München. Die Spekulationen um den umstrittenen Trainer Niko Kovac bestimmen das Champions-League-Spiel des FC Bayern gegen Benfica Lissabon.
Ganz am Ende der Pressekonferenz schien es, als lausche Niko Kovac dem eben geführten Dialog nach. Den Versuch eines Lächelns hatte der Trainer des FC Bayern dabei am Montag aufgelegt, doch der Gesichtsausdruck passte offensichtlich nicht zu seinen Gedanken. Gefragt worden war er, ob er fürchte, dass das Gruppenspiel der Champions League gegen Benfica Lissabon an diesem Dienstag (20.45 Uhr/Sky) womöglich sein letztes sein könnte.
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„Nein“, antwortete Kovac. Was ihn positiv stimme, hakte der Fragesteller nach. „Was soll mich negativ stimmen?“, fragte Kovac zurück und sagte: „Ich bin immer positiv.“
Ein Punkt genügt dem FC Bayern fürs Achtelfinale
Eine beklemmende Stille legte sich danach in den Pressesaal der Münchener Arena. Kovac ließ den Blick mit dem Versuch eines Lächelns schweifen, einige Sekunden später stand er auf und ging.
Eigentlich hält die Verabredung mit Lissabon eine vergleichsweise komfortable Situation mitten in der Krise bereit. Für die sichere Versetzung ins Achtelfinale genügt schon ein Remis. Bestenfalls könnte sogar der vorzeitige Gruppensieg erreicht werden. Doch übergeordnet befinden sich die Münchener natürlich in einer sehr brenzligen Lage – ganz besonders Kovac.
Vor dem Dialog am Ende hatte er gesagt, dass er schon immer ein Kämpfer gewesen sei und auch bleiben werde. „Aufgeben – das existiert in meinem Wortschatz nicht“, ließ er wissen. Angesprochen auf die am Samstag nach dem 3:3 gegen Fortuna Düsseldorf für die Spieler und den Trainer wenig schmeichelhaften Worte des Präsidenten Uli Hoeneß, der „dilettantische, hanebüchene Slapstick-Einlagen“ gesehen und angekündigt hatte, man werde „alles hinterfragen“, befand Kovac: „Letzten Endes war es ja auch die Wahrheit.“
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Kovac schaute dabei so professionell freundlich und ungerührt wie möglich. Einblicke in sein Seelenleben hat er bisher ohnehin höchst selten gewährt, zuletzt aber zweimal in schneller Folge. Am Freitag hatte der 47-Jährige zu den permanenten Nebengeräuschen gesagt: „Es ist sehr viel.“ Inzwischen sind die Spekulationen um mögliche Nachfolger hinzugekommen um Arsène Wenger, Zinédine Zidane und Ralph Hasenhüttl. Laut „The Telegraph“ steht Wenger schon zur Übernahme bereit. Kovac fragte sich derweil nun auch öffentlich ein bisschen selbst, ob es eine Steigerung von sauer gebe. Seine Wut richtete sich gegen sein Personal, das seine Vorgaben offenbar missachtet und ihn zunehmend im Stich lässt. Dem Vernehmen nach sollen Teile des Kaders seinen Anweisungen nicht mehr vertrauen, laut „Bild“ sollen sich sogar viele Spieler gegen Kovac aussprechen. Der Trainer bestritt dies am Montag. Es war aber wohl vor allem wieder ein Moment, in dem er kämpfte.
Ab Mittwoch wird beim FC Bayern analysiert
Denn dass der frühere Frankfurter nach dem Amtsantritt im Sommer schon Ende November ernsthaft zur Disposition steht, hatte Hoeneß am Wochenende gar nicht mehr zu kaschieren versucht. Nach der Partie gegen Benfica, hatte der Präsident angekündigt, „müssen wir mal eine Analyse machen, wo wir stehen“. In der Bundesliga wird sich auch bis Mittwochmorgen nichts am fünften Platz ändern, ebenso wenig an den neun Punkten Rückstand auf Tabellenführer Dortmund. Allenfalls ein souveräner Sieg gegen Lissabon könnte die Lage von Kovac leicht verbessern. Ob ein Erfolg noch etwas ändern könnte an der grundsätzlichen Skepsis, mit der sie ihm im Verein begegnen, erscheint derzeit allerdings sehr fraglich.