uns an, alles für diese wahnsinnige Stadt und diese tollen Fans zu geben.“ Hinterher erklärt Beierlorzer noch, dass er „eine ruhige Saison“ mit dem Verein spielen wolle. Dann muss er weiter: Autogramme schreiben für die Fans. Es soll keine Zeit vergeudet werden.