München. Die Halbjahresbilanz des FC Bayern und seines Trainers Kovac fällt schlechter aus als in den vergangenen Jahren - Rummenigge verlängert bis 2021.
Als es um sein vorläufiges Fazit des ersten Halbjahres beim FC Bayern ging, hat Trainer Niko Kovac vor allem an sein zweites Halbjahr gedacht. „Ich habe in diesen fast sechs Monaten schon einiges gelernt für mich für die Zukunft“, sagte er am Freitag vor dem letzten Spiel des Jahres bei seinem früheren Arbeitgeber Eintracht Frankfurt an diesem Samstag. Und weil er gerade dabei war, im Rückblick vorauszublicken, verknüpfte er mit der vorläufigen Zwischenbilanz auch stets die Hoffnung auf Besserung. „Es gibt immer Dellen, bei jeder Mannschaft. Wir haben eine Delle gehabt. Ich hoffe, es kommt keine mehr hinzu“, sagte Kovac.
Rumenigge verlängert erwartungsgemäß
Seine Zuversicht zieht er auch aus dem Ehrgeiz der Spieler, bei denen er spüre, dass sie aus dem „Windschatten“ den Meistertitel anpeilen. „Die Jungs wollen das schaffen“, sagte er. Natürlich gilt das auch für Kovac, der in Frankfurt auf Serge Gnabry (Faserriss) und Renato Sanches (Sperre) verzichten muss, aber mit Kingsley Coman und Jérôme Boateng planen kann. Weiterhin planen kann der FC Bayern zudem mit Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, der seinen Vertrag erwartungsgemäß vorzeitig bis zum 31. Dezember 2021 verlängerte, wie die Münchner am Freitag bekanntgaben.
Trainingslager in Katar
Unabhängig vom Verlauf der finalen Dienstreise 2018 vorm Urlaub bis zum Trainingslager in Katar (4. bis 10. Januar) lässt sich ein sehr durchwachsenes erstes Halbjahr für den FC Bayern und seinen neuen Trainer bilanzieren. Auf maximal 36 Punkte kann der Ligaertrag ausbaut werden, doch an der schlechtesten Zwischenbilanz seit 2010 würde das nichts ändern. Vor acht Jahren kamen die Bayern als Fünfter nach 17 Spielen auf 29 Punkte, 14 Zähler hinter dem auch damaligen Tabellenführer Borussia Dortmund. Am Ende wurden die Münchner Dritter. Seither hatten sie die Hinrunde, anders als jetzt, immer als Tabellenerster abgeschlossen. Der beste Ertrag gelang 2015 (46 Zähler). Unter 40 Punkten liefen die Bayern zum Fest nur 2011 ein (37). Zwar als Erster, aber Meister wurde Dortmund. Der Titelgewinn für den BVB ist auch jetzt das wahrscheinlichste Szenario, nachdem die Münchner zuletzt sechs Mal in Serie die Schale gewannen.
Eine Saison im Wellenverlauf
Nun stehen vor dem 26. Pflichtspiel der Saison 17 Siege (6 zu Hause, 11 auswärts), fünf Unentschieden (4/1) und drei Niederlagen (1/2) im Zwischenzeugnis. Reiht man alle Pflichtspiele mit den Anfangsbuchstaben für Siege, Unentschieden und Niederlagen aneinander, lässt sich der wellenförmige Verlauf ebenso ablesen wie die zu Hause (Großbuchstaben) oft unbefriedigenden Ergebnisse. s-s-S-s-S-s-s-U-n-U-N-s-s-s-s-U-S-n-U-S-s-S-u-s-S lautet die Buchstabenreihe, und für die Titelambitionen wäre es wichtig, noch ein kleines s anzufügen, wenn sich der Kreis des ersten Halbjahres für Kovac in Frankfurt schließt. „Die erste Phase lief gut, die zweite schlechter. Jetzt sind wir in der dritten Phase und auf dem aufsteigenden Ast“, sagte Kovac.
Kovac kann seine Position in Bayern stabilisieren
Der 47 Jahre alte Kroate hatte die Zwischenbilanz schon vor dem letzten Heimspiel des Jahres gegen Leipzig (1:0) erklärt. Nach sieben Pflichtspielsiegen zu Beginn seiner Amtszeit, angefangen mit dem 5:0 im Supercup in Frankfurt, sei der „Eindruck entstanden, dass wir uns kein Bein ausreißen müssen und die Bundesliga mit 95 Prozent schlagen können.“ Es folgte die für Bayern-Verhältnisse fast schon historische Misserfolgsserie von vier sieglosen Spielen gegen Augsburg (1:1), in Berlin (0:2), gegen Amsterdam (1:1) und Mönchengladbach (0:3).
Die vier Auswärtssiege danach, inklusive des Achtelfinaleinzugs im Pokal durch das knappe 2:1 beim Viertligisten Rödinghausen, beruhigten die Lage nur scheinbar. Im November geriet Kovac nach dem 1:1 gegen Freiburg sowie nach der 2:3-Niederlage in Dortmund und dem 3:3 gegen Düsseldorf ernsthaft in Bedrängnis. Er griff danach mehr durch, rief einen Rotationsstopp aus und schaffte es durch zuletzt fünf Siege und den Achtelfinal-Einzug in der Champions League als Gruppenerster nach dem 3:3 bei Ajax, die Bayern zu stabilisieren – und auch seine Position als Trainer.
Als Mensch scheint Kovac ohnehin gefestigt. „Weihnachten ist das Fest der Liebe“, sagte er am Freitag zwischendurch, und diese werde im Laufe eines Jahres leider oft vergessen. Kovac befand: „Liebe kommt meiner Meinung nach in der Welt zu kurz.“ Mit Fußball hatte das zwar wenig zu tun. Ein Zwischenfazit verknüpft mit der Hoffnung auf Besserung war es aber auch.